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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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schnitte vom edeln Metalle wegen der Münzung; bei den Edelsteinen
ist Absatz unerläßlich; bei Marmor- und Baustein-Brüchen eben-
falls; weniger nöthig ist der Absatz bei Straßen- und Pflaster-
steinen, wenn der Bruch Gemeinden gehört; bei Gips- und Kalk-
brüchen ist er aber unerläßlich, wie bei Thon- und Mergelgruben,
wenn die Lezteren nicht den Mergel für große und mehrere Land-
güter liefern; selten aber wird es Vortheil bringen, eine Stein-
und Braunkohlengrube oder Torfstecherei blos zu eigenem Verbrauche
zu betreiben. Salzwerke können ohne Absatz gar nicht bestehen.
Sehr vortheilhaft können b) die Berghandlungen sein, welche
den bergmännischen Producenten die gewonnenen Erze und Edel-
steine abkaufen, weil diesen, als ausschließlichen Geschäften, mehr
Absatzmittel zu Gebote stehen, weil sie dem Bergbauunternehmer
das Capital bald ersetzen, so daß er sein Werk schneller und stetiger
betreiben kann, und weil sie dem Bergbaubetriebe im Kleinen,
wie z. B. in Frankreich und in Schlesien, fast ganz unentbehrlich
sind. Wesentlich aber sind c) die Transportmittel zu Wasser
und zu Land; denn je schneller und je leichter der Transport, desto
größer ist unter übrigens gleichen Umständen der bergmännische und
der Handelsgewinn; es kommt daher sehr auf die Beschaffenheit
des Bodens zu Tage, auf die Güte der nächsten Wege zur Tage-
förderung, darauf ob sie Eisenbahnen, Schienenwege oder andere
Wege, ob sie eben, uneben oder abhängig sind, auf die Nähe
großer Straßen, Kanäle, Flüsse und Ströme, und auf den Aus-
gang der Stollen an einem dieser Communicationsmittel, an.

§. 121.
Fortsetzung.

3) Das Vorhandenseyn von Hüttenwerken, weil der Absatz
größer ist, wenn die Erze schon gereinigt und in größeren gedie-
genen Massen zu kaufen sind; von der Güte derselben, von der
Methode der Aufbereitung und Reinigung, von der Einrichtung
derselben, von ihrer Lage zum Bergwerke selbst hängt ihr Vortheil
ab; aber darüber entscheidet die Technologie.

4) Das Vorhandensein der hinreichenden Menge tüchti-
ger Arbeiter. Daher ist ein Bergwerk besser, das in sehr be-
völkerten Gegenden, in Gegenden, wo der Bergbaubetrieb ein
Haupterwerbszweig ist, und in Ländern liegt, wo für Bildung und
Unterstützung bergmännischer Arbeiter viel geschieht, sei dies von
Privatvereinen oder vom Staate angeordnet, z. B. durch höhere
und niedere Bergschulen, Reisestipendien, Berg- und Knappschafts-

ſchnitte vom edeln Metalle wegen der Münzung; bei den Edelſteinen
iſt Abſatz unerläßlich; bei Marmor- und Bauſtein-Brüchen eben-
falls; weniger nöthig iſt der Abſatz bei Straßen- und Pflaſter-
ſteinen, wenn der Bruch Gemeinden gehört; bei Gips- und Kalk-
brüchen iſt er aber unerläßlich, wie bei Thon- und Mergelgruben,
wenn die Lezteren nicht den Mergel für große und mehrere Land-
güter liefern; ſelten aber wird es Vortheil bringen, eine Stein-
und Braunkohlengrube oder Torfſtecherei blos zu eigenem Verbrauche
zu betreiben. Salzwerke können ohne Abſatz gar nicht beſtehen.
Sehr vortheilhaft können b) die Berghandlungen ſein, welche
den bergmänniſchen Producenten die gewonnenen Erze und Edel-
ſteine abkaufen, weil dieſen, als ausſchließlichen Geſchäften, mehr
Abſatzmittel zu Gebote ſtehen, weil ſie dem Bergbauunternehmer
das Capital bald erſetzen, ſo daß er ſein Werk ſchneller und ſtetiger
betreiben kann, und weil ſie dem Bergbaubetriebe im Kleinen,
wie z. B. in Frankreich und in Schleſien, faſt ganz unentbehrlich
ſind. Weſentlich aber ſind c) die Transportmittel zu Waſſer
und zu Land; denn je ſchneller und je leichter der Transport, deſto
größer iſt unter übrigens gleichen Umſtänden der bergmänniſche und
der Handelsgewinn; es kommt daher ſehr auf die Beſchaffenheit
des Bodens zu Tage, auf die Güte der nächſten Wege zur Tage-
förderung, darauf ob ſie Eiſenbahnen, Schienenwege oder andere
Wege, ob ſie eben, uneben oder abhängig ſind, auf die Nähe
großer Straßen, Kanäle, Flüſſe und Ströme, und auf den Aus-
gang der Stollen an einem dieſer Communicationsmittel, an.

§. 121.
Fortſetzung.

3) Das Vorhandenſeyn von Hüttenwerken, weil der Abſatz
größer iſt, wenn die Erze ſchon gereinigt und in größeren gedie-
genen Maſſen zu kaufen ſind; von der Güte derſelben, von der
Methode der Aufbereitung und Reinigung, von der Einrichtung
derſelben, von ihrer Lage zum Bergwerke ſelbſt hängt ihr Vortheil
ab; aber darüber entſcheidet die Technologie.

4) Das Vorhandenſein der hinreichenden Menge tüchti-
ger Arbeiter. Daher iſt ein Bergwerk beſſer, das in ſehr be-
völkerten Gegenden, in Gegenden, wo der Bergbaubetrieb ein
Haupterwerbszweig iſt, und in Ländern liegt, wo für Bildung und
Unterſtützung bergmänniſcher Arbeiter viel geſchieht, ſei dies von
Privatvereinen oder vom Staate angeordnet, z. B. durch höhere
und niedere Bergſchulen, Reiſeſtipendien, Berg- und Knappſchafts-

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[150/0172] ſchnitte vom edeln Metalle wegen der Münzung; bei den Edelſteinen iſt Abſatz unerläßlich; bei Marmor- und Bauſtein-Brüchen eben- falls; weniger nöthig iſt der Abſatz bei Straßen- und Pflaſter- ſteinen, wenn der Bruch Gemeinden gehört; bei Gips- und Kalk- brüchen iſt er aber unerläßlich, wie bei Thon- und Mergelgruben, wenn die Lezteren nicht den Mergel für große und mehrere Land- güter liefern; ſelten aber wird es Vortheil bringen, eine Stein- und Braunkohlengrube oder Torfſtecherei blos zu eigenem Verbrauche zu betreiben. Salzwerke können ohne Abſatz gar nicht beſtehen. Sehr vortheilhaft können b) die Berghandlungen ſein, welche den bergmänniſchen Producenten die gewonnenen Erze und Edel- ſteine abkaufen, weil dieſen, als ausſchließlichen Geſchäften, mehr Abſatzmittel zu Gebote ſtehen, weil ſie dem Bergbauunternehmer das Capital bald erſetzen, ſo daß er ſein Werk ſchneller und ſtetiger betreiben kann, und weil ſie dem Bergbaubetriebe im Kleinen, wie z. B. in Frankreich und in Schleſien, faſt ganz unentbehrlich ſind. Weſentlich aber ſind c) die Transportmittel zu Waſſer und zu Land; denn je ſchneller und je leichter der Transport, deſto größer iſt unter übrigens gleichen Umſtänden der bergmänniſche und der Handelsgewinn; es kommt daher ſehr auf die Beſchaffenheit des Bodens zu Tage, auf die Güte der nächſten Wege zur Tage- förderung, darauf ob ſie Eiſenbahnen, Schienenwege oder andere Wege, ob ſie eben, uneben oder abhängig ſind, auf die Nähe großer Straßen, Kanäle, Flüſſe und Ströme, und auf den Aus- gang der Stollen an einem dieſer Communicationsmittel, an. §. 121. Fortſetzung. 3) Das Vorhandenſeyn von Hüttenwerken, weil der Abſatz größer iſt, wenn die Erze ſchon gereinigt und in größeren gedie- genen Maſſen zu kaufen ſind; von der Güte derſelben, von der Methode der Aufbereitung und Reinigung, von der Einrichtung derſelben, von ihrer Lage zum Bergwerke ſelbſt hängt ihr Vortheil ab; aber darüber entſcheidet die Technologie. 4) Das Vorhandenſein der hinreichenden Menge tüchti- ger Arbeiter. Daher iſt ein Bergwerk beſſer, das in ſehr be- völkerten Gegenden, in Gegenden, wo der Bergbaubetrieb ein Haupterwerbszweig iſt, und in Ländern liegt, wo für Bildung und Unterſtützung bergmänniſcher Arbeiter viel geſchieht, ſei dies von Privatvereinen oder vom Staate angeordnet, z. B. durch höhere und niedere Bergſchulen, Reiſeſtipendien, Berg- und Knappſchafts-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/172>, abgerufen am 25.04.2024.