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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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verschiedenen Höhen (auch aus den schwebenden Strecken, wo diese
angewendet sind) die Abbaustrecken nach dem Streichenden her-
aus und zwar nach zwei entgegengesetzten Richtungen. Auch kann
man mit der Hauptdiagonale in einiger Entfernung parallele
Diagonalen
ziehen, welche das Feld in Pfeiler theilen. Der
Neigungswinkel dieser Diagonalen richtet sich nach der Falllinie
des Lagers oder Flötzes, nach der Höhe der Pfeiler und nach ihrer
Länge. Diese Abbauart nennt man auch Querbau. b) Der
Abbau derselben, nachdem das Feld so abgetheilt ist. Sind die
Theile des Feldes Pfeiler, dann heißt der Abbau Pfeilerbau.
Sind sie aber lange Felder, dann heißt er Strebbau (Bau mit
breitem Blicke). Geschieht der Abbau nach dem Streichen, dann
heißt er streichender; geschieht er nach dem Fallen, schweben-
der; und geschieht er in der Richtung zwischen beiden Flächen,
dann heißt er diagonaler Abbau.

1) Zur Literatur: Winkler, Prakt. Beobachtungen über den Betrieb des
Grubenbaues auf Flötzgebirgen. Berlin 1794. de Villefosse Mineralreichthum. II.
542. Brard Grundriß. S. 161-176. Karsten Archiv. II. 34. VII. 411. X. 107.
2) Bei ihrer Einrichtung ist gerade Richtung und ebene Sohle Haupterforder-
niß, denn man muß auf Förderung mit Wagen oder mit Pferden dabei Rücksicht
nehmen. Durch eine wellenförmige Lagerung darf sich die Richtung der Strecken
nicht ändern. Die Strecke geht daher der Regel nach söhlig und auf dem Liegenden
der Richtung nach. Ihr Ansteigen beträgt daher nur 1/2-2°. Brard Grundriß.
S. 163-164.
3) Bei allen Dreien ist der Orts- oder Streckenbau ganz gleich. Die
Strecken sind Anfangs schmal und kurz, dann erhält der Streckenpfeiler hiernach
seine bestimmte Breite, und der Fortbau der Strecken fängt mit dem Unterschrämen
der Wände an. Am meisten ist dieser Bau bei den Kohlenflötzen angewendet.
Brard Grundriß. S. 166.
§. 111.
Pfeiler- und Strebbau.

Beim Pfeilerbaue nimmt man die obersten Pfeiler am Aus-
gehenden, oder die am äußersten Ende der Bremsberge und Dia-
gonalen liegenden Pfeiler zuerst hinweg, denn die Abbaustrecken
können immer nach dem Abbaue verworfen (verschüttet) werden.
Darum treibt man auch die obersten Abbaustrecken zuerst ins Feld
und geht damit so abwärts. Die Pfeiler baut man immer von
hinten, d. h. in der weitesten Entfernung von der Förderstrecke,
nach vornen ab, eben um die Abbaustrecken sogleich verwerfen zu
können, ohne Mineral liegen lassen zu müssen. Bei mehreren
Pfeilern übereinander und mehreren Flötzen übereinander, welche
mit einander abgebaut werden sollen, nimmt man immer die ober-
sten zuerst hinweg. Besonders bei Steinkohlen und andern leicht
entzündlichen und böse Wetter verursachenden Mineralien muß

verſchiedenen Höhen (auch aus den ſchwebenden Strecken, wo dieſe
angewendet ſind) die Abbauſtrecken nach dem Streichenden her-
aus und zwar nach zwei entgegengeſetzten Richtungen. Auch kann
man mit der Hauptdiagonale in einiger Entfernung parallele
Diagonalen
ziehen, welche das Feld in Pfeiler theilen. Der
Neigungswinkel dieſer Diagonalen richtet ſich nach der Falllinie
des Lagers oder Flötzes, nach der Höhe der Pfeiler und nach ihrer
Länge. Dieſe Abbauart nennt man auch Querbau. b) Der
Abbau derſelben, nachdem das Feld ſo abgetheilt iſt. Sind die
Theile des Feldes Pfeiler, dann heißt der Abbau Pfeilerbau.
Sind ſie aber lange Felder, dann heißt er Strebbau (Bau mit
breitem Blicke). Geſchieht der Abbau nach dem Streichen, dann
heißt er ſtreichender; geſchieht er nach dem Fallen, ſchweben-
der; und geſchieht er in der Richtung zwiſchen beiden Flächen,
dann heißt er diagonaler Abbau.

1) Zur Literatur: Winkler, Prakt. Beobachtungen über den Betrieb des
Grubenbaues auf Flötzgebirgen. Berlin 1794. de Villefosse Mineralreichthum. II.
542. Brard Grundriß. S. 161–176. Karſten Archiv. II. 34. VII. 411. X. 107.
2) Bei ihrer Einrichtung iſt gerade Richtung und ebene Sohle Haupterforder-
niß, denn man muß auf Förderung mit Wagen oder mit Pferden dabei Rückſicht
nehmen. Durch eine wellenförmige Lagerung darf ſich die Richtung der Strecken
nicht ändern. Die Strecke geht daher der Regel nach ſöhlig und auf dem Liegenden
der Richtung nach. Ihr Anſteigen beträgt daher nur ½-2°. Brard Grundriß.
S. 163–164.
3) Bei allen Dreien iſt der Orts- oder Streckenbau ganz gleich. Die
Strecken ſind Anfangs ſchmal und kurz, dann erhält der Streckenpfeiler hiernach
ſeine beſtimmte Breite, und der Fortbau der Strecken fängt mit dem Unterſchrämen
der Wände an. Am meiſten iſt dieſer Bau bei den Kohlenflötzen angewendet.
Brard Grundriß. S. 166.
§. 111.
Pfeiler- und Strebbau.

Beim Pfeilerbaue nimmt man die oberſten Pfeiler am Aus-
gehenden, oder die am äußerſten Ende der Bremsberge und Dia-
gonalen liegenden Pfeiler zuerſt hinweg, denn die Abbauſtrecken
können immer nach dem Abbaue verworfen (verſchüttet) werden.
Darum treibt man auch die oberſten Abbauſtrecken zuerſt ins Feld
und geht damit ſo abwärts. Die Pfeiler baut man immer von
hinten, d. h. in der weiteſten Entfernung von der Förderſtrecke,
nach vornen ab, eben um die Abbauſtrecken ſogleich verwerfen zu
können, ohne Mineral liegen laſſen zu müſſen. Bei mehreren
Pfeilern übereinander und mehreren Flötzen übereinander, welche
mit einander abgebaut werden ſollen, nimmt man immer die ober-
ſten zuerſt hinweg. Beſonders bei Steinkohlen und andern leicht
entzündlichen und böſe Wetter verurſachenden Mineralien muß

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[140/0162] verſchiedenen Höhen (auch aus den ſchwebenden Strecken, wo dieſe angewendet ſind) die Abbauſtrecken nach dem Streichenden her- aus und zwar nach zwei entgegengeſetzten Richtungen. Auch kann man mit der Hauptdiagonale in einiger Entfernung parallele Diagonalen ziehen, welche das Feld in Pfeiler theilen. Der Neigungswinkel dieſer Diagonalen richtet ſich nach der Falllinie des Lagers oder Flötzes, nach der Höhe der Pfeiler und nach ihrer Länge. Dieſe Abbauart nennt man auch Querbau. b) Der Abbau derſelben, nachdem das Feld ſo abgetheilt iſt. Sind die Theile des Feldes Pfeiler, dann heißt der Abbau Pfeilerbau. Sind ſie aber lange Felder, dann heißt er Strebbau (Bau mit breitem Blicke). Geſchieht der Abbau nach dem Streichen, dann heißt er ſtreichender; geſchieht er nach dem Fallen, ſchweben- der; und geſchieht er in der Richtung zwiſchen beiden Flächen, dann heißt er diagonaler Abbau. ¹⁾ Zur Literatur: Winkler, Prakt. Beobachtungen über den Betrieb des Grubenbaues auf Flötzgebirgen. Berlin 1794. de Villefosse Mineralreichthum. II. 542. Brard Grundriß. S. 161–176. Karſten Archiv. II. 34. VII. 411. X. 107. ²⁾ Bei ihrer Einrichtung iſt gerade Richtung und ebene Sohle Haupterforder- niß, denn man muß auf Förderung mit Wagen oder mit Pferden dabei Rückſicht nehmen. Durch eine wellenförmige Lagerung darf ſich die Richtung der Strecken nicht ändern. Die Strecke geht daher der Regel nach ſöhlig und auf dem Liegenden der Richtung nach. Ihr Anſteigen beträgt daher nur ½-2°. Brard Grundriß. S. 163–164. ³⁾ Bei allen Dreien iſt der Orts- oder Streckenbau ganz gleich. Die Strecken ſind Anfangs ſchmal und kurz, dann erhält der Streckenpfeiler hiernach ſeine beſtimmte Breite, und der Fortbau der Strecken fängt mit dem Unterſchrämen der Wände an. Am meiſten iſt dieſer Bau bei den Kohlenflötzen angewendet. Brard Grundriß. S. 166. §. 111. Pfeiler- und Strebbau. Beim Pfeilerbaue nimmt man die oberſten Pfeiler am Aus- gehenden, oder die am äußerſten Ende der Bremsberge und Dia- gonalen liegenden Pfeiler zuerſt hinweg, denn die Abbauſtrecken können immer nach dem Abbaue verworfen (verſchüttet) werden. Darum treibt man auch die oberſten Abbauſtrecken zuerſt ins Feld und geht damit ſo abwärts. Die Pfeiler baut man immer von hinten, d. h. in der weiteſten Entfernung von der Förderſtrecke, nach vornen ab, eben um die Abbauſtrecken ſogleich verwerfen zu können, ohne Mineral liegen laſſen zu müſſen. Bei mehreren Pfeilern übereinander und mehreren Flötzen übereinander, welche mit einander abgebaut werden ſollen, nimmt man immer die ober- ſten zuerſt hinweg. Beſonders bei Steinkohlen und andern leicht entzündlichen und böſe Wetter verurſachenden Mineralien muß

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/162>, abgerufen am 28.03.2024.