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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von der Nachred und Verleumdung.


Jm Namen JEsu!
Die CI. Laster-Predigt/d. 14. Oct.
1661.

Jn der III. Abtheilung/ von den Lastern wider
den Nächsten/
Das XXIV. Laster: Nachred und Ver-
leumdung.
Text.
3. Mos. c. 19. v. 16.

Du solt kein Verleumder seyn/ unter deinem Volck.

Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!

GRegorius Strigenitius/ in seiner 15. Predigt vom Ge-Deß Apel-
lis
schön
Gemähld
von der
Calumnia
oder Nach-
rede.

wissen/ und andere mehr/ schreiben von dem Kunstreichen Mahler
Apelle, daß/ als er bey dem König Ptolemeo in Egypten fälsch-
lich angegeben/ abe[r] se[i]n Unschuld an den Tag kommen/ und loß
gelassen worden/ er die Calumniam, oder das Laster der Nachred
und Verleumdung/ seinem König und sonst meniglich zu einer Nachricht/ auf
eine grosse Tafel/ folgender Gestalt zierlich gemahlet: Erstlich war gemahlet
ein Richter mit sehr langen Ohren/ damit anzudeuten/ daß grosse Herren ge-
meiniglich bereit seyen/ die Heuchler und Verleumder mit ihren neuen Mehren
anzuhören. Zu beyden Seiten deß Richterstuls stunden zwey Weibsbilder/
die eine hieß Unwissenheit/ die ander Argwohn/ anzuzeigen/ weil dem Herrn der
Handel/ den der Heuchler fürbringt/ unbewust/ und auß scheinbarem Bericht
bald ein Argwohn erwächst/ hab die Lugenhaffte Zung desto bessern Zutritt.
Darauf kommt die Calumnia, oder die Nach[r]ed und Verleumdung daher ge-
tretten im herrlichen Schmuck/ deren der Richter die Hand reicht/ daß sie zu
ihm kommen soll/ dann die Verleumder wissen sich zu butzen wie ein glattes
Kätzlein/ sie können ihren Reden und falschen Auflagen einen feinen Schein
machen/ daß man sie gern hört und annimmt. Sie hat aber feurige Augen
und zornige Geberde/ dann das Hertz ist voller Gifft und Gall wider den Näch-
sten: Jn der lincken Hand trägt sie eine brennende Fackel/ dann ein Verleum-
der kan gar leicht ein Feur anzünden/ daß Jammer und Noth drauß wird:

Mit
G g g g g g 3
von der Nachred und Verleumdung.


Jm Namen JEſu!
Die CI. Laſter-Predigt/d. 14. Oct.
1661.

Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider
den Naͤchſten/
Das XXIV. Laſter: Nachred und Ver-
leumdung.
Text.
3. Moſ. c. 19. v. 16.

Du ſolt kein Verleumder ſeyn/ unter deinem Volck.

Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!

GRegorius Strigenitius/ in ſeiner 15. Predigt vom Ge-Deß Apel-
lis
ſchoͤn
Gemaͤhld
von der
Calumnia
oder Nach-
rede.

wiſſen/ und andere mehr/ ſchreiben von dem Kunſtreichen Mahler
Apelle, daß/ als er bey dem Koͤnig Ptolemeo in Egypten faͤlſch-
lich angegeben/ abe[r] ſe[i]n Unſchuld an den Tag kommen/ und loß
gelaſſen worden/ er die Calumniam, oder das Laſter der Nachred
und Verleumdung/ ſeinem Koͤnig und ſonſt meniglich zu einer Nachricht/ auf
eine groſſe Tafel/ folgender Geſtalt zierlich gemahlet: Erſtlich war gemahlet
ein Richter mit ſehr langen Ohren/ damit anzudeuten/ daß groſſe Herren ge-
meiniglich bereit ſeyen/ die Heuchler und Verleumder mit ihren neuen Mehren
anzuhoͤren. Zu beyden Seiten deß Richterſtuls ſtunden zwey Weibsbilder/
die eine hieß Unwiſſenheit/ die ander Argwohn/ anzuzeigen/ weil dem Herꝛn der
Handel/ den der Heuchler fuͤrbringt/ unbewuſt/ und auß ſcheinbarem Bericht
bald ein Argwohn erwaͤchſt/ hab die Lugenhaffte Zung deſto beſſern Zutritt.
Darauf kommt die Calumnia, oder die Nach[r]ed und Verleumdung daher ge-
tretten im herꝛlichen Schmuck/ deren der Richter die Hand reicht/ daß ſie zu
ihm kommen ſoll/ dann die Verleumder wiſſen ſich zu butzen wie ein glattes
Kaͤtzlein/ ſie koͤnnen ihren Reden und falſchen Auflagen einen feinen Schein
machen/ daß man ſie gern hoͤrt und annimmt. Sie hat aber feurige Augen
und zornige Geberde/ dann das Hertz iſt voller Gifft und Gall wider den Naͤch-
ſten: Jn der lincken Hand traͤgt ſie eine brennende Fackel/ dann ein Verleum-
der kan gar leicht ein Feur anzuͤnden/ daß Jammer und Noth drauß wird:

Mit
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[973/1043] von der Nachred und Verleumdung. Jm Namen JEſu! Die CI. Laſter-Predigt/ Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider den Naͤchſten/ Das XXIV. Laſter: Nachred und Ver- leumdung. Text. 3. Moſ. c. 19. v. 16. Du ſolt kein Verleumder ſeyn/ unter deinem Volck. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! GRegorius Strigenitius/ in ſeiner 15. Predigt vom Ge- wiſſen/ und andere mehr/ ſchreiben von dem Kunſtreichen Mahler Apelle, daß/ als er bey dem Koͤnig Ptolemeo in Egypten faͤlſch- lich angegeben/ aber ſein Unſchuld an den Tag kommen/ und loß gelaſſen worden/ er die Calumniam, oder das Laſter der Nachred und Verleumdung/ ſeinem Koͤnig und ſonſt meniglich zu einer Nachricht/ auf eine groſſe Tafel/ folgender Geſtalt zierlich gemahlet: Erſtlich war gemahlet ein Richter mit ſehr langen Ohren/ damit anzudeuten/ daß groſſe Herren ge- meiniglich bereit ſeyen/ die Heuchler und Verleumder mit ihren neuen Mehren anzuhoͤren. Zu beyden Seiten deß Richterſtuls ſtunden zwey Weibsbilder/ die eine hieß Unwiſſenheit/ die ander Argwohn/ anzuzeigen/ weil dem Herꝛn der Handel/ den der Heuchler fuͤrbringt/ unbewuſt/ und auß ſcheinbarem Bericht bald ein Argwohn erwaͤchſt/ hab die Lugenhaffte Zung deſto beſſern Zutritt. Darauf kommt die Calumnia, oder die Nachred und Verleumdung daher ge- tretten im herꝛlichen Schmuck/ deren der Richter die Hand reicht/ daß ſie zu ihm kommen ſoll/ dann die Verleumder wiſſen ſich zu butzen wie ein glattes Kaͤtzlein/ ſie koͤnnen ihren Reden und falſchen Auflagen einen feinen Schein machen/ daß man ſie gern hoͤrt und annimmt. Sie hat aber feurige Augen und zornige Geberde/ dann das Hertz iſt voller Gifft und Gall wider den Naͤch- ſten: Jn der lincken Hand traͤgt ſie eine brennende Fackel/ dann ein Verleum- der kan gar leicht ein Feur anzuͤnden/ daß Jammer und Noth drauß wird: Mit Deß Apel- lis ſchoͤn Gemaͤhld von der Calumnia oder Nach- rede. G g g g g g 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 973. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/1043>, abgerufen am 16.04.2024.