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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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in alle demjenigen, was uns für die Ueberlassung von wirthschaft-
lichen Gütern, Nutzungen und Leistungen im Verkehre gegeben
wird. Dieses aber nennt man Preis, welcher unter verschiedenen
Formen und Benennungen wiederkehrt1). Die Größe des Erwerbs
erster Art hängt an sich lediglich von der Wirksamkeit der Güter-
quellen, jene des Erwerbs der anderen Art außerdem noch von den
Verkehrsverhältnissen ab.

1) Vorzügliche Literatur: A. smith Inquiry. I. 43. 70. 82. Lauderdale
Inquiry.
Deutsch. Uebers. Berlin 1808. S. 1. 11 folg. Ricardo Principles. Chap.
1. et 20. Torrens, On the production. Chap. 1. Mill, Elements of Polit. Econ.
Chap. III. sect. 2 and 3. p. 90 sqq.
Rau, Lehrb. der polit. Oecon. I. § 158 folg.
Mac-Culloch Principles. Uebers. von Weber. S. 172. 198 folg. Murhard,
Theorie und Politik des Handels. I. S. 30. storch, Cours d'economie politique.
Uebers. von Rau. I. 39. 239. 277. 286. III. 22. 245 folg. Zachariä, 40 Bücher
vom Staate. Bd. V. S. 126. simonde de sismondi, La richesse commerciale.
I. 317. Canard, Principess d'economie politique. Chap. III. say, Cours d'eco-
nomie politique. II. 210. 312 sqq.
Uebers. von v. Theobald. II 156. 231.
Lotz Handbuch. I. 39 folg. Hermann, staatswirthsch. Untersuch. S. 66 folg.
S. auch meine staatswiss. Versuche über Staatskredit. S. 466.
§. 57.
Werth und Preis.

Der Preis ist vom Werthe (§. 39.) ungefähr wie die Wirkung
von der Ursache verschieden. Der Preis, d. h. die Menge von
wirthschaftlichen Tauschgütern, welche man im Verkehre für andere
materielle und immaterielle Güter, welche vertauscht werden kön-
nen, erhält, setzt nicht blos Güter von Tauschwerth, sondern auch
das Begehren und Anbieten solcher voraus1). Die Unterscheidung
des Gebrauchs- und Tauschwerthes2) liegt in der Natur der
wirthschaftlichen Güter. Der Tauschwerth ist allgemeinhin vom
Preise verschieden, wie der Werth überhaupt. Der Werth ist etwas
in der Vorstellung der Menschen Liegendes, nach ihrer Ansicht an
den Gütern Haftendes, und Relatives; dagegen der Preis etwas
Bestimmtes, Festes und aus wirthschaftlichen Gütern selber Beste-
hendes. So wie es keinen Tauschwerth ohne vorausgesetzten Ge-
brauchswerth gibt, so auch gibt es keinen Preis ohne Voraussetzung
des Tauschwerthes. Der Tauschwerth hat einen Preis zur Folge,
sobald ein Angebot und Begehr von einem Gute entstanden ist und
wirksam wird. Diese beiden lassen sich von zwei Seiten betrachten.
Subjektiv versteht man unter ihnen die Menschen, welche wirth-
schaftliche Güter, Nutzungen und Leistungen anbieten und suchen;
objektiv aber die Menge und Arten der angebotenen und begehrten
wirthschaftlichen Güter, Nutzungen und Leistungen selbst. Nicht
einmal bei den persönlichen Leistungen fallen beide zusammen, weil

in alle demjenigen, was uns für die Ueberlaſſung von wirthſchaft-
lichen Gütern, Nutzungen und Leiſtungen im Verkehre gegeben
wird. Dieſes aber nennt man Preis, welcher unter verſchiedenen
Formen und Benennungen wiederkehrt1). Die Größe des Erwerbs
erſter Art hängt an ſich lediglich von der Wirkſamkeit der Güter-
quellen, jene des Erwerbs der anderen Art außerdem noch von den
Verkehrsverhältniſſen ab.

1) Vorzügliche Literatur: A. smith Inquiry. I. 43. 70. 82. Lauderdale
Inquiry.
Deutſch. Ueberſ. Berlin 1808. S. 1. 11 folg. Ricardo Principles. Chap.
1. et 20. Torrens, On the production. Chap. 1. Mill, Elements of Polit. Econ.
Chap. III. sect. 2 and 3. p. 90 sqq.
Rau, Lehrb. der polit. Oecon. I. § 158 folg.
Mac-Culloch Principles. Ueberſ. von Weber. S. 172. 198 folg. Murhard,
Theorie und Politik des Handels. I. S. 30. storch, Cours d'économie politique.
Ueberſ. von Rau. I. 39. 239. 277. 286. III. 22. 245 folg. Zachariä, 40 Bücher
vom Staate. Bd. V. S. 126. simonde de sismondi, La richesse commerciale.
I. 317. Canard, Principess d'économie politique. Chap. III. say, Cours d'éco-
nomie politique. II. 210. 312 sqq.
Ueberſ. von v. Theobald. II 156. 231.
Lotz Handbuch. I. 39 folg. Hermann, ſtaatswirthſch. Unterſuch. S. 66 folg.
S. auch meine ſtaatswiſſ. Verſuche über Staatskredit. S. 466.
§. 57.
Werth und Preis.

Der Preis iſt vom Werthe (§. 39.) ungefähr wie die Wirkung
von der Urſache verſchieden. Der Preis, d. h. die Menge von
wirthſchaftlichen Tauſchgütern, welche man im Verkehre für andere
materielle und immaterielle Güter, welche vertauſcht werden kön-
nen, erhält, ſetzt nicht blos Güter von Tauſchwerth, ſondern auch
das Begehren und Anbieten ſolcher voraus1). Die Unterſcheidung
des Gebrauchs- und Tauſchwerthes2) liegt in der Natur der
wirthſchaftlichen Güter. Der Tauſchwerth iſt allgemeinhin vom
Preiſe verſchieden, wie der Werth überhaupt. Der Werth iſt etwas
in der Vorſtellung der Menſchen Liegendes, nach ihrer Anſicht an
den Gütern Haftendes, und Relatives; dagegen der Preis etwas
Beſtimmtes, Feſtes und aus wirthſchaftlichen Gütern ſelber Beſte-
hendes. So wie es keinen Tauſchwerth ohne vorausgeſetzten Ge-
brauchswerth gibt, ſo auch gibt es keinen Preis ohne Vorausſetzung
des Tauſchwerthes. Der Tauſchwerth hat einen Preis zur Folge,
ſobald ein Angebot und Begehr von einem Gute entſtanden iſt und
wirkſam wird. Dieſe beiden laſſen ſich von zwei Seiten betrachten.
Subjektiv verſteht man unter ihnen die Menſchen, welche wirth-
ſchaftliche Güter, Nutzungen und Leiſtungen anbieten und ſuchen;
objektiv aber die Menge und Arten der angebotenen und begehrten
wirthſchaftlichen Güter, Nutzungen und Leiſtungen ſelbſt. Nicht
einmal bei den perſönlichen Leiſtungen fallen beide zuſammen, weil

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[78/0100] in alle demjenigen, was uns für die Ueberlaſſung von wirthſchaft- lichen Gütern, Nutzungen und Leiſtungen im Verkehre gegeben wird. Dieſes aber nennt man Preis, welcher unter verſchiedenen Formen und Benennungen wiederkehrt1). Die Größe des Erwerbs erſter Art hängt an ſich lediglich von der Wirkſamkeit der Güter- quellen, jene des Erwerbs der anderen Art außerdem noch von den Verkehrsverhältniſſen ab. ¹⁾ Vorzügliche Literatur: A. smith Inquiry. I. 43. 70. 82. Lauderdale Inquiry. Deutſch. Ueberſ. Berlin 1808. S. 1. 11 folg. Ricardo Principles. Chap. 1. et 20. Torrens, On the production. Chap. 1. Mill, Elements of Polit. Econ. Chap. III. sect. 2 and 3. p. 90 sqq. Rau, Lehrb. der polit. Oecon. I. § 158 folg. Mac-Culloch Principles. Ueberſ. von Weber. S. 172. 198 folg. Murhard, Theorie und Politik des Handels. I. S. 30. storch, Cours d'économie politique. Ueberſ. von Rau. I. 39. 239. 277. 286. III. 22. 245 folg. Zachariä, 40 Bücher vom Staate. Bd. V. S. 126. simonde de sismondi, La richesse commerciale. I. 317. Canard, Principess d'économie politique. Chap. III. say, Cours d'éco- nomie politique. II. 210. 312 sqq. Ueberſ. von v. Theobald. II 156. 231. Lotz Handbuch. I. 39 folg. Hermann, ſtaatswirthſch. Unterſuch. S. 66 folg. S. auch meine ſtaatswiſſ. Verſuche über Staatskredit. S. 466. §. 57. Werth und Preis. Der Preis iſt vom Werthe (§. 39.) ungefähr wie die Wirkung von der Urſache verſchieden. Der Preis, d. h. die Menge von wirthſchaftlichen Tauſchgütern, welche man im Verkehre für andere materielle und immaterielle Güter, welche vertauſcht werden kön- nen, erhält, ſetzt nicht blos Güter von Tauſchwerth, ſondern auch das Begehren und Anbieten ſolcher voraus1). Die Unterſcheidung des Gebrauchs- und Tauſchwerthes2) liegt in der Natur der wirthſchaftlichen Güter. Der Tauſchwerth iſt allgemeinhin vom Preiſe verſchieden, wie der Werth überhaupt. Der Werth iſt etwas in der Vorſtellung der Menſchen Liegendes, nach ihrer Anſicht an den Gütern Haftendes, und Relatives; dagegen der Preis etwas Beſtimmtes, Feſtes und aus wirthſchaftlichen Gütern ſelber Beſte- hendes. So wie es keinen Tauſchwerth ohne vorausgeſetzten Ge- brauchswerth gibt, ſo auch gibt es keinen Preis ohne Vorausſetzung des Tauſchwerthes. Der Tauſchwerth hat einen Preis zur Folge, ſobald ein Angebot und Begehr von einem Gute entſtanden iſt und wirkſam wird. Dieſe beiden laſſen ſich von zwei Seiten betrachten. Subjektiv verſteht man unter ihnen die Menſchen, welche wirth- ſchaftliche Güter, Nutzungen und Leiſtungen anbieten und ſuchen; objektiv aber die Menge und Arten der angebotenen und begehrten wirthſchaftlichen Güter, Nutzungen und Leiſtungen ſelbſt. Nicht einmal bei den perſönlichen Leiſtungen fallen beide zuſammen, weil

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/100>, abgerufen am 19.04.2024.