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Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

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Der Holzhandel in das Ausland ist bei guten Transportmitteln
(§. 258. 259.) ein sehr einträglicher, er wird um so gewagter, je
größer die Concurrenz und je kostspieliger der Transport ist. Denn
die größten Capitalien gehen oft aus diesen Gründen in fernen
Gegenden großentheils und ganz verloren1).

1) Lotz Handb. I. 265. Rau polit. Oeconom. I. §. 383-391. A. Smith
Inquiry. I. 259.
Kraus Staatsw. II. 150. Mohl Polizeiwissenschaft. II. 173.
Schenk, das Bedürfniß der Volkswirthschaft. Bd. II. S. 1-570 (diese Schrift
wurde im §. 397. nicht angegeben, weil in beiden Bänden nur dieses Stück von
Bedeutung, der erste Band blos ein Auszug aus Rau's polit. Oeconom I. mit
einigen höchst unbedeutenden Bemerkungen ist und das ganze Buch von demjenigen,
was sein Titel sagt, nichts gibt, indem keine der obschwebenden praktischen wich-
tigen Fragen darin abgehandelt wird). Pfeil, Grunds. der Forstw. in Bezug auf
Nat. Oeconom. u. Finanzw. Züllichau 1824. II. Hundeshagen Encyclopädie.
Bd. III. Forstpolizei. Mac-Culloch Dict. of Commerce, Deutsch I. 917.
Zweites Hauptstück.
Von den Kunstgewerben, als Zweig der
Volkswirthschaft
.
§. 434.

Was der Mensch zuerst von seinen gewonnenen Rohproducten
über seinen täglichen Bedarf ansammelte und aufbewahrte, war
blos Consumtionsvorrath, oder wenigstens Vermögen von unbe-
stimmtem Gebrauche. Erst mit der Entdeckung der Wirksamkeit von
gewissen Werkzeugen für die Geschäfte der Jagd, Fischerei, Weide
und Feldarbeit und mit der ersten Theilung dieser Beschäftigungen
entstand aus jenem Consumtionsvorrathe das Capital. Einmal
vorhanden mußte es sich wegen seiner großen und einleuchtenden
Wirksamkeit bald und rasch vermehren, so wie die Bevölkerung
mit der Theilung der verschiedenen Gewerbe. Aus der Bereitung
von Nahrungsmitteln und Werkzeugen ging zuerst der Gedanke der
Verarbeitung roher Stoffe hervor, der ohne Capitalvorrath nicht
möglich ist und die Gewerke hervorrief. Für ihre Entstehung war
also Capitalvorrath und ein Theil von Bevölkerung nothwendig,
der bei den Urgewerben entbehrt werden konnte und folglich nicht
mit Vortheil beschäftigt war. So entstanden, entwickelten sich die
Gewerke bis zu dem Stande in civilisirten Nationen, und ihre Ent-
wickelung hing fortwährend von Capital- und Bevölkerungsüberschuß
in den bestehenden Gewerben so wie von der steigenden Wohlhaben-
heit und Cultur des Volkes ab. Die Gewerke sind daher für die
Volkswirthschaft äußerst wichtig wegen der Vervollkommnung der
Güter für Production und Consumtion, wegen der Beschäftigung
und Unterhaltung eines großen Theils der Bevölkerung, wegen des
Verhältnisses derselben zu den Urgewerben und wegen des vortheil-

Der Holzhandel in das Ausland iſt bei guten Transportmitteln
(§. 258. 259.) ein ſehr einträglicher, er wird um ſo gewagter, je
größer die Concurrenz und je koſtſpieliger der Transport iſt. Denn
die größten Capitalien gehen oft aus dieſen Gründen in fernen
Gegenden großentheils und ganz verloren1).

1) Lotz Handb. I. 265. Rau polit. Oeconom. I. §. 383–391. A. Smith
Inquiry. I. 259.
Kraus Staatsw. II. 150. Mohl Polizeiwiſſenſchaft. II. 173.
Schenk, das Bedürfniß der Volkswirthſchaft. Bd. II. S. 1–570 (dieſe Schrift
wurde im §. 397. nicht angegeben, weil in beiden Bänden nur dieſes Stück von
Bedeutung, der erſte Band blos ein Auszug aus Rau's polit. Oeconom I. mit
einigen höchſt unbedeutenden Bemerkungen iſt und das ganze Buch von demjenigen,
was ſein Titel ſagt, nichts gibt, indem keine der obſchwebenden praktiſchen wich-
tigen Fragen darin abgehandelt wird). Pfeil, Grundſ. der Forſtw. in Bezug auf
Nat. Oeconom. u. Finanzw. Züllichau 1824. II. Hundeshagen Encyclopädie.
Bd. III. Forſtpolizei. Mac-Culloch Dict. of Commerce, Deutſch I. 917.
Zweites Hauptſtück.
Von den Kunſtgewerben, als Zweig der
Volkswirthſchaft
.
§. 434.

Was der Menſch zuerſt von ſeinen gewonnenen Rohproducten
über ſeinen täglichen Bedarf anſammelte und aufbewahrte, war
blos Conſumtionsvorrath, oder wenigſtens Vermögen von unbe-
ſtimmtem Gebrauche. Erſt mit der Entdeckung der Wirkſamkeit von
gewiſſen Werkzeugen für die Geſchäfte der Jagd, Fiſcherei, Weide
und Feldarbeit und mit der erſten Theilung dieſer Beſchäftigungen
entſtand aus jenem Conſumtionsvorrathe das Capital. Einmal
vorhanden mußte es ſich wegen ſeiner großen und einleuchtenden
Wirkſamkeit bald und raſch vermehren, ſo wie die Bevölkerung
mit der Theilung der verſchiedenen Gewerbe. Aus der Bereitung
von Nahrungsmitteln und Werkzeugen ging zuerſt der Gedanke der
Verarbeitung roher Stoffe hervor, der ohne Capitalvorrath nicht
möglich iſt und die Gewerke hervorrief. Für ihre Entſtehung war
alſo Capitalvorrath und ein Theil von Bevölkerung nothwendig,
der bei den Urgewerben entbehrt werden konnte und folglich nicht
mit Vortheil beſchäftigt war. So entſtanden, entwickelten ſich die
Gewerke bis zu dem Stande in civiliſirten Nationen, und ihre Ent-
wickelung hing fortwährend von Capital- und Bevölkerungsüberſchuß
in den beſtehenden Gewerben ſo wie von der ſteigenden Wohlhaben-
heit und Cultur des Volkes ab. Die Gewerke ſind daher für die
Volkswirthſchaft äußerſt wichtig wegen der Vervollkommnung der
Güter für Production und Conſumtion, wegen der Beſchäftigung
und Unterhaltung eines großen Theils der Bevölkerung, wegen des
Verhältniſſes derſelben zu den Urgewerben und wegen des vortheil-

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[616/0638] Der Holzhandel in das Ausland iſt bei guten Transportmitteln (§. 258. 259.) ein ſehr einträglicher, er wird um ſo gewagter, je größer die Concurrenz und je koſtſpieliger der Transport iſt. Denn die größten Capitalien gehen oft aus dieſen Gründen in fernen Gegenden großentheils und ganz verloren1). ¹⁾ Lotz Handb. I. 265. Rau polit. Oeconom. I. §. 383–391. A. Smith Inquiry. I. 259. Kraus Staatsw. II. 150. Mohl Polizeiwiſſenſchaft. II. 173. Schenk, das Bedürfniß der Volkswirthſchaft. Bd. II. S. 1–570 (dieſe Schrift wurde im §. 397. nicht angegeben, weil in beiden Bänden nur dieſes Stück von Bedeutung, der erſte Band blos ein Auszug aus Rau's polit. Oeconom I. mit einigen höchſt unbedeutenden Bemerkungen iſt und das ganze Buch von demjenigen, was ſein Titel ſagt, nichts gibt, indem keine der obſchwebenden praktiſchen wich- tigen Fragen darin abgehandelt wird). Pfeil, Grundſ. der Forſtw. in Bezug auf Nat. Oeconom. u. Finanzw. Züllichau 1824. II. Hundeshagen Encyclopädie. Bd. III. Forſtpolizei. Mac-Culloch Dict. of Commerce, Deutſch I. 917. Zweites Hauptſtück. Von den Kunſtgewerben, als Zweig der Volkswirthſchaft. §. 434. Was der Menſch zuerſt von ſeinen gewonnenen Rohproducten über ſeinen täglichen Bedarf anſammelte und aufbewahrte, war blos Conſumtionsvorrath, oder wenigſtens Vermögen von unbe- ſtimmtem Gebrauche. Erſt mit der Entdeckung der Wirkſamkeit von gewiſſen Werkzeugen für die Geſchäfte der Jagd, Fiſcherei, Weide und Feldarbeit und mit der erſten Theilung dieſer Beſchäftigungen entſtand aus jenem Conſumtionsvorrathe das Capital. Einmal vorhanden mußte es ſich wegen ſeiner großen und einleuchtenden Wirkſamkeit bald und raſch vermehren, ſo wie die Bevölkerung mit der Theilung der verſchiedenen Gewerbe. Aus der Bereitung von Nahrungsmitteln und Werkzeugen ging zuerſt der Gedanke der Verarbeitung roher Stoffe hervor, der ohne Capitalvorrath nicht möglich iſt und die Gewerke hervorrief. Für ihre Entſtehung war alſo Capitalvorrath und ein Theil von Bevölkerung nothwendig, der bei den Urgewerben entbehrt werden konnte und folglich nicht mit Vortheil beſchäftigt war. So entſtanden, entwickelten ſich die Gewerke bis zu dem Stande in civiliſirten Nationen, und ihre Ent- wickelung hing fortwährend von Capital- und Bevölkerungsüberſchuß in den beſtehenden Gewerben ſo wie von der ſteigenden Wohlhaben- heit und Cultur des Volkes ab. Die Gewerke ſind daher für die Volkswirthſchaft äußerſt wichtig wegen der Vervollkommnung der Güter für Production und Conſumtion, wegen der Beſchäftigung und Unterhaltung eines großen Theils der Bevölkerung, wegen des Verhältniſſes derſelben zu den Urgewerben und wegen des vortheil-

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Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/638>, abgerufen am 29.03.2024.