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Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681.

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vom Ungehorsam.


Jm Namen Jesu!
Die XCI. Laster-Predigt/d. 1. April.
1661.

Jn der III. Abtheilung/ von den Lastern wider
den Nächsten.
Das XIV. Laster: Ungehorsam.
Text:
Mich. c. 7. v. 5. 6.
Bewahre die Thür deines Mundes für der/ die in dei-
nen Armen schläffet. Denn der Sohn verachtet
den Vatter/ die Tochter setzet sich wider die Mutter/
die Schnur ist wider die Schwieger/ und deß Men-
schen Feind sind sein eigen Hauß-Gesind.
Eingang.
Geliebte in Christo dem HErren!

DEr H. Apostel Jacobus sagt: Alle Natur der Thiere undJac. 3. v. 7.
Die Thiere
lassen sich
zähmen/
wie es die
Exempel ge-
ben/

der Vögel und der Schlangen und der Meer-Wunder/ werden
gezähmet/ und sind gezähmet von der Menschlichen Natur/ c. 3.
Exempel dessen findet man in den Historien hin und wieder/ ne-
ben der täglichen Erfahrung. Man weißt/ wie die Falcken
sich zähmen lassen/ daß auch grosse Herren ihre Lust darmit zur Jagd haben/
führen sie auf der Hand/ lassens frey/ ledig fliegen/ und mit dem erlangten
Raub stellen sie sich wieder ein. Die Schlangen lassen ihnen den Gifft be-
nehmen/ daß man sie ohne Gefahr bey sich tragen mag. Das Crocodil ist
dem Menschen gar aufsetzig/ noch hat es am Fluß Nilo eine Jnsul/ darinnen
wohnen Leute/ kleiner Statur/ die bezwingen das Crocodil/ legen ihm ein
Gebiß in das Maul/ setzen sich auf ihn/ reiten und fahren auf ihm zu Wasser und
Land/ schrecken es auch durch ihre Stimme/ daß es der Menschen Cörper/ so
es unlängst verschlungen/ wieder gibt/ daß man sie begraben kan. Der Ele-
fant ist ein grosses Thier/ lässet sich aber also zahm machen/ daß ihm ein gerin-
ger Mensch/ der ihm oben auf den Kopff sitzet/ regieren kan wie er wil. Der

Löwe
S s s s s 2
vom Ungehorſam.


Jm Namen Jeſu!
Die XCI. Laſter-Predigt/d. 1. April.
1661.

Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider
den Naͤchſten.
Das XIV. Laſter: Ungehorſam.
Text:
Mich. c. 7. v. 5. 6.
Bewahre die Thuͤr deines Mundes fuͤr der/ die in dei-
nen Armen ſchlaͤffet. Denn der Sohn verachtet
den Vatter/ die Tochter ſetzet ſich wider die Mutter/
die Schnur iſt wider die Schwieger/ und deß Men-
ſchen Feind ſind ſein eigen Hauß-Geſind.
Eingang.
Geliebte in Chriſto dem HErren!

DEr H. Apoſtel Jacobus ſagt: Alle Natur der Thiere undJac. 3. v. 7.
Die Thiere
laſſen ſich
zaͤhmen/
wie es die
Exempel ge-
ben/

der Voͤgel und der Schlangen und der Meer-Wunder/ werden
gezaͤhmet/ und ſind gezaͤhmet von der Menſchlichen Natur/ c. 3.
Exempel deſſen findet man in den Hiſtorien hin und wieder/ ne-
ben der taͤglichen Erfahrung. Man weißt/ wie die Falcken
ſich zaͤhmen laſſen/ daß auch groſſe Herꝛen ihre Luſt darmit zur Jagd haben/
fuͤhren ſie auf der Hand/ laſſens frey/ ledig fliegen/ und mit dem erlangten
Raub ſtellen ſie ſich wieder ein. Die Schlangen laſſen ihnen den Gifft be-
nehmen/ daß man ſie ohne Gefahr bey ſich tragen mag. Das Crocodil iſt
dem Menſchen gar aufſetzig/ noch hat es am Fluß Nilo eine Jnſul/ darinnen
wohnen Leute/ kleiner Statur/ die bezwingen das Crocodil/ legen ihm ein
Gebiß in das Maul/ ſetzen ſich auf ihn/ reiten und fahrẽ auf ihm zu Waſſer und
Land/ ſchrecken es auch durch ihre Stimme/ daß es der Menſchen Coͤrper/ ſo
es unlaͤngſt verſchlungen/ wieder gibt/ daß man ſie begraben kan. Der Ele-
fant iſt ein groſſes Thier/ laͤſſet ſich aber alſo zahm machen/ daß ihm ein gerin-
ger Menſch/ der ihm oben auf den Kopff ſitzet/ regieren kan wie er wil. Der

Loͤwe
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[875/0945] vom Ungehorſam. Jm Namen Jeſu! Die XCI. Laſter-Predigt/ Jn der III. Abtheilung/ von den Laſtern wider den Naͤchſten. Das XIV. Laſter: Ungehorſam. Text: Mich. c. 7. v. 5. 6. Bewahre die Thuͤr deines Mundes fuͤr der/ die in dei- nen Armen ſchlaͤffet. Denn der Sohn verachtet den Vatter/ die Tochter ſetzet ſich wider die Mutter/ die Schnur iſt wider die Schwieger/ und deß Men- ſchen Feind ſind ſein eigen Hauß-Geſind. Eingang. Geliebte in Chriſto dem HErren! DEr H. Apoſtel Jacobus ſagt: Alle Natur der Thiere und der Voͤgel und der Schlangen und der Meer-Wunder/ werden gezaͤhmet/ und ſind gezaͤhmet von der Menſchlichen Natur/ c. 3. Exempel deſſen findet man in den Hiſtorien hin und wieder/ ne- ben der taͤglichen Erfahrung. Man weißt/ wie die Falcken ſich zaͤhmen laſſen/ daß auch groſſe Herꝛen ihre Luſt darmit zur Jagd haben/ fuͤhren ſie auf der Hand/ laſſens frey/ ledig fliegen/ und mit dem erlangten Raub ſtellen ſie ſich wieder ein. Die Schlangen laſſen ihnen den Gifft be- nehmen/ daß man ſie ohne Gefahr bey ſich tragen mag. Das Crocodil iſt dem Menſchen gar aufſetzig/ noch hat es am Fluß Nilo eine Jnſul/ darinnen wohnen Leute/ kleiner Statur/ die bezwingen das Crocodil/ legen ihm ein Gebiß in das Maul/ ſetzen ſich auf ihn/ reiten und fahrẽ auf ihm zu Waſſer und Land/ ſchrecken es auch durch ihre Stimme/ daß es der Menſchen Coͤrper/ ſo es unlaͤngſt verſchlungen/ wieder gibt/ daß man ſie begraben kan. Der Ele- fant iſt ein groſſes Thier/ laͤſſet ſich aber alſo zahm machen/ daß ihm ein gerin- ger Menſch/ der ihm oben auf den Kopff ſitzet/ regieren kan wie er wil. Der Loͤwe Jac. 3. v. 7. Die Thiere laſſen ſich zaͤhmen/ wie es die Exempel ge- ben/ S s s s s 2

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Zitationshilfe: Bauller, Johann Jacob: Hell-Polirter Laster-Spiegel. Ulm, 1681. , S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauller_lasterspiegel_1681/945>, abgerufen am 25.04.2024.