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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Gesträuche zu thun hat, so kann diese Unterabtheilung nach den
Zwecken der Gartenzucht auch nur in die Lehre von dem Blu-
men-, Gemüse- und Obstgartenbaue zerfallen.

I. Von dem Blumengartenbaue.
§. 191.

Vor allem Anderen ist es von Wichtigkeit:

1) Begriff, Wesen und Arten der Blumengärten zu
bestimmen. Nach ihrem Zwecke, blos zum Genusse des Schönen,
wie es die Natur mit unendlicher Manchfaltigkeit in den Blumen
entfaltet, lebendige Blumengruppen anzulegen, so daß man zu
jeder Jahreszeit einen möglichst reichen Flor besitze, kann ihr Begriff
und Wesen leicht bestimmt werden. Die Blumengartenkunst treibt
man zum Theile im Zimmer in Töpfen, zum Theile in kleinen
geschmackvoll angelegten und eingerichteten Gärten1).

2) Anlage und Bau der Blumengärten geschmackvoll
und sorgfältig einzurichten. Die Lage derselben richtet sich nach
den manchfachsten Umständen; man theilt sie aber in Quartiere,
und diese wieder in Beete, beide regelmäßig und fest in verschie-
dener Gestalt, ein, zwischen denen Gänge und Wege angelegt sind,
die, nicht breit, mit feinem Sande bestreut werden, und wohl auch
zu Lauben, Tempeln und dergl., die mit Zierlichkeit angebracht
sein müssen, führen. Zur Scheidung der Wege von jenen beiden
Gestaltungen werden die Rabatten, Rondelle, Halbzirkel, d. h.
so geformte etwas erhöhete kleine Beete, angelegt, welche man
mit Seegras, Nelken, Buchs, Lavendel und dgl. einfaßt. Ein
niedliches Gewächshaus dient ihnen als nutzbare Zierde.

3) Zucht und Bewahrung vor Unfällen bei den einzel-
nen Blumengewächsen sorgsam zu beobachten. Beide sind verschie-
den nach der Art der Pflanzen selbst2). Bei der Wahl der Pflanzen
zur Gruppirung richtet man sich nach Dauer, Größe, Blüthezeit
und Farbe der Blüthen der Pflanzen. Aber der gute Geschmack
hat hier ein unabsehbares Feld von Combinationen. Außer den
bereits erwähnten Krankheiten und Feinden (§. 189.) ist zu große
Hitze und Regen ein Verderbniß der Blumen, wogegen man sie
durch Schirme und Verstellen zu sichern sucht.

4) Ernte zur gehörigen Zeit und mit erforderlicher Umsicht
zu halten. Die Ernte erstreckt sich dabei nur eigentlich auf die
Einsammlung zeitigen Saamens, und das Abschneiden von Blumen
zu Sträußen u. dgl.

1) S. Kißling Hand- und Taschenbuch der eleganten Gartenkunst. Nach
dem Französ. bearbeitet. Mit einer Vorrede von Metzger. Heidelberg 1833. 8.

Geſträuche zu thun hat, ſo kann dieſe Unterabtheilung nach den
Zwecken der Gartenzucht auch nur in die Lehre von dem Blu-
men-, Gemüſe- und Obſtgartenbaue zerfallen.

I. Von dem Blumengartenbaue.
§. 191.

Vor allem Anderen iſt es von Wichtigkeit:

1) Begriff, Weſen und Arten der Blumengärten zu
beſtimmen. Nach ihrem Zwecke, blos zum Genuſſe des Schönen,
wie es die Natur mit unendlicher Manchfaltigkeit in den Blumen
entfaltet, lebendige Blumengruppen anzulegen, ſo daß man zu
jeder Jahreszeit einen möglichſt reichen Flor beſitze, kann ihr Begriff
und Weſen leicht beſtimmt werden. Die Blumengartenkunſt treibt
man zum Theile im Zimmer in Töpfen, zum Theile in kleinen
geſchmackvoll angelegten und eingerichteten Gärten1).

2) Anlage und Bau der Blumengärten geſchmackvoll
und ſorgfältig einzurichten. Die Lage derſelben richtet ſich nach
den manchfachſten Umſtänden; man theilt ſie aber in Quartiere,
und dieſe wieder in Beete, beide regelmäßig und feſt in verſchie-
dener Geſtalt, ein, zwiſchen denen Gänge und Wege angelegt ſind,
die, nicht breit, mit feinem Sande beſtreut werden, und wohl auch
zu Lauben, Tempeln und dergl., die mit Zierlichkeit angebracht
ſein müſſen, führen. Zur Scheidung der Wege von jenen beiden
Geſtaltungen werden die Rabatten, Rondelle, Halbzirkel, d. h.
ſo geformte etwas erhöhete kleine Beete, angelegt, welche man
mit Seegras, Nelken, Buchs, Lavendel und dgl. einfaßt. Ein
niedliches Gewächshaus dient ihnen als nutzbare Zierde.

3) Zucht und Bewahrung vor Unfällen bei den einzel-
nen Blumengewächſen ſorgſam zu beobachten. Beide ſind verſchie-
den nach der Art der Pflanzen ſelbſt2). Bei der Wahl der Pflanzen
zur Gruppirung richtet man ſich nach Dauer, Größe, Blüthezeit
und Farbe der Blüthen der Pflanzen. Aber der gute Geſchmack
hat hier ein unabſehbares Feld von Combinationen. Außer den
bereits erwähnten Krankheiten und Feinden (§. 189.) iſt zu große
Hitze und Regen ein Verderbniß der Blumen, wogegen man ſie
durch Schirme und Verſtellen zu ſichern ſucht.

4) Ernte zur gehörigen Zeit und mit erforderlicher Umſicht
zu halten. Die Ernte erſtreckt ſich dabei nur eigentlich auf die
Einſammlung zeitigen Saamens, und das Abſchneiden von Blumen
zu Sträußen u. dgl.

1) S. Kißling Hand- und Taſchenbuch der eleganten Gartenkunſt. Nach
dem Franzöſ. bearbeitet. Mit einer Vorrede von Metzger. Heidelberg 1833. 8.
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[232/0254] Geſträuche zu thun hat, ſo kann dieſe Unterabtheilung nach den Zwecken der Gartenzucht auch nur in die Lehre von dem Blu- men-, Gemüſe- und Obſtgartenbaue zerfallen. I. Von dem Blumengartenbaue. §. 191. Vor allem Anderen iſt es von Wichtigkeit: 1) Begriff, Weſen und Arten der Blumengärten zu beſtimmen. Nach ihrem Zwecke, blos zum Genuſſe des Schönen, wie es die Natur mit unendlicher Manchfaltigkeit in den Blumen entfaltet, lebendige Blumengruppen anzulegen, ſo daß man zu jeder Jahreszeit einen möglichſt reichen Flor beſitze, kann ihr Begriff und Weſen leicht beſtimmt werden. Die Blumengartenkunſt treibt man zum Theile im Zimmer in Töpfen, zum Theile in kleinen geſchmackvoll angelegten und eingerichteten Gärten1). 2) Anlage und Bau der Blumengärten geſchmackvoll und ſorgfältig einzurichten. Die Lage derſelben richtet ſich nach den manchfachſten Umſtänden; man theilt ſie aber in Quartiere, und dieſe wieder in Beete, beide regelmäßig und feſt in verſchie- dener Geſtalt, ein, zwiſchen denen Gänge und Wege angelegt ſind, die, nicht breit, mit feinem Sande beſtreut werden, und wohl auch zu Lauben, Tempeln und dergl., die mit Zierlichkeit angebracht ſein müſſen, führen. Zur Scheidung der Wege von jenen beiden Geſtaltungen werden die Rabatten, Rondelle, Halbzirkel, d. h. ſo geformte etwas erhöhete kleine Beete, angelegt, welche man mit Seegras, Nelken, Buchs, Lavendel und dgl. einfaßt. Ein niedliches Gewächshaus dient ihnen als nutzbare Zierde. 3) Zucht und Bewahrung vor Unfällen bei den einzel- nen Blumengewächſen ſorgſam zu beobachten. Beide ſind verſchie- den nach der Art der Pflanzen ſelbſt2). Bei der Wahl der Pflanzen zur Gruppirung richtet man ſich nach Dauer, Größe, Blüthezeit und Farbe der Blüthen der Pflanzen. Aber der gute Geſchmack hat hier ein unabſehbares Feld von Combinationen. Außer den bereits erwähnten Krankheiten und Feinden (§. 189.) iſt zu große Hitze und Regen ein Verderbniß der Blumen, wogegen man ſie durch Schirme und Verſtellen zu ſichern ſucht. 4) Ernte zur gehörigen Zeit und mit erforderlicher Umſicht zu halten. Die Ernte erſtreckt ſich dabei nur eigentlich auf die Einſammlung zeitigen Saamens, und das Abſchneiden von Blumen zu Sträußen u. dgl. ¹⁾ S. Kißling Hand- und Taſchenbuch der eleganten Gartenkunſt. Nach dem Franzöſ. bearbeitet. Mit einer Vorrede von Metzger. Heidelberg 1833. 8.

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/254>, abgerufen am 28.03.2024.