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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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körper. Zu dem Ersteren gehört das Mark (ein saftiges, nur
bei jungen Pflanzen vorhandenes, Zellengewebe), und das Holz
(ein harter, das Mark zunächst umgebender, aus Zellen und
Spiralgefäßen bestehender Körper), welches jährlich in concentri-
schen Ringen ansetzt, von denen der äußerste jüngste und weichste
der Splint (Alburnum) heißt. Zu dem Anderen gehört der Bast
(Liber), welcher sich gerade außerhalb an den Splint anschließt
und aus sehr feinem schlauchförmigem Zellgewebe und so vielen
dünnen Häuten besteht, als das Holz Jahre alt ist, -- die Rinde
(Cortex), welche die äußere Bekleidung des Stammes ausmacht,
-- und die Oberhaut (Epidermis), welche bei jungen Bäumen
gefunden wird und zuletzt noch die Rinde umschließt. b) Die
äußere Form der Holzpflanzen
. In dieser Hinsicht unter-
scheidet man die Bäume (mit einem Stamme), Sträuche (mit
oder ohne Hauptstengel) und die Stauden (Halbsträuche). Die
Wurzeln sind entweder Pfahl-, Seiten- oder Saugwurzeln. In
Betreff der Bekleidung der Zweige unterscheidet man Laub- und
Nadelhölzer, deren wesentlicher innerer Unterschied jedoch darin
besteht, daß der Pflanzensaft bei jenen wässerig, bei diesen aber
harzig ist, und daß jene ein besseres Reproductionsvermögen haben
als diese, welches sich in der öfteren Erneuerung der Blätter und
darin zeigt, daß sie nach dem Abhauen des Stammes aus dem
Stocke Schößlinge und Blätter treiben können1). Auf diesen Ei-
genthümlichkeiten beruhet der Unterschied und die Behandlung des
Hochwaldes, Niederwaldes, Mittelwaldes, Kopfholz-
waldes, der Hecken und der Uebergang von einem zum andern.

1) Diese Angaben sind Resultate der Botanik, besonders der Forstbotanik,
worüber auch die Forsthand- und Lehrbücher handeln, aber insbesondere empfohlen
werden können: v. Seutter Forstwirthsch. L. II. Bd. Bechstein Forstbotanik.
Gotha 1821. 4te Aufl. Reum Forstbotanik. Dresden 1825. 2te Aufl.
§. 227.
a) Holzzucht. a) Hochwaldwirthschaft1).

Das Charakteristische derselben ist, daß man die Hölzer ihr
volles Wachsthum und ein solches Alter erreichen läßt, daß sie bei
der Abholzung durch den natürlichen Auswurf von Saamen sich
wieder vollständig erneuern können. Daher muß der Raum der
Baumkronen über dem Waldbestande so vor einem dichten gewölb-
ten Schlusse bewahrt werden, daß Licht und Feuchtigkeit, so viel
zum Aufkommen der jungen Pflänzchen nöthig ist, auf den Boden
eindringen können. Daher müssen Baumfällungen oder Hiebe Statt
finden, welche man Saamen- (oder dunkle) Schlagstellung

körper. Zu dem Erſteren gehört das Mark (ein ſaftiges, nur
bei jungen Pflanzen vorhandenes, Zellengewebe), und das Holz
(ein harter, das Mark zunächſt umgebender, aus Zellen und
Spiralgefäßen beſtehender Körper), welches jährlich in concentri-
ſchen Ringen anſetzt, von denen der äußerſte jüngſte und weichſte
der Splint (Alburnum) heißt. Zu dem Anderen gehört der Baſt
(Liber), welcher ſich gerade außerhalb an den Splint anſchließt
und aus ſehr feinem ſchlauchförmigem Zellgewebe und ſo vielen
dünnen Häuten beſteht, als das Holz Jahre alt iſt, — die Rinde
(Cortex), welche die äußere Bekleidung des Stammes ausmacht,
— und die Oberhaut (Epidermis), welche bei jungen Bäumen
gefunden wird und zuletzt noch die Rinde umſchließt. b) Die
äußere Form der Holzpflanzen
. In dieſer Hinſicht unter-
ſcheidet man die Bäume (mit einem Stamme), Sträuche (mit
oder ohne Hauptſtengel) und die Stauden (Halbſträuche). Die
Wurzeln ſind entweder Pfahl-, Seiten- oder Saugwurzeln. In
Betreff der Bekleidung der Zweige unterſcheidet man Laub- und
Nadelhölzer, deren weſentlicher innerer Unterſchied jedoch darin
beſteht, daß der Pflanzenſaft bei jenen wäſſerig, bei dieſen aber
harzig iſt, und daß jene ein beſſeres Reproductionsvermögen haben
als dieſe, welches ſich in der öfteren Erneuerung der Blätter und
darin zeigt, daß ſie nach dem Abhauen des Stammes aus dem
Stocke Schößlinge und Blätter treiben können1). Auf dieſen Ei-
genthümlichkeiten beruhet der Unterſchied und die Behandlung des
Hochwaldes, Niederwaldes, Mittelwaldes, Kopfholz-
waldes, der Hecken und der Uebergang von einem zum andern.

1) Dieſe Angaben ſind Reſultate der Botanik, beſonders der Forſtbotanik,
worüber auch die Forſthand- und Lehrbücher handeln, aber insbeſondere empfohlen
werden können: v. Seutter Forſtwirthſch. L. II. Bd. Bechſtein Forſtbotanik.
Gotha 1821. 4te Aufl. Reum Forſtbotanik. Dresden 1825. 2te Aufl.
§. 227.
a) Holzzucht. α) Hochwaldwirthſchaft1).

Das Charakteriſtiſche derſelben iſt, daß man die Hölzer ihr
volles Wachsthum und ein ſolches Alter erreichen läßt, daß ſie bei
der Abholzung durch den natürlichen Auswurf von Saamen ſich
wieder vollſtändig erneuern können. Daher muß der Raum der
Baumkronen über dem Waldbeſtande ſo vor einem dichten gewölb-
ten Schluſſe bewahrt werden, daß Licht und Feuchtigkeit, ſo viel
zum Aufkommen der jungen Pflänzchen nöthig iſt, auf den Boden
eindringen können. Daher müſſen Baumfällungen oder Hiebe Statt
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[276/0298] körper. Zu dem Erſteren gehört das Mark (ein ſaftiges, nur bei jungen Pflanzen vorhandenes, Zellengewebe), und das Holz (ein harter, das Mark zunächſt umgebender, aus Zellen und Spiralgefäßen beſtehender Körper), welches jährlich in concentri- ſchen Ringen anſetzt, von denen der äußerſte jüngſte und weichſte der Splint (Alburnum) heißt. Zu dem Anderen gehört der Baſt (Liber), welcher ſich gerade außerhalb an den Splint anſchließt und aus ſehr feinem ſchlauchförmigem Zellgewebe und ſo vielen dünnen Häuten beſteht, als das Holz Jahre alt iſt, — die Rinde (Cortex), welche die äußere Bekleidung des Stammes ausmacht, — und die Oberhaut (Epidermis), welche bei jungen Bäumen gefunden wird und zuletzt noch die Rinde umſchließt. b) Die äußere Form der Holzpflanzen. In dieſer Hinſicht unter- ſcheidet man die Bäume (mit einem Stamme), Sträuche (mit oder ohne Hauptſtengel) und die Stauden (Halbſträuche). Die Wurzeln ſind entweder Pfahl-, Seiten- oder Saugwurzeln. In Betreff der Bekleidung der Zweige unterſcheidet man Laub- und Nadelhölzer, deren weſentlicher innerer Unterſchied jedoch darin beſteht, daß der Pflanzenſaft bei jenen wäſſerig, bei dieſen aber harzig iſt, und daß jene ein beſſeres Reproductionsvermögen haben als dieſe, welches ſich in der öfteren Erneuerung der Blätter und darin zeigt, daß ſie nach dem Abhauen des Stammes aus dem Stocke Schößlinge und Blätter treiben können1). Auf dieſen Ei- genthümlichkeiten beruhet der Unterſchied und die Behandlung des Hochwaldes, Niederwaldes, Mittelwaldes, Kopfholz- waldes, der Hecken und der Uebergang von einem zum andern. ¹⁾ Dieſe Angaben ſind Reſultate der Botanik, beſonders der Forſtbotanik, worüber auch die Forſthand- und Lehrbücher handeln, aber insbeſondere empfohlen werden können: v. Seutter Forſtwirthſch. L. II. Bd. Bechſtein Forſtbotanik. Gotha 1821. 4te Aufl. Reum Forſtbotanik. Dresden 1825. 2te Aufl. §. 227. a) Holzzucht. α) Hochwaldwirthſchaft1). Das Charakteriſtiſche derſelben iſt, daß man die Hölzer ihr volles Wachsthum und ein ſolches Alter erreichen läßt, daß ſie bei der Abholzung durch den natürlichen Auswurf von Saamen ſich wieder vollſtändig erneuern können. Daher muß der Raum der Baumkronen über dem Waldbeſtande ſo vor einem dichten gewölb- ten Schluſſe bewahrt werden, daß Licht und Feuchtigkeit, ſo viel zum Aufkommen der jungen Pflänzchen nöthig iſt, auf den Boden eindringen können. Daher müſſen Baumfällungen oder Hiebe Statt finden, welche man Saamen- (oder dunkle) Schlagſtellung

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/298>, abgerufen am 23.04.2024.