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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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geht. Bei den Treibjagden ist die Postirung der Schützen und die
Anordnung des Triebes das Wichtigste und Schwerste. Beim
Pürschgange geht man entweder auf den Anstand, wenn man das
Wild auf einem Standpunkte erwartet, z. B. bei Zug- und
Strichwild, oder auf die Suche (das Buschiren), wenn man
das Wild selbst mit Hunden aufsucht. Zum Buschiren gehört also
auch das Kreißen (d. h. das Aufsuchen des Wildes nach seiner
Spur, z. B. auf frischem Schnee), bei welchem man das Wild,
wenn sein Schlupfwinkel gefunden ist, entweder durch Ausstöbern,
Aushauen, Ausgraben oder Ausräuchern aus seinem Aufenthalte
und seiner Höhle treibt.

2) Fangjagden, bei welchen man das Wild entweder durch
anhaltendes Verfolgen ermattet und fängt, oder durch die oben
(§. 250. Note 3.) erwähnten Fangvorrichtungen listiger Weise in
seine Gewalt bekommt. Jene Methode wird bei den Parforce-
oder Hatzjagden angewendet.

3) Zeug- oder eingerichtete Jagden, wobei das Wild
zuerst gefangen oder gesperrt, dann losgelassen und geschossen wird.
Man theilt dieselben in kleine und große ein. Nach der Art,
wie sie betrieben werden, unterscheidet man die Lappenjagden,
wobei von einer Seite durch Tuch und Lappen den Schützen das
Wild zugescheucht wird, -- die Kessel- oder Contrajagden,
wobei man das Wild von allen Seiten einschließt und dem Mittel-
punkte der Bahn zutreibt, auf welchem sich die Schützen befinden,
-- und Bestätigungsjagden, wobei man den Stand der Hirsche
mit Dunkel- oder Lichtzeug umstellt, nachdem man ihn vermittelst
eines Leithundes ausfindig gemacht (bestätigt) hat, und sie dann
darin schießt1).

1) In Bezug auf das Terrain, wo die Jagden geschehen, unterscheidet man
die Land- (Wald- und Feld-) und Wasserjagden.
Zweites Stück.
Besondere Wildbahn- oder Jagdlehre.
I. Von dem Haarwilde.
§. 252.
1) Das Wildpret.

Man hat bei jeder Gattung von Wild (Haar-, Federwild und
Fischen) das eßbare (Wildpret) und das Raubwild zu unterschei-
den. Zum Wildpret aus dem Haarwilde ist zu rechnen:


geht. Bei den Treibjagden iſt die Poſtirung der Schützen und die
Anordnung des Triebes das Wichtigſte und Schwerſte. Beim
Pürſchgange geht man entweder auf den Anſtand, wenn man das
Wild auf einem Standpunkte erwartet, z. B. bei Zug- und
Strichwild, oder auf die Suche (das Buſchiren), wenn man
das Wild ſelbſt mit Hunden aufſucht. Zum Buſchiren gehört alſo
auch das Kreißen (d. h. das Aufſuchen des Wildes nach ſeiner
Spur, z. B. auf friſchem Schnee), bei welchem man das Wild,
wenn ſein Schlupfwinkel gefunden iſt, entweder durch Ausſtöbern,
Aushauen, Ausgraben oder Ausräuchern aus ſeinem Aufenthalte
und ſeiner Höhle treibt.

2) Fangjagden, bei welchen man das Wild entweder durch
anhaltendes Verfolgen ermattet und fängt, oder durch die oben
(§. 250. Note 3.) erwähnten Fangvorrichtungen liſtiger Weiſe in
ſeine Gewalt bekommt. Jene Methode wird bei den Parforce-
oder Hatzjagden angewendet.

3) Zeug- oder eingerichtete Jagden, wobei das Wild
zuerſt gefangen oder geſperrt, dann losgelaſſen und geſchoſſen wird.
Man theilt dieſelben in kleine und große ein. Nach der Art,
wie ſie betrieben werden, unterſcheidet man die Lappenjagden,
wobei von einer Seite durch Tuch und Lappen den Schützen das
Wild zugeſcheucht wird, — die Keſſel- oder Contrajagden,
wobei man das Wild von allen Seiten einſchließt und dem Mittel-
punkte der Bahn zutreibt, auf welchem ſich die Schützen befinden,
— und Beſtätigungsjagden, wobei man den Stand der Hirſche
mit Dunkel- oder Lichtzeug umſtellt, nachdem man ihn vermittelſt
eines Leithundes ausfindig gemacht (beſtätigt) hat, und ſie dann
darin ſchießt1).

1) In Bezug auf das Terrain, wo die Jagden geſchehen, unterſcheidet man
die Land- (Wald- und Feld-) und Waſſerjagden.
Zweites Stück.
Beſondere Wildbahn- oder Jagdlehre.
I. Von dem Haarwilde.
§. 252.
1) Das Wildpret.

Man hat bei jeder Gattung von Wild (Haar-, Federwild und
Fiſchen) das eßbare (Wildpret) und das Raubwild zu unterſchei-
den. Zum Wildpret aus dem Haarwilde iſt zu rechnen:


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[306/0328] geht. Bei den Treibjagden iſt die Poſtirung der Schützen und die Anordnung des Triebes das Wichtigſte und Schwerſte. Beim Pürſchgange geht man entweder auf den Anſtand, wenn man das Wild auf einem Standpunkte erwartet, z. B. bei Zug- und Strichwild, oder auf die Suche (das Buſchiren), wenn man das Wild ſelbſt mit Hunden aufſucht. Zum Buſchiren gehört alſo auch das Kreißen (d. h. das Aufſuchen des Wildes nach ſeiner Spur, z. B. auf friſchem Schnee), bei welchem man das Wild, wenn ſein Schlupfwinkel gefunden iſt, entweder durch Ausſtöbern, Aushauen, Ausgraben oder Ausräuchern aus ſeinem Aufenthalte und ſeiner Höhle treibt. 2) Fangjagden, bei welchen man das Wild entweder durch anhaltendes Verfolgen ermattet und fängt, oder durch die oben (§. 250. Note 3.) erwähnten Fangvorrichtungen liſtiger Weiſe in ſeine Gewalt bekommt. Jene Methode wird bei den Parforce- oder Hatzjagden angewendet. 3) Zeug- oder eingerichtete Jagden, wobei das Wild zuerſt gefangen oder geſperrt, dann losgelaſſen und geſchoſſen wird. Man theilt dieſelben in kleine und große ein. Nach der Art, wie ſie betrieben werden, unterſcheidet man die Lappenjagden, wobei von einer Seite durch Tuch und Lappen den Schützen das Wild zugeſcheucht wird, — die Keſſel- oder Contrajagden, wobei man das Wild von allen Seiten einſchließt und dem Mittel- punkte der Bahn zutreibt, auf welchem ſich die Schützen befinden, — und Beſtätigungsjagden, wobei man den Stand der Hirſche mit Dunkel- oder Lichtzeug umſtellt, nachdem man ihn vermittelſt eines Leithundes ausfindig gemacht (beſtätigt) hat, und ſie dann darin ſchießt1). ¹⁾ In Bezug auf das Terrain, wo die Jagden geſchehen, unterſcheidet man die Land- (Wald- und Feld-) und Waſſerjagden. Zweites Stück. Beſondere Wildbahn- oder Jagdlehre. I. Von dem Haarwilde. §. 252. 1) Das Wildpret. Man hat bei jeder Gattung von Wild (Haar-, Federwild und Fiſchen) das eßbare (Wildpret) und das Raubwild zu unterſchei- den. Zum Wildpret aus dem Haarwilde iſt zu rechnen:

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/328>, abgerufen am 23.04.2024.