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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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von Eigenthätigen Ehverloben.


Jm Namen Jesu!
Die
LXX. Laster-Predigt/
Jn der
II. Abtheilung/ von den Lastern widerd. 6. Aug.
1660.

Sich selbsten.
Das XXXIII. Laster: Eigenthätige Ver-
lobung.
Text:
Matth. c. 22. v. 2.
Das Himmelreich ist gleich einem Könige/ der seinem
Sohn Hochzeit machte.
Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!

SO schön und rühmlich der Gehorsam frommer Kinder ist/ so
ärgerlich und böß ist dagegen der Ungehorsam/ welcher doch sehr großUngehor-
sam der Kin-
der ist groß
und gemein.

und gemein ist/ bey vielen ungerathenen Söhnen und Töchtern/ nicht
nur in ihrer Kindheit und Jugend/ sondern auch wann sie starck und
und groß worden/ und nunmehr zu ihrem Verstand und Jahren kommen
seyn/ da sie ihren Eltern dienen/ und sie im Handwerck oder in der Haußhal-
tung etwan einer Arbeit überheben könnten 3 Befehlen ihnen die Eltern et-
was/ so werden sie unwillig/ werffen das Maul auf/ besinnen sich viel und lang/
und därffen wol sagen: Thue es selber/ oder lassen sich vernehmen/ wie jener
Sohn in der Parabel/ da sein Vatter zu ihm sprach: Mein Sohn/ gehe hin
und arbeite heut in meinem Weinberg/ gab er ihm diese schnaubere Antwort/
und sprach: Jch wills nicht thun: Oder sagen/ sie wollens thun/ und thuns
doch nicht/ wie desselben Vatters anderer Sohn gethan. Matth. 21. Ja sie lauf-
fen wolden Eltern gar davon/ und wollen kurtzum ihres eigenen Willens
seyn. Sonderlich aber erfährt man zum öfftern/ daß sie sich ohne der ElternSonderlich
in eigenthä-
tiger Ver-
lobung.

Wissen und Willen heimlich verloben/ eigenthätiger Weiß/ wem sie wollen/
die Ehe versprechen/ und damit ihren Eltern alles Hertzleyd machen/ wie Esau.
1. Mos. 26. Welches auch ein schändlich Laster ist/ das auf solche ungehorsame
Kinder selbsten sihet und gehet/ und eben hievon gedencke ich für dieses mal

etwas
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von Eigenthaͤtigen Ehverloben.


Jm Namen Jeſu!
Die
LXX. Laſter-Predigt/
Jn der
II. Abtheilung/ von den Laſtern widerd. 6. Aug.
1660.

Sich ſelbſten.
Das XXXIII. Laſter: Eigenthaͤtige Ver-
lobung.
Text:
Matth. c. 22. v. 2.
Das Himmelreich iſt gleich einem Koͤnige/ der ſeinem
Sohn Hochzeit machte.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!

SO ſchoͤn und ruͤhmlich der Gehorſam frommer Kinder iſt/ ſo
aͤrgerlich und boͤß iſt dagegen der Ungehorſam/ welcher doch ſehr großUngehor-
ſam der Kin-
der iſt groß
und gemein.

und gemein iſt/ bey vielen ungerathenen Soͤhnen und Toͤchtern/ nicht
nur in ihrer Kindheit und Jugend/ ſondern auch wann ſie ſtarck und
und groß worden/ und nunmehr zu ihrem Verſtand und Jahren kommen
ſeyn/ da ſie ihren Eltern dienen/ und ſie im Handwerck oder in der Haußhal-
tung etwan einer Arbeit uͤberheben koͤnnten 3 Befehlen ihnen die Eltern et-
was/ ſo werden ſie unwillig/ werffen das Maul auf/ beſinnen ſich viel und lang/
und daͤrffen wol ſagen: Thue es ſelber/ oder laſſen ſich vernehmen/ wie jener
Sohn in der Parabel/ da ſein Vatter zu ihm ſprach: Mein Sohn/ gehe hin
und arbeite heut in meinem Weinberg/ gab er ihm dieſe ſchnaubere Antwort/
und ſprach: Jch wills nicht thun: Oder ſagen/ ſie wollens thun/ und thuns
doch nicht/ wie deſſelben Vatters anderer Sohn gethan. Matth. 21. Ja ſie lauf-
fen wolden Eltern gar davon/ und wollen kurtzum ihres eigenen Willens
ſeyn. Sonderlich aber erfaͤhrt man zum oͤfftern/ daß ſie ſich ohne der ElternSonderlich
in eigenthaͤ-
tiger Ver-
lobung.

Wiſſen und Willen heimlich verloben/ eigenthaͤtiger Weiß/ wem ſie wollen/
die Ehe verſprechen/ und damit ihren Eltern alles Hertzleyd machen/ wie Eſau.
1. Moſ. 26. Welches auch ein ſchaͤndlich Laſter iſt/ das auf ſolche ungehorſame
Kinder ſelbſten ſihet und gehet/ und eben hievon gedencke ich fuͤr dieſes mal

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[653/0723] von Eigenthaͤtigen Ehverloben. Jm Namen Jeſu! Die LXX. Laſter-Predigt/ Jn der II. Abtheilung/ von den Laſtern wider Sich ſelbſten. Das XXXIII. Laſter: Eigenthaͤtige Ver- lobung. Text: Matth. c. 22. v. 2. Das Himmelreich iſt gleich einem Koͤnige/ der ſeinem Sohn Hochzeit machte. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! SO ſchoͤn und ruͤhmlich der Gehorſam frommer Kinder iſt/ ſo aͤrgerlich und boͤß iſt dagegen der Ungehorſam/ welcher doch ſehr groß und gemein iſt/ bey vielen ungerathenen Soͤhnen und Toͤchtern/ nicht nur in ihrer Kindheit und Jugend/ ſondern auch wann ſie ſtarck und und groß worden/ und nunmehr zu ihrem Verſtand und Jahren kommen ſeyn/ da ſie ihren Eltern dienen/ und ſie im Handwerck oder in der Haußhal- tung etwan einer Arbeit uͤberheben koͤnnten 3 Befehlen ihnen die Eltern et- was/ ſo werden ſie unwillig/ werffen das Maul auf/ beſinnen ſich viel und lang/ und daͤrffen wol ſagen: Thue es ſelber/ oder laſſen ſich vernehmen/ wie jener Sohn in der Parabel/ da ſein Vatter zu ihm ſprach: Mein Sohn/ gehe hin und arbeite heut in meinem Weinberg/ gab er ihm dieſe ſchnaubere Antwort/ und ſprach: Jch wills nicht thun: Oder ſagen/ ſie wollens thun/ und thuns doch nicht/ wie deſſelben Vatters anderer Sohn gethan. Matth. 21. Ja ſie lauf- fen wolden Eltern gar davon/ und wollen kurtzum ihres eigenen Willens ſeyn. Sonderlich aber erfaͤhrt man zum oͤfftern/ daß ſie ſich ohne der Eltern Wiſſen und Willen heimlich verloben/ eigenthaͤtiger Weiß/ wem ſie wollen/ die Ehe verſprechen/ und damit ihren Eltern alles Hertzleyd machen/ wie Eſau. 1. Moſ. 26. Welches auch ein ſchaͤndlich Laſter iſt/ das auf ſolche ungehorſame Kinder ſelbſten ſihet und gehet/ und eben hievon gedencke ich fuͤr dieſes mal etwas Ungehor- ſam der Kin- der iſt groß und gemein. Sonderlich in eigenthaͤ- tiger Ver- lobung. N n n n 3

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/723>, abgerufen am 28.03.2024.