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Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668.

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Caput XXVIII.
che/ welche grosse Haußhaltungen führen/ als
vor die Arme/ die täglich auß der Hand in den
Mund das ihrige kauffen müssen/ ein gutes
Mittel ist/ zumalen in gefährlichen Zeiten/ da
Theurung zubesorgen/ und derentwegen biß-
weilen die Menschen/ so zur defension in einer
Statt nöhtig wären/ auß mangel solches Ma-
gazins müssen hinauß geschafft werden/ welches
dann das erste Kennzeichen eines fahrlässigen
nichtsnutzigen Regiments ist/ wann nemblich
in einer Statt nicht viel Proviant vorhanden/
daß man zweymal vier und zwantzig Stundt/
wil geschweigen/ vier und zwantzig Wochen
außhalten köndte/ und heist es hier wol: Felix
civitas, quae in annona de penuria cogitat.

Caput XXVIII.
Von dem Handwercks propolio, wie
solches nieder zulegen/ nemblich durch
ein allgemeines Werck- und
Zucht-Hauß.

WAnn nun Landt und Statt/ Bürger und
Bauren versehen seynd/ so ist weiter noth-
wendig/ daß man auch deß ledigen Gesinds/
und der Handwercksleuth nicht vergesse/ welche
beyde versorget werden können durch ein
Werck-Hauß/ die erste zwar/ nemblich das
ledige lauffende und bettlende Gesind/ Jungen
und Alten/ seynd einem Landt eine grosse Be-

schwer-

Caput XXVIII.
che/ welche groſſe Haußhaltungen fuͤhren/ als
vor die Arme/ die taͤglich auß der Hand in den
Mund das ihrige kauffen muͤſſen/ ein gutes
Mittel iſt/ zumalen in gefaͤhrlichen Zeiten/ da
Theurung zubeſorgen/ und derentwegen biß-
weilen die Menſchen/ ſo zur defenſion in einer
Statt noͤhtig waͤren/ auß mangel ſolches Ma-
gazins muͤſſen hinauß geſchafft werden/ welches
dann das erſte Kennzeichen eines fahrlaͤſſigen
nichtsnutzigen Regiments iſt/ wann nemblich
in einer Statt nicht viel Proviant vorhanden/
daß man zweymal vier und zwantzig Stundt/
wil geſchweigen/ vier und zwantzig Wochen
außhalten koͤndte/ und heiſt es hier wol: Felix
civitas, quæ in annonâ de penuriâ cogitat.

Caput XXVIII.
Von dem Handwercks propolio, wie
ſolches nieder zulegen/ nemblich durch
ein allgemeines Werck- und
Zucht-Hauß.

WAnn nun Landt und Statt/ Buͤrger und
Bauren verſehen ſeynd/ ſo iſt weiter noth-
wendig/ daß man auch deß ledigen Geſinds/
und der Handwercksleuth nicht vergeſſe/ welche
beyde verſorget werden koͤnnen durch ein
Werck-Hauß/ die erſte zwar/ nemblich das
ledige lauffende und bettlende Geſind/ Jungen
und Alten/ ſeynd einem Landt eine groſſe Be-

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[106[206]/0232] Caput XXVIII. che/ welche groſſe Haußhaltungen fuͤhren/ als vor die Arme/ die taͤglich auß der Hand in den Mund das ihrige kauffen muͤſſen/ ein gutes Mittel iſt/ zumalen in gefaͤhrlichen Zeiten/ da Theurung zubeſorgen/ und derentwegen biß- weilen die Menſchen/ ſo zur defenſion in einer Statt noͤhtig waͤren/ auß mangel ſolches Ma- gazins muͤſſen hinauß geſchafft werden/ welches dann das erſte Kennzeichen eines fahrlaͤſſigen nichtsnutzigen Regiments iſt/ wann nemblich in einer Statt nicht viel Proviant vorhanden/ daß man zweymal vier und zwantzig Stundt/ wil geſchweigen/ vier und zwantzig Wochen außhalten koͤndte/ und heiſt es hier wol: Felix civitas, quæ in annonâ de penuriâ cogitat. Caput XXVIII. Von dem Handwercks propolio, wie ſolches nieder zulegen/ nemblich durch ein allgemeines Werck- und Zucht-Hauß. WAnn nun Landt und Statt/ Buͤrger und Bauren verſehen ſeynd/ ſo iſt weiter noth- wendig/ daß man auch deß ledigen Geſinds/ und der Handwercksleuth nicht vergeſſe/ welche beyde verſorget werden koͤnnen durch ein Werck-Hauß/ die erſte zwar/ nemblich das ledige lauffende und bettlende Geſind/ Jungen und Alten/ ſeynd einem Landt eine groſſe Be- ſchwer-

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Politischer Discurs. Frankfurt (Main), 1668, S. 106[206]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_discurs_1668/232>, abgerufen am 29.03.2024.