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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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sen edlen Künstlern und von dem ganzen vergange¬
nen Künstlerleben zu erzählen, treibt mich mein
Herz, das einst so heiß für die Kunst glühte und
sich noch immer so gern an dem Blütenduft der
Erinnerung aus jenen unvergeßlichen Frühlingstagen
erquickt. Ich habe treu und ehrlich und schmucklos
nach dem Leben gezeichnet -- auch nach dem mei¬
nigen. Ich habe mich bemüht, wahr über mich
und gerecht gegen Andere zu sein. Vielleicht gehen
diese Spiegelbilder aus alten Tagen auch nicht ganz
nutzlos an den Augen und Herzen meiner jungen
Leser vorüber ..."

Dann las ich das Manuscript -- und bald
hatte sich mein ganzes Herz liebevoll versenkt in
diese Blätter, in jene verschollenen großen Künstler¬
tage und vor Allem in das liebenswürdig fesselnde,
anmuthig erheiternde und belehrende ... und dann
wieder so wunderbar tief rührende "Bühnenleben"
der Schreiberin. -- Das war keine gewöhnliche
Waare auf meinem so viel belagerten und gemi߬
brauchten Redactionstische.

"Haben Sie Karoline Bauer spielen sehn?"
fragte ich einen alten Tapferen jener aussterbenden
Berliner Theater-Garde ... Wie seine Augen da

ſen edlen Künſtlern und von dem ganzen vergange¬
nen Künſtlerleben zu erzählen, treibt mich mein
Herz, das einſt ſo heiß für die Kunſt glühte und
ſich noch immer ſo gern an dem Blütenduft der
Erinnerung aus jenen unvergeßlichen Frühlingstagen
erquickt. Ich habe treu und ehrlich und ſchmucklos
nach dem Leben gezeichnet — auch nach dem mei¬
nigen. Ich habe mich bemüht, wahr über mich
und gerecht gegen Andere zu ſein. Vielleicht gehen
dieſe Spiegelbilder aus alten Tagen auch nicht ganz
nutzlos an den Augen und Herzen meiner jungen
Leſer vorüber …«

Dann las ich das Manuſcript — und bald
hatte ſich mein ganzes Herz liebevoll verſenkt in
dieſe Blätter, in jene verſchollenen großen Künſtler¬
tage und vor Allem in das liebenswürdig feſſelnde,
anmuthig erheiternde und belehrende … und dann
wieder ſo wunderbar tief rührende »Bühnenleben«
der Schreiberin. — Das war keine gewöhnliche
Waare auf meinem ſo viel belagerten und gemi߬
brauchten Redactionstiſche.

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[—IV—/0016] ſen edlen Künſtlern und von dem ganzen vergange¬ nen Künſtlerleben zu erzählen, treibt mich mein Herz, das einſt ſo heiß für die Kunſt glühte und ſich noch immer ſo gern an dem Blütenduft der Erinnerung aus jenen unvergeßlichen Frühlingstagen erquickt. Ich habe treu und ehrlich und ſchmucklos nach dem Leben gezeichnet — auch nach dem mei¬ nigen. Ich habe mich bemüht, wahr über mich und gerecht gegen Andere zu ſein. Vielleicht gehen dieſe Spiegelbilder aus alten Tagen auch nicht ganz nutzlos an den Augen und Herzen meiner jungen Leſer vorüber …« Dann las ich das Manuſcript — und bald hatte ſich mein ganzes Herz liebevoll verſenkt in dieſe Blätter, in jene verſchollenen großen Künſtler¬ tage und vor Allem in das liebenswürdig feſſelnde, anmuthig erheiternde und belehrende … und dann wieder ſo wunderbar tief rührende »Bühnenleben« der Schreiberin. — Das war keine gewöhnliche Waare auf meinem ſo viel belagerten und gemi߬ brauchten Redactionstiſche. »Haben Sie Karoline Bauer ſpielen ſehn?« fragte ich einen alten Tapferen jener ausſterbenden Berliner Theater-Garde … Wie ſeine Augen da

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. —IV—. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/16>, abgerufen am 28.03.2024.