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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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§. 277.
Fortsetzung. d) Dampfmaschinen.

Die Maschinen, in welchen das in Dampf verwandelte Wasser,
d. h. der Wasserdampf, die bewegende Kraft bildet, heißt man
Dampfmaschinen1). Zur Dampfbildung ist eine Siedhitze
nöthig. Die Ausdehnbarkeit der Wasserdämpfe ist jener der atmo-
sphärischen Luft gleich, aber ihre Zusammendrückbarkeit geht nur
auf einen gewissen Grad, in welchem sie wieder tropfbar flüssig
werden. Die Spannkraft des Dampfes nimmt mit der Wärme zu,
und mit der Erkaltung ab, so daß sie sich in jenem Falle immer
mehr ausdehnen, und in diesem in tropfbare Flüssigkeit verwandeln
können. Die Spannkraft desselben wird bemessen: a) nach der
Höhe der Quecksilbersäule, welcher der Dampf das Gleichgewicht
halten kann, b) nach dem Drucke, den er auf eine Fläche (z. B.
einen Quadratzoll) ausübt. Die Atmosphäre hält an den nieder-
sten Punkten der Erde in luftleerem Raume einer Quecksilbersäule
von 28 par. Zoll das Gleichgewicht, und man sagt daher, der
Dampf habe eine Kraft von 1/4, 1/2, 1, 2, 3, 31/2 Atmosphären
u. s. w., je nachdem er einer 1/4, 1/2, 1, 2, 3, 31/2 mal höheren
Quecksilbersäule u. s. w., als jene der Atmosphäre ist, das Gleich-
gewicht hält. Die Quecksilbersäule von 28 Zoll Höhe, d. h. die
Atmosphäre, drückt auf 1 Q. Zoll mit 121/2 Wiener Pfunden,
und es kann der Druck des Dampfes auf eine Fläche leicht berech-
net werden, wenn man ihre Ausdehnung und die Atmosphären der
Spannkraft des Dampfes kennt2). Der Druck des Dampfes wird
auf einen Kolben angewendet. Daher ist es leicht einzusehen, daß
das Wesentliche bei jeder Dampfmaschine in folgenden Vorrich-
tungen besteht: a) im Dampfkessel, worin die Dämpfe erzeugt
werden, indem unter ihm gefeuert wird3); b) in einem Dampf-
cylinder, in welchen der erzeugte Dampf geleitet wird4); c) in
einem Kolben, welcher in dem Cylinder, luftdicht schließend,
auf- und abgeht5); d) in einer Steuerung, d. h. einer Vor-
richtung von Ventilen u. dgl., wodurch der Dampf in den Cylinder
geleitet und von demselben abgehalten wird6); und e) in einem
Verdichter oder Condensator, d. h. einem Gefäße, das von
kaltem Wasser umgeben ist, und die einströmenden Dämpfe abkühlt
und verdichtet7). Außerdem kommen aber bei den Dampfmaschinen
noch sehr wichtige Nebenbestandtheile vor, von denen die selbstständige
Wirkung derselben ebenfalls abhängt8). Man unterscheidet aber
verschiedene Arten von Dampfmaschinen:

a) Je nach der Richtung, welche die Dämpfe in den Cylin-
der nehmen. Wird der Kolben im Cylinder durch ihn blos herab-

§. 277.
Fortſetzung. d) Dampfmaſchinen.

Die Maſchinen, in welchen das in Dampf verwandelte Waſſer,
d. h. der Waſſerdampf, die bewegende Kraft bildet, heißt man
Dampfmaſchinen1). Zur Dampfbildung iſt eine Siedhitze
nöthig. Die Ausdehnbarkeit der Waſſerdämpfe iſt jener der atmo-
ſphäriſchen Luft gleich, aber ihre Zuſammendrückbarkeit geht nur
auf einen gewiſſen Grad, in welchem ſie wieder tropfbar flüſſig
werden. Die Spannkraft des Dampfes nimmt mit der Wärme zu,
und mit der Erkaltung ab, ſo daß ſie ſich in jenem Falle immer
mehr ausdehnen, und in dieſem in tropfbare Flüſſigkeit verwandeln
können. Die Spannkraft deſſelben wird bemeſſen: a) nach der
Höhe der Queckſilberſäule, welcher der Dampf das Gleichgewicht
halten kann, b) nach dem Drucke, den er auf eine Fläche (z. B.
einen Quadratzoll) ausübt. Die Atmosphäre hält an den nieder-
ſten Punkten der Erde in luftleerem Raume einer Queckſilberſäule
von 28 par. Zoll das Gleichgewicht, und man ſagt daher, der
Dampf habe eine Kraft von ¼, ½, 1, 2, 3, 3½ Atmosphären
u. ſ. w., je nachdem er einer ¼, ½, 1, 2, 3, 3½ mal höheren
Queckſilberſäule u. ſ. w., als jene der Atmosphäre iſt, das Gleich-
gewicht hält. Die Queckſilberſäule von 28 Zoll Höhe, d. h. die
Atmosphäre, drückt auf 1 Q. Zoll mit 12½ Wiener Pfunden,
und es kann der Druck des Dampfes auf eine Fläche leicht berech-
net werden, wenn man ihre Ausdehnung und die Atmosphären der
Spannkraft des Dampfes kennt2). Der Druck des Dampfes wird
auf einen Kolben angewendet. Daher iſt es leicht einzuſehen, daß
das Weſentliche bei jeder Dampfmaſchine in folgenden Vorrich-
tungen beſteht: a) im Dampfkeſſel, worin die Dämpfe erzeugt
werden, indem unter ihm gefeuert wird3); b) in einem Dampf-
cylinder, in welchen der erzeugte Dampf geleitet wird4); c) in
einem Kolben, welcher in dem Cylinder, luftdicht ſchließend,
auf- und abgeht5); d) in einer Steuerung, d. h. einer Vor-
richtung von Ventilen u. dgl., wodurch der Dampf in den Cylinder
geleitet und von demſelben abgehalten wird6); und e) in einem
Verdichter oder Condenſator, d. h. einem Gefäße, das von
kaltem Waſſer umgeben iſt, und die einſtrömenden Dämpfe abkühlt
und verdichtet7). Außerdem kommen aber bei den Dampfmaſchinen
noch ſehr wichtige Nebenbeſtandtheile vor, von denen die ſelbſtſtändige
Wirkung derſelben ebenfalls abhängt8). Man unterſcheidet aber
verſchiedene Arten von Dampfmaſchinen:

a) Je nach der Richtung, welche die Dämpfe in den Cylin-
der nehmen. Wird der Kolben im Cylinder durch ihn blos herab-

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[343/0365] §. 277. Fortſetzung. d) Dampfmaſchinen. Die Maſchinen, in welchen das in Dampf verwandelte Waſſer, d. h. der Waſſerdampf, die bewegende Kraft bildet, heißt man Dampfmaſchinen1). Zur Dampfbildung iſt eine Siedhitze nöthig. Die Ausdehnbarkeit der Waſſerdämpfe iſt jener der atmo- ſphäriſchen Luft gleich, aber ihre Zuſammendrückbarkeit geht nur auf einen gewiſſen Grad, in welchem ſie wieder tropfbar flüſſig werden. Die Spannkraft des Dampfes nimmt mit der Wärme zu, und mit der Erkaltung ab, ſo daß ſie ſich in jenem Falle immer mehr ausdehnen, und in dieſem in tropfbare Flüſſigkeit verwandeln können. Die Spannkraft deſſelben wird bemeſſen: a) nach der Höhe der Queckſilberſäule, welcher der Dampf das Gleichgewicht halten kann, b) nach dem Drucke, den er auf eine Fläche (z. B. einen Quadratzoll) ausübt. Die Atmosphäre hält an den nieder- ſten Punkten der Erde in luftleerem Raume einer Queckſilberſäule von 28 par. Zoll das Gleichgewicht, und man ſagt daher, der Dampf habe eine Kraft von ¼, ½, 1, 2, 3, 3½ Atmosphären u. ſ. w., je nachdem er einer ¼, ½, 1, 2, 3, 3½ mal höheren Queckſilberſäule u. ſ. w., als jene der Atmosphäre iſt, das Gleich- gewicht hält. Die Queckſilberſäule von 28 Zoll Höhe, d. h. die Atmosphäre, drückt auf 1 Q. Zoll mit 12½ Wiener Pfunden, und es kann der Druck des Dampfes auf eine Fläche leicht berech- net werden, wenn man ihre Ausdehnung und die Atmosphären der Spannkraft des Dampfes kennt2). Der Druck des Dampfes wird auf einen Kolben angewendet. Daher iſt es leicht einzuſehen, daß das Weſentliche bei jeder Dampfmaſchine in folgenden Vorrich- tungen beſteht: a) im Dampfkeſſel, worin die Dämpfe erzeugt werden, indem unter ihm gefeuert wird3); b) in einem Dampf- cylinder, in welchen der erzeugte Dampf geleitet wird4); c) in einem Kolben, welcher in dem Cylinder, luftdicht ſchließend, auf- und abgeht5); d) in einer Steuerung, d. h. einer Vor- richtung von Ventilen u. dgl., wodurch der Dampf in den Cylinder geleitet und von demſelben abgehalten wird6); und e) in einem Verdichter oder Condenſator, d. h. einem Gefäße, das von kaltem Waſſer umgeben iſt, und die einſtrömenden Dämpfe abkühlt und verdichtet7). Außerdem kommen aber bei den Dampfmaſchinen noch ſehr wichtige Nebenbeſtandtheile vor, von denen die ſelbſtſtändige Wirkung derſelben ebenfalls abhängt8). Man unterſcheidet aber verſchiedene Arten von Dampfmaſchinen: a) Je nach der Richtung, welche die Dämpfe in den Cylin- der nehmen. Wird der Kolben im Cylinder durch ihn blos herab-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/365>, abgerufen am 23.04.2024.