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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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§. 149.
Fortsetzung. b) Der Reitzmittel; c) der Mengemittel; und
d) des Composts.

Es ist aber der Gebrauch
b) der Reitzmittel und
c) der Mengemittel
nur dann und dort von Nutzen, wann und wo die ihnen entgegen-
gesetzten schädlichen Eigenschaften des Bodens neutralisirt werden
sollen. Wenn dies nicht der Fall ist, dann ist derselbe gewiß
schädlich. Auch ist vorzüglich auf diesem Wege zu erklären, warum
das Thonen, Mergeln, Sanden, Kalken und Gipsen vielfach
schlimme Folgen hatte und diese Materien in manchen Gegenden
ganz in Verruf gekommen waren. Es richtet sich also die Quali-
tät und Quantität der zu wählenden Reitz- und Mengemittel nach
der Beschaffenheit des Bodens. Nämlich: 1) der Thon darf nur
in gepulvertem Zustande auf einen sandigen Boden gebracht wer-
den1); 2) der Kalk (auch das Knochenmehl) wird nur in dem
Thonboden in gepulvertem Zustande vortheilhaft sein2); 3) der
Sand hat sich meistens zur Verbesserung torfiger Gründe und
Wiesen nützlich erwiesen3); 4) der Mergel, besonders in ge-
branntem Zustande, paßt für den Thonboden besonders wegen
seiner Wohlfeilheit um so mehr, je größer sein Kalkgehalt ist,
derselbe eignet sich bei hauptsächlichem Thongehalte wegen seiner
geringen Kosten und seines leichten Zerfallens an der Luft noch
besser als der reine Thon4); 5) man muß besonders beim Ge-
brauche des Thones sich hüten, daß keine Klayklumpen entstehen,
weil man den Acker natürlich dadurch verderbt; -- 6) in Betreff
der Zeit, wann diese Mischung geschehen soll, ist zu bemerken,
daß diese nur vor der Saat besorgt werden muß, weil die Men-
gung ohne Unterackern nicht möglich und namentlich der kohlen-
saure Kalk den Pflänzchen schädlich ist5); 7) das Gipsen dage-
gen hat gerade dann seine hauptsächliche Wirkung, wenn die
entsprechenden Pflanzen schon eine ziemliche Höhe erreicht haben6);
8) die Salze, besonders Laugensalze, werden hauptsächlich mit
Vortheil auf dem Wiesenboden angewendet7).

d) Der Gebrauch des Mengedüngers ist sehr vortheilhaft.
Man überdüngt damit blos und eggt ihn unter oder pflügt ihn
ganz seicht ein. Dies geschieht in der Saatfurche. Man streut
ihn aber, bisweilen erst im Frühjahre auf die Winterfrucht, über
die etwas hervorgekommene Saat8).

1) Lehm ist dem Thone noch vorzuziehen. Beide müssen vor dem Aufbringen
längere Zeit den Einflüssen der Luft ausgesetzt werden. Die Menge davon, welche
§. 149.
Fortſetzung. b) Der Reitzmittel; c) der Mengemittel; und
d) des Compoſts.

Es iſt aber der Gebrauch
b) der Reitzmittel und
c) der Mengemittel
nur dann und dort von Nutzen, wann und wo die ihnen entgegen-
geſetzten ſchädlichen Eigenſchaften des Bodens neutraliſirt werden
ſollen. Wenn dies nicht der Fall iſt, dann iſt derſelbe gewiß
ſchädlich. Auch iſt vorzüglich auf dieſem Wege zu erklären, warum
das Thonen, Mergeln, Sanden, Kalken und Gipſen vielfach
ſchlimme Folgen hatte und dieſe Materien in manchen Gegenden
ganz in Verruf gekommen waren. Es richtet ſich alſo die Quali-
tät und Quantität der zu wählenden Reitz- und Mengemittel nach
der Beſchaffenheit des Bodens. Nämlich: 1) der Thon darf nur
in gepulvertem Zuſtande auf einen ſandigen Boden gebracht wer-
den1); 2) der Kalk (auch das Knochenmehl) wird nur in dem
Thonboden in gepulvertem Zuſtande vortheilhaft ſein2); 3) der
Sand hat ſich meiſtens zur Verbeſſerung torfiger Gründe und
Wieſen nützlich erwieſen3); 4) der Mergel, beſonders in ge-
branntem Zuſtande, paßt für den Thonboden beſonders wegen
ſeiner Wohlfeilheit um ſo mehr, je größer ſein Kalkgehalt iſt,
derſelbe eignet ſich bei hauptſächlichem Thongehalte wegen ſeiner
geringen Koſten und ſeines leichten Zerfallens an der Luft noch
beſſer als der reine Thon4); 5) man muß beſonders beim Ge-
brauche des Thones ſich hüten, daß keine Klayklumpen entſtehen,
weil man den Acker natürlich dadurch verderbt; — 6) in Betreff
der Zeit, wann dieſe Miſchung geſchehen ſoll, iſt zu bemerken,
daß dieſe nur vor der Saat beſorgt werden muß, weil die Men-
gung ohne Unterackern nicht möglich und namentlich der kohlen-
ſaure Kalk den Pflänzchen ſchädlich iſt5); 7) das Gipſen dage-
gen hat gerade dann ſeine hauptſächliche Wirkung, wenn die
entſprechenden Pflanzen ſchon eine ziemliche Höhe erreicht haben6);
8) die Salze, beſonders Laugenſalze, werden hauptſächlich mit
Vortheil auf dem Wieſenboden angewendet7).

d) Der Gebrauch des Mengedüngers iſt ſehr vortheilhaft.
Man überdüngt damit blos und eggt ihn unter oder pflügt ihn
ganz ſeicht ein. Dies geſchieht in der Saatfurche. Man ſtreut
ihn aber, bisweilen erſt im Frühjahre auf die Winterfrucht, über
die etwas hervorgekommene Saat8).

1) Lehm iſt dem Thone noch vorzuziehen. Beide müſſen vor dem Aufbringen
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[188/0210] §. 149. Fortſetzung. b) Der Reitzmittel; c) der Mengemittel; und d) des Compoſts. Es iſt aber der Gebrauch b) der Reitzmittel und c) der Mengemittel nur dann und dort von Nutzen, wann und wo die ihnen entgegen- geſetzten ſchädlichen Eigenſchaften des Bodens neutraliſirt werden ſollen. Wenn dies nicht der Fall iſt, dann iſt derſelbe gewiß ſchädlich. Auch iſt vorzüglich auf dieſem Wege zu erklären, warum das Thonen, Mergeln, Sanden, Kalken und Gipſen vielfach ſchlimme Folgen hatte und dieſe Materien in manchen Gegenden ganz in Verruf gekommen waren. Es richtet ſich alſo die Quali- tät und Quantität der zu wählenden Reitz- und Mengemittel nach der Beſchaffenheit des Bodens. Nämlich: 1) der Thon darf nur in gepulvertem Zuſtande auf einen ſandigen Boden gebracht wer- den1); 2) der Kalk (auch das Knochenmehl) wird nur in dem Thonboden in gepulvertem Zuſtande vortheilhaft ſein2); 3) der Sand hat ſich meiſtens zur Verbeſſerung torfiger Gründe und Wieſen nützlich erwieſen3); 4) der Mergel, beſonders in ge- branntem Zuſtande, paßt für den Thonboden beſonders wegen ſeiner Wohlfeilheit um ſo mehr, je größer ſein Kalkgehalt iſt, derſelbe eignet ſich bei hauptſächlichem Thongehalte wegen ſeiner geringen Koſten und ſeines leichten Zerfallens an der Luft noch beſſer als der reine Thon4); 5) man muß beſonders beim Ge- brauche des Thones ſich hüten, daß keine Klayklumpen entſtehen, weil man den Acker natürlich dadurch verderbt; — 6) in Betreff der Zeit, wann dieſe Miſchung geſchehen ſoll, iſt zu bemerken, daß dieſe nur vor der Saat beſorgt werden muß, weil die Men- gung ohne Unterackern nicht möglich und namentlich der kohlen- ſaure Kalk den Pflänzchen ſchädlich iſt5); 7) das Gipſen dage- gen hat gerade dann ſeine hauptſächliche Wirkung, wenn die entſprechenden Pflanzen ſchon eine ziemliche Höhe erreicht haben6); 8) die Salze, beſonders Laugenſalze, werden hauptſächlich mit Vortheil auf dem Wieſenboden angewendet7). d) Der Gebrauch des Mengedüngers iſt ſehr vortheilhaft. Man überdüngt damit blos und eggt ihn unter oder pflügt ihn ganz ſeicht ein. Dies geſchieht in der Saatfurche. Man ſtreut ihn aber, bisweilen erſt im Frühjahre auf die Winterfrucht, über die etwas hervorgekommene Saat8). ¹⁾ Lehm iſt dem Thone noch vorzuziehen. Beide müſſen vor dem Aufbringen längere Zeit den Einflüſſen der Luft ausgeſetzt werden. Die Menge davon, welche

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/210>, abgerufen am 25.04.2024.