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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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6) Die Durchschnittspreise können weit bessere Maaßstäbe als die Marktpreise
abgeben. Sie gleichen die äußeren bei der Preisbildung wirkenden Umstände ihrem
Erfolge nach aus. Indeß ist nicht zu läugnen, daß der gesunde Sinn der Völker
auch hierin dasjenige, was praktisch am brauchbarsten ist, gefunden haben, indem
sie die Geldpreise zur Vermögensschätzung nahmen, da der Gebrauchs- und Tausch-
werth des Geldes am allgemeinsten bekannt ist. Wegen der Brauchbarkeit der
Durchschnittspreise s. m. unten bei der Lehre vom Preise.
Zweiter Absatz.
Vom Einkommen und von den Einkommens-
quellen.
I. Die Production im Allgemeinen.
§. 404.
1) Die Production überhaupt.

Die wirthschaftlichen Thätigkeiten der Menschen haben zum
nächsten Zwecke die Erwerbung oder Vergrößerung des Vermögens.
Der Einzelne oder eine Gesellschaft im Staate kann diese schon
zu Stande bringen, nicht blos indem er selbst Güter schafft, son-
dern indem er sie durch Leistungen materieller oder immaterieller
Art von Andern erwirbt. Eine Nation aber kann ihr Vermögen
nur vergrößern durch Hervorbringung (Production) neuer Werthe
im Sinne der Wirthschaft, denn selbst auch der Gewinnst durch
Leistungen für andere Völker setzt Production im eigenen Lande
voraus. So erscheint die Production als letzte Bedingung der
Volkswirthschaft und des wirthschaftlichen Volkswohles. Die wei-
tere Untersuchung der Beziehungen der Production im Allgemeinen
ist hier aus den §§. 50-52. zu ergänzen1).

1) Am weitläufigsten handelt die Lehre von der Production der in der Note 1.
zu §. 50. nicht mitgenannte Gioja ab. Nuovo Prospetto delle scienze econo-
miche. Tom. I.
und II. bis pag. 176.
§. 405.
2) Die Zweige der Production insbesondere.

Die einzelnen Zweige der wirthschaftlichen Production der
Nationen sind außerordentlich manchfaltig. Allein sie lassen sich
leicht in eine übersehbare Ordnung bringen, welche zugleich ihren
Zusammenhang zeigt. Dieselbe ist aus den §§. 41. u. 42. ersichtlich1).

1) Rau (polit. Oeconom. I. §. 95 und 101. der 2ten Ausg.) erwähnt auch
noch die Dienste zur Erleichterung des Gebrauchs und der Erhaltung der Güter.
Es sind dies aber keine andern als die oben §. 373. B. erwähnten Hauswirthschafts-
dienste. Man mag sie betrachten, wie man will, so gehören sie doch in verschie-
6) Die Durchſchnittspreiſe können weit beſſere Maaßſtäbe als die Marktpreiſe
abgeben. Sie gleichen die äußeren bei der Preisbildung wirkenden Umſtände ihrem
Erfolge nach aus. Indeß iſt nicht zu läugnen, daß der geſunde Sinn der Völker
auch hierin dasjenige, was praktiſch am brauchbarſten iſt, gefunden haben, indem
ſie die Geldpreiſe zur Vermögensſchätzung nahmen, da der Gebrauchs- und Tauſch-
werth des Geldes am allgemeinſten bekannt iſt. Wegen der Brauchbarkeit der
Durchſchnittspreiſe ſ. m. unten bei der Lehre vom Preiſe.
Zweiter Abſatz.
Vom Einkommen und von den Einkommens-
quellen.
I. Die Production im Allgemeinen.
§. 404.
1) Die Production überhaupt.

Die wirthſchaftlichen Thätigkeiten der Menſchen haben zum
nächſten Zwecke die Erwerbung oder Vergrößerung des Vermögens.
Der Einzelne oder eine Geſellſchaft im Staate kann dieſe ſchon
zu Stande bringen, nicht blos indem er ſelbſt Güter ſchafft, ſon-
dern indem er ſie durch Leiſtungen materieller oder immaterieller
Art von Andern erwirbt. Eine Nation aber kann ihr Vermögen
nur vergrößern durch Hervorbringung (Production) neuer Werthe
im Sinne der Wirthſchaft, denn ſelbſt auch der Gewinnſt durch
Leiſtungen für andere Völker ſetzt Production im eigenen Lande
voraus. So erſcheint die Production als letzte Bedingung der
Volkswirthſchaft und des wirthſchaftlichen Volkswohles. Die wei-
tere Unterſuchung der Beziehungen der Production im Allgemeinen
iſt hier aus den §§. 50–52. zu ergänzen1).

1) Am weitläufigſten handelt die Lehre von der Production der in der Note 1.
zu §. 50. nicht mitgenannte Gioja ab. Nuovo Prospetto delle scienze econo-
miche. Tom. I.
und II. bis pag. 176.
§. 405.
2) Die Zweige der Production insbeſondere.

Die einzelnen Zweige der wirthſchaftlichen Production der
Nationen ſind außerordentlich manchfaltig. Allein ſie laſſen ſich
leicht in eine überſehbare Ordnung bringen, welche zugleich ihren
Zuſammenhang zeigt. Dieſelbe iſt aus den §§. 41. u. 42. erſichtlich1).

1) Rau (polit. Oeconom. I. §. 95 und 101. der 2ten Ausg.) erwähnt auch
noch die Dienſte zur Erleichterung des Gebrauchs und der Erhaltung der Güter.
Es ſind dies aber keine andern als die oben §. 373. B. erwähnten Hauswirthſchafts-
dienſte. Man mag ſie betrachten, wie man will, ſo gehören ſie doch in verſchie-
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[553/0575] ⁶⁾ Die Durchſchnittspreiſe können weit beſſere Maaßſtäbe als die Marktpreiſe abgeben. Sie gleichen die äußeren bei der Preisbildung wirkenden Umſtände ihrem Erfolge nach aus. Indeß iſt nicht zu läugnen, daß der geſunde Sinn der Völker auch hierin dasjenige, was praktiſch am brauchbarſten iſt, gefunden haben, indem ſie die Geldpreiſe zur Vermögensſchätzung nahmen, da der Gebrauchs- und Tauſch- werth des Geldes am allgemeinſten bekannt iſt. Wegen der Brauchbarkeit der Durchſchnittspreiſe ſ. m. unten bei der Lehre vom Preiſe. Zweiter Abſatz. Vom Einkommen und von den Einkommens- quellen. I. Die Production im Allgemeinen. §. 404. 1) Die Production überhaupt. Die wirthſchaftlichen Thätigkeiten der Menſchen haben zum nächſten Zwecke die Erwerbung oder Vergrößerung des Vermögens. Der Einzelne oder eine Geſellſchaft im Staate kann dieſe ſchon zu Stande bringen, nicht blos indem er ſelbſt Güter ſchafft, ſon- dern indem er ſie durch Leiſtungen materieller oder immaterieller Art von Andern erwirbt. Eine Nation aber kann ihr Vermögen nur vergrößern durch Hervorbringung (Production) neuer Werthe im Sinne der Wirthſchaft, denn ſelbſt auch der Gewinnſt durch Leiſtungen für andere Völker ſetzt Production im eigenen Lande voraus. So erſcheint die Production als letzte Bedingung der Volkswirthſchaft und des wirthſchaftlichen Volkswohles. Die wei- tere Unterſuchung der Beziehungen der Production im Allgemeinen iſt hier aus den §§. 50–52. zu ergänzen1). ¹⁾ Am weitläufigſten handelt die Lehre von der Production der in der Note 1. zu §. 50. nicht mitgenannte Gioja ab. Nuovo Prospetto delle scienze econo- miche. Tom. I. und II. bis pag. 176. §. 405. 2) Die Zweige der Production insbeſondere. Die einzelnen Zweige der wirthſchaftlichen Production der Nationen ſind außerordentlich manchfaltig. Allein ſie laſſen ſich leicht in eine überſehbare Ordnung bringen, welche zugleich ihren Zuſammenhang zeigt. Dieſelbe iſt aus den §§. 41. u. 42. erſichtlich1). ¹⁾ Rau (polit. Oeconom. I. §. 95 und 101. der 2ten Ausg.) erwähnt auch noch die Dienſte zur Erleichterung des Gebrauchs und der Erhaltung der Güter. Es ſind dies aber keine andern als die oben §. 373. B. erwähnten Hauswirthſchafts- dienſte. Man mag ſie betrachten, wie man will, ſo gehören ſie doch in verſchie-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/575>, abgerufen am 19.04.2024.