Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

nachdem man die Pfeiler vollends abgebaut hat. Unter demselben
Gesichtspunkte stehen auch die Lehm-, Thon-, Mergel-, Kreide-
und Ocher-Gruben; denn nur die Substanz ist verschieden1).

1) Brard Grundriß. S. 135. de Villefosse Mineralreichthum. II. 384.
Karsten Archiv. IX. 133. XI. 200. XIII. 489. XVII. 386.
III. Von dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze.
§. 110.
1) Flachfallende Lager.

Bei dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze hängt die
Bauart von dem Fallen ab. Man unterscheidet daher die schwach-
fallende (20°-25°) von dem starkfallenden (25°-90°).
Ihre Verschiedenheit macht eine abgesonderte Betrachtung nöthig1).

1) Der Betrieb flachfallender Lager und Flötze (Stein-
kohlen, Eisenstein, Kupferschiefer u. dgl.) zerfällt in zwei Haupt-
arbeiten. Diese sind: a) die Ausrichtung derselben, d. h. die
Einrichtung der Grube, so daß man anfangen kann abzubauen.
Man geht mit einem Schachte oder Stollen auf den tiefsten Punkt
des Lagers oder Flötzes, weil man aus den Abbaupunkten immer
suchen muß, das Mineral auf eine tiefe Grundstrecke zu bringen,
um den Schwierigkeiten der schwebenden Förderung auszuweichen.
Fährt man mit einem Schachte ein, so geschieht es 11/2-2 Lach-
ter seitwärts der Grundstrecke in das Hangende, höchstens der
Förderschacht geht unmittelbar auf die Grundstrecke selbst. Mit
einem Stollen einfahrend, muß man das Lager oder Flötz quer-
schlägig im Liegenden oder Hangenden suchen. Von diesen Ein-
gängen aus richtet man sich dann das abzubauende Feld ein, nicht
blos durch horizontale, sondern auch durch schwebende Strecken.
Die Ersteren sind die Grund-, Mittel- und die Abbaustrecken2).
Die Lezteren liegen entweder auf der Falllinie des Lagers und
Flötzes und sind schwebende Strecken im eigentlichen Sinne
und Bremsberge, oder ihre Richtung ist zwischen der Streich-
und Fallebene des Lagers und Flötzes, und sie steigen unter einem
Winkel an3). Die Grundstrecke treibt man im Niveau der
Stollen- oder Maschinenausrichtung; die Mittelstrecke im Niveau
einer höheren Sohle, aber gerade aus einem Schachte, welcher die
Pfeilerhöhe theilt. Die eigentlich schwebende Strecken kommen
nur bei sehr schwachfallenden Lagern und Flötzen, die Brems-
berge aber bei stärker fallenden (§. 105.) vor. Die Diagonal-
strecken steigen aus den Grundstrecken hervor, und bringen so
allmälig die erforderliche Pfeilerhöhe hervor. Aus ihnen gehen in

nachdem man die Pfeiler vollends abgebaut hat. Unter demſelben
Geſichtspunkte ſtehen auch die Lehm-, Thon-, Mergel-, Kreide-
und Ocher-Gruben; denn nur die Subſtanz iſt verſchieden1).

1) Brard Grundriß. S. 135. de Villefosse Mineralreichthum. II. 384.
Karſten Archiv. IX. 133. XI. 200. XIII. 489. XVII. 386.
III. Von dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze.
§. 110.
1) Flachfallende Lager.

Bei dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze hängt die
Bauart von dem Fallen ab. Man unterſcheidet daher die ſchwach-
fallende (20°-25°) von dem ſtarkfallenden (25°-90°).
Ihre Verſchiedenheit macht eine abgeſonderte Betrachtung nöthig1).

1) Der Betrieb flachfallender Lager und Flötze (Stein-
kohlen, Eiſenſtein, Kupferſchiefer u. dgl.) zerfällt in zwei Haupt-
arbeiten. Dieſe ſind: a) die Ausrichtung derſelben, d. h. die
Einrichtung der Grube, ſo daß man anfangen kann abzubauen.
Man geht mit einem Schachte oder Stollen auf den tiefſten Punkt
des Lagers oder Flötzes, weil man aus den Abbaupunkten immer
ſuchen muß, das Mineral auf eine tiefe Grundſtrecke zu bringen,
um den Schwierigkeiten der ſchwebenden Förderung auszuweichen.
Fährt man mit einem Schachte ein, ſo geſchieht es 1½-2 Lach-
ter ſeitwärts der Grundſtrecke in das Hangende, höchſtens der
Förderſchacht geht unmittelbar auf die Grundſtrecke ſelbſt. Mit
einem Stollen einfahrend, muß man das Lager oder Flötz quer-
ſchlägig im Liegenden oder Hangenden ſuchen. Von dieſen Ein-
gängen aus richtet man ſich dann das abzubauende Feld ein, nicht
blos durch horizontale, ſondern auch durch ſchwebende Strecken.
Die Erſteren ſind die Grund-, Mittel- und die Abbauſtrecken2).
Die Lezteren liegen entweder auf der Falllinie des Lagers und
Flötzes und ſind ſchwebende Strecken im eigentlichen Sinne
und Bremsberge, oder ihre Richtung iſt zwiſchen der Streich-
und Fallebene des Lagers und Flötzes, und ſie ſteigen unter einem
Winkel an3). Die Grundſtrecke treibt man im Niveau der
Stollen- oder Maſchinenausrichtung; die Mittelſtrecke im Niveau
einer höheren Sohle, aber gerade aus einem Schachte, welcher die
Pfeilerhöhe theilt. Die eigentlich ſchwebende Strecken kommen
nur bei ſehr ſchwachfallenden Lagern und Flötzen, die Brems-
berge aber bei ſtärker fallenden (§. 105.) vor. Die Diagonal-
ſtrecken ſteigen aus den Grundſtrecken hervor, und bringen ſo
allmälig die erforderliche Pfeilerhöhe hervor. Aus ihnen gehen in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0161" n="139"/>
nachdem man die Pfeiler vollends abgebaut hat. Unter dem&#x017F;elben<lb/>
Ge&#x017F;ichtspunkte &#x017F;tehen auch die Lehm-, Thon-, Mergel-, Kreide-<lb/>
und Ocher-Gruben; denn nur die Sub&#x017F;tanz i&#x017F;t ver&#x017F;chieden<hi rendition="#sup">1</hi>).</p><lb/>
                        <note place="end" n="1)"><hi rendition="#g">Brard</hi> Grundriß. S. 135. <hi rendition="#aq">de <hi rendition="#i">Villefosse</hi></hi> Mineralreichthum. II. 384.<lb/><hi rendition="#g">Kar&#x017F;ten</hi> Archiv. IX. 133. XI. 200. XIII. 489. XVII. 386.</note>
                      </div>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head> <hi rendition="#c">III. <hi rendition="#g">Von dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze</hi>.</hi> </head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">§. 110.<lb/>
1) <hi rendition="#g">Flachfallende Lager</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <p>Bei dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze hängt die<lb/>
Bauart von dem Fallen ab. Man unter&#x017F;cheidet daher die <hi rendition="#g">&#x017F;chwach</hi>-<lb/><hi rendition="#g">fallende</hi> (20°-25°) von dem <hi rendition="#g">&#x017F;tarkfallenden</hi> (25°-90°).<lb/>
Ihre Ver&#x017F;chiedenheit macht eine abge&#x017F;onderte Betrachtung nöthig<hi rendition="#sup">1</hi>).</p><lb/>
                        <p>1) Der Betrieb <hi rendition="#g">flachfallender</hi> Lager und Flötze (Stein-<lb/>
kohlen, Ei&#x017F;en&#x017F;tein, Kupfer&#x017F;chiefer u. dgl.) zerfällt in zwei Haupt-<lb/>
arbeiten. Die&#x017F;e &#x017F;ind: <hi rendition="#aq">a)</hi> die <hi rendition="#g">Ausrichtung</hi> der&#x017F;elben, d. h. die<lb/>
Einrichtung der Grube, &#x017F;o daß man anfangen kann abzubauen.<lb/>
Man geht mit einem Schachte oder Stollen auf den tief&#x017F;ten Punkt<lb/>
des Lagers oder Flötzes, weil man aus den Abbaupunkten immer<lb/>
&#x017F;uchen muß, das Mineral auf eine tiefe Grund&#x017F;trecke zu bringen,<lb/>
um den Schwierigkeiten der &#x017F;chwebenden Förderung auszuweichen.<lb/>
Fährt man mit einem <hi rendition="#g">Schachte</hi> ein, &#x017F;o ge&#x017F;chieht es 1½-2 Lach-<lb/>
ter &#x017F;eitwärts der Grund&#x017F;trecke in das Hangende, höch&#x017F;tens der<lb/>
Förder&#x017F;chacht geht unmittelbar auf die Grund&#x017F;trecke &#x017F;elb&#x017F;t. Mit<lb/>
einem <hi rendition="#g">Stollen</hi> einfahrend, muß man das Lager oder Flötz quer-<lb/>
&#x017F;chlägig im Liegenden oder Hangenden &#x017F;uchen. Von die&#x017F;en Ein-<lb/>
gängen aus richtet man &#x017F;ich dann das abzubauende Feld ein, nicht<lb/>
blos durch <hi rendition="#g">horizontale</hi>, &#x017F;ondern auch durch <hi rendition="#g">&#x017F;chwebende</hi> Strecken.<lb/>
Die Er&#x017F;teren &#x017F;ind die <hi rendition="#g">Grund</hi>-, <hi rendition="#g">Mittel</hi>- und die <hi rendition="#g">Abbau&#x017F;trecken</hi><hi rendition="#sup">2</hi>).<lb/>
Die Lezteren liegen entweder auf der Falllinie des Lagers und<lb/>
Flötzes und &#x017F;ind <hi rendition="#g">&#x017F;chwebende Strecken</hi> im eigentlichen Sinne<lb/>
und <hi rendition="#g">Bremsberge</hi>, oder ihre Richtung i&#x017F;t zwi&#x017F;chen der Streich-<lb/>
und Fallebene des Lagers und Flötzes, und &#x017F;ie &#x017F;teigen unter einem<lb/>
Winkel an<hi rendition="#sup">3</hi>). Die <hi rendition="#g">Grund&#x017F;trecke</hi> treibt man im Niveau der<lb/>
Stollen- oder Ma&#x017F;chinenausrichtung; die <hi rendition="#g">Mittel&#x017F;trecke</hi> im Niveau<lb/>
einer höheren Sohle, aber gerade aus einem Schachte, welcher die<lb/>
Pfeilerhöhe theilt. Die eigentlich <hi rendition="#g">&#x017F;chwebende</hi> Strecken kommen<lb/>
nur bei &#x017F;ehr &#x017F;chwachfallenden Lagern und Flötzen, die <hi rendition="#g">Brems</hi>-<lb/><hi rendition="#g">berge</hi> aber bei &#x017F;tärker fallenden (§. 105.) vor. Die <hi rendition="#g">Diagonal</hi>-<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;trecken</hi> &#x017F;teigen aus den Grund&#x017F;trecken hervor, und bringen &#x017F;o<lb/>
allmälig die erforderliche Pfeilerhöhe hervor. Aus ihnen gehen in<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0161] nachdem man die Pfeiler vollends abgebaut hat. Unter demſelben Geſichtspunkte ſtehen auch die Lehm-, Thon-, Mergel-, Kreide- und Ocher-Gruben; denn nur die Subſtanz iſt verſchieden1). ¹⁾ Brard Grundriß. S. 135. de Villefosse Mineralreichthum. II. 384. Karſten Archiv. IX. 133. XI. 200. XIII. 489. XVII. 386. III. Von dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze. §. 110. 1) Flachfallende Lager. Bei dem Abbaue regelmäßiger Lager und Flötze hängt die Bauart von dem Fallen ab. Man unterſcheidet daher die ſchwach- fallende (20°-25°) von dem ſtarkfallenden (25°-90°). Ihre Verſchiedenheit macht eine abgeſonderte Betrachtung nöthig1). 1) Der Betrieb flachfallender Lager und Flötze (Stein- kohlen, Eiſenſtein, Kupferſchiefer u. dgl.) zerfällt in zwei Haupt- arbeiten. Dieſe ſind: a) die Ausrichtung derſelben, d. h. die Einrichtung der Grube, ſo daß man anfangen kann abzubauen. Man geht mit einem Schachte oder Stollen auf den tiefſten Punkt des Lagers oder Flötzes, weil man aus den Abbaupunkten immer ſuchen muß, das Mineral auf eine tiefe Grundſtrecke zu bringen, um den Schwierigkeiten der ſchwebenden Förderung auszuweichen. Fährt man mit einem Schachte ein, ſo geſchieht es 1½-2 Lach- ter ſeitwärts der Grundſtrecke in das Hangende, höchſtens der Förderſchacht geht unmittelbar auf die Grundſtrecke ſelbſt. Mit einem Stollen einfahrend, muß man das Lager oder Flötz quer- ſchlägig im Liegenden oder Hangenden ſuchen. Von dieſen Ein- gängen aus richtet man ſich dann das abzubauende Feld ein, nicht blos durch horizontale, ſondern auch durch ſchwebende Strecken. Die Erſteren ſind die Grund-, Mittel- und die Abbauſtrecken2). Die Lezteren liegen entweder auf der Falllinie des Lagers und Flötzes und ſind ſchwebende Strecken im eigentlichen Sinne und Bremsberge, oder ihre Richtung iſt zwiſchen der Streich- und Fallebene des Lagers und Flötzes, und ſie ſteigen unter einem Winkel an3). Die Grundſtrecke treibt man im Niveau der Stollen- oder Maſchinenausrichtung; die Mittelſtrecke im Niveau einer höheren Sohle, aber gerade aus einem Schachte, welcher die Pfeilerhöhe theilt. Die eigentlich ſchwebende Strecken kommen nur bei ſehr ſchwachfallenden Lagern und Flötzen, die Brems- berge aber bei ſtärker fallenden (§. 105.) vor. Die Diagonal- ſtrecken ſteigen aus den Grundſtrecken hervor, und bringen ſo allmälig die erforderliche Pfeilerhöhe hervor. Aus ihnen gehen in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/161
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/161>, abgerufen am 19.04.2024.