Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Vom Staatenhandel.
§. 353.

Betrachtet man die Staaten als Handel treibend, so sind fol-
gende Handelsarten zu unterscheiden: 1) der Binnenhandel,
welchen ein Volk innerhalb der Landes-Grenzen für und in sich
treibt; 2) der Colonialhandel, welchen das Mutterland mit
den Colonien führt1); 3) der auswärtige Handel, welchen
ein Staat mit dem Auslande treibt. Der Leztere ist entweder
Aus- und Einfuhr- oder Zwischenhandel. Die Bedeutung
des Ersteren liegt im Worte und es ist Einer ohne den Anderen
nicht denkbar. Er heißt Activhandel, wenn ein Volk durch seine
Kaufleute seine Waaren zu einem fremden Lande schickt, dort Ver-
käufe und wieder Einkäufe macht; und Passivhandel, wenn sich
ein Volk von einem andern die Waaren auf jene Weise bringen
läßt. Der Zwischenhandel ist aber derjenige, welchen ein auslän-
discher zwischen zwei Staaten treibt. Bewegt sich derselbe durch
das Vaterland des Handelsmannes, dann ist er für dies Land
Transit- oder Durchfuhrhandel; berührt er aber dasselbe nicht,
dann ist er eigentlicher Zwischenhandel im engern Sinne.

1) Büsch Darstellung. I. 145. 463. 595. II. 235. 580. Murhard Theorie.
S. 185 folg. und nationalökonomische Schriften.
Dritte Unterabtheilung.
Handelsarten nach den Handelswegen.
I. Vom Landhandel.
§. 354.

Der Handel zu Land ist der älteste, und war ursprünglich der
allgemeine Welthandel. Selbst im Mittelalter reisten die Handels-
leute noch in Gesellschaft als Karawanen1). Allein mit der stei-
genden Bildung und Industrie ward das Bedürfniß genaueren
Völkerverkehres lebhafter und mit der Erfindung der Schifffahrt,
des Compasses und der Entdeckung verschiedener Wege auf Strömen
und Meeren trat an der Stelle des Landhandels allmälig der Han-
del zu Wasser, insbesondere jener zur See, als Welthandel hervor.
Der Karawanenhandel findet nur noch in Gegenden Statt, wo kein
anderer möglich ist.

1) Hüllmann, Städtewesen im M. A. I. 62.

31 *
III. Vom Staatenhandel.
§. 353.

Betrachtet man die Staaten als Handel treibend, ſo ſind fol-
gende Handelsarten zu unterſcheiden: 1) der Binnenhandel,
welchen ein Volk innerhalb der Landes-Grenzen für und in ſich
treibt; 2) der Colonialhandel, welchen das Mutterland mit
den Colonien führt1); 3) der auswärtige Handel, welchen
ein Staat mit dem Auslande treibt. Der Leztere iſt entweder
Aus- und Einfuhr- oder Zwiſchenhandel. Die Bedeutung
des Erſteren liegt im Worte und es iſt Einer ohne den Anderen
nicht denkbar. Er heißt Activhandel, wenn ein Volk durch ſeine
Kaufleute ſeine Waaren zu einem fremden Lande ſchickt, dort Ver-
käufe und wieder Einkäufe macht; und Paſſivhandel, wenn ſich
ein Volk von einem andern die Waaren auf jene Weiſe bringen
läßt. Der Zwiſchenhandel iſt aber derjenige, welchen ein auslän-
diſcher zwiſchen zwei Staaten treibt. Bewegt ſich derſelbe durch
das Vaterland des Handelsmannes, dann iſt er für dies Land
Tranſit- oder Durchfuhrhandel; berührt er aber daſſelbe nicht,
dann iſt er eigentlicher Zwiſchenhandel im engern Sinne.

1) Büſch Darſtellung. I. 145. 463. 595. II. 235. 580. Murhard Theorie.
S. 185 folg. und nationalökonomiſche Schriften.
Dritte Unterabtheilung.
Handelsarten nach den Handelswegen.
I. Vom Landhandel.
§. 354.

Der Handel zu Land iſt der älteſte, und war urſprünglich der
allgemeine Welthandel. Selbſt im Mittelalter reisten die Handels-
leute noch in Geſellſchaft als Karawanen1). Allein mit der ſtei-
genden Bildung und Induſtrie ward das Bedürfniß genaueren
Völkerverkehres lebhafter und mit der Erfindung der Schifffahrt,
des Compaſſes und der Entdeckung verſchiedener Wege auf Strömen
und Meeren trat an der Stelle des Landhandels allmälig der Han-
del zu Waſſer, insbeſondere jener zur See, als Welthandel hervor.
Der Karawanenhandel findet nur noch in Gegenden Statt, wo kein
anderer möglich iſt.

1) Hüllmann, Städteweſen im M. A. I. 62.

31 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0505" n="483"/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">III. <hi rendition="#g">Vom Staatenhandel</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head> <hi rendition="#c">§. 353.</hi> </head><lb/>
                          <p>Betrachtet man die Staaten als Handel treibend, &#x017F;o &#x017F;ind fol-<lb/>
gende Handelsarten zu unter&#x017F;cheiden: 1) der <hi rendition="#g">Binnenhandel</hi>,<lb/>
welchen ein Volk innerhalb der Landes-Grenzen für und in &#x017F;ich<lb/>
treibt; 2) der <hi rendition="#g">Colonialhandel</hi>, welchen das Mutterland mit<lb/>
den Colonien führt<hi rendition="#sup">1</hi>); 3) der <hi rendition="#g">auswärtige Handel</hi>, welchen<lb/>
ein Staat mit dem Auslande treibt. Der Leztere i&#x017F;t entweder<lb/><hi rendition="#g">Aus</hi>- und <hi rendition="#g">Einfuhr</hi>- oder <hi rendition="#g">Zwi&#x017F;chenhandel</hi>. Die Bedeutung<lb/>
des Er&#x017F;teren liegt im Worte und es i&#x017F;t Einer ohne den Anderen<lb/>
nicht denkbar. Er heißt <hi rendition="#g">Activhandel</hi>, wenn ein Volk durch &#x017F;eine<lb/>
Kaufleute &#x017F;eine Waaren zu einem fremden Lande &#x017F;chickt, dort Ver-<lb/>
käufe und wieder Einkäufe macht; und <hi rendition="#g">Pa&#x017F;&#x017F;ivhandel</hi>, wenn &#x017F;ich<lb/>
ein Volk von einem andern die Waaren auf jene Wei&#x017F;e bringen<lb/>
läßt. Der Zwi&#x017F;chenhandel i&#x017F;t aber derjenige, welchen ein auslän-<lb/>
di&#x017F;cher zwi&#x017F;chen zwei Staaten treibt. Bewegt &#x017F;ich der&#x017F;elbe durch<lb/>
das Vaterland des Handelsmannes, dann i&#x017F;t er für dies Land<lb/><hi rendition="#g">Tran&#x017F;it</hi>- oder <hi rendition="#g">Durchfuhrhandel</hi>; berührt er aber da&#x017F;&#x017F;elbe nicht,<lb/>
dann i&#x017F;t er eigentlicher Zwi&#x017F;chenhandel im engern Sinne.</p><lb/>
                          <note place="end" n="1)"><hi rendition="#g">&#x017F;ch</hi> Dar&#x017F;tellung. I. 145. 463. 595. II. 235. 580. <hi rendition="#g">Murhard</hi> Theorie.<lb/>
S. 185 folg. und nationalökonomi&#x017F;che Schriften.</note>
                        </div>
                      </div>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head> <hi rendition="#c">Dritte Unterabtheilung.<lb/><hi rendition="#g">Handelsarten nach den Handelswegen</hi>.</hi> </head><lb/>
                      <div n="9">
                        <head> <hi rendition="#c">I. <hi rendition="#g">Vom Landhandel</hi>.</hi> </head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head> <hi rendition="#c">§. 354.</hi> </head><lb/>
                          <p>Der Handel zu Land i&#x017F;t der älte&#x017F;te, und war ur&#x017F;prünglich der<lb/>
allgemeine Welthandel. Selb&#x017F;t im Mittelalter reisten die Handels-<lb/>
leute noch in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft als Karawanen<hi rendition="#sup">1</hi>). Allein mit der &#x017F;tei-<lb/>
genden Bildung und Indu&#x017F;trie ward das Bedürfniß genaueren<lb/>
Völkerverkehres lebhafter und mit der Erfindung der Schifffahrt,<lb/>
des Compa&#x017F;&#x017F;es und der Entdeckung ver&#x017F;chiedener Wege auf Strömen<lb/>
und Meeren trat an der Stelle des Landhandels allmälig der Han-<lb/>
del zu Wa&#x017F;&#x017F;er, insbe&#x017F;ondere jener zur See, als Welthandel hervor.<lb/>
Der Karawanenhandel findet nur noch in Gegenden Statt, wo kein<lb/>
anderer möglich i&#x017F;t.</p><lb/>
                          <note place="end" n="1)"><hi rendition="#g">Hüllmann</hi>, Städtewe&#x017F;en im M. A. I. 62.</note>
                        </div>
                      </div><lb/>
                      <fw place="bottom" type="sig">31 *</fw><lb/>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[483/0505] III. Vom Staatenhandel. §. 353. Betrachtet man die Staaten als Handel treibend, ſo ſind fol- gende Handelsarten zu unterſcheiden: 1) der Binnenhandel, welchen ein Volk innerhalb der Landes-Grenzen für und in ſich treibt; 2) der Colonialhandel, welchen das Mutterland mit den Colonien führt1); 3) der auswärtige Handel, welchen ein Staat mit dem Auslande treibt. Der Leztere iſt entweder Aus- und Einfuhr- oder Zwiſchenhandel. Die Bedeutung des Erſteren liegt im Worte und es iſt Einer ohne den Anderen nicht denkbar. Er heißt Activhandel, wenn ein Volk durch ſeine Kaufleute ſeine Waaren zu einem fremden Lande ſchickt, dort Ver- käufe und wieder Einkäufe macht; und Paſſivhandel, wenn ſich ein Volk von einem andern die Waaren auf jene Weiſe bringen läßt. Der Zwiſchenhandel iſt aber derjenige, welchen ein auslän- diſcher zwiſchen zwei Staaten treibt. Bewegt ſich derſelbe durch das Vaterland des Handelsmannes, dann iſt er für dies Land Tranſit- oder Durchfuhrhandel; berührt er aber daſſelbe nicht, dann iſt er eigentlicher Zwiſchenhandel im engern Sinne. ¹⁾ Büſch Darſtellung. I. 145. 463. 595. II. 235. 580. Murhard Theorie. S. 185 folg. und nationalökonomiſche Schriften. Dritte Unterabtheilung. Handelsarten nach den Handelswegen. I. Vom Landhandel. §. 354. Der Handel zu Land iſt der älteſte, und war urſprünglich der allgemeine Welthandel. Selbſt im Mittelalter reisten die Handels- leute noch in Geſellſchaft als Karawanen1). Allein mit der ſtei- genden Bildung und Induſtrie ward das Bedürfniß genaueren Völkerverkehres lebhafter und mit der Erfindung der Schifffahrt, des Compaſſes und der Entdeckung verſchiedener Wege auf Strömen und Meeren trat an der Stelle des Landhandels allmälig der Han- del zu Waſſer, insbeſondere jener zur See, als Welthandel hervor. Der Karawanenhandel findet nur noch in Gegenden Statt, wo kein anderer möglich iſt. ¹⁾ Hüllmann, Städteweſen im M. A. I. 62. 31 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/505
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/505>, abgerufen am 19.04.2024.