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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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so resonaible sie auch waren/ an dem Käy-
serlichen Hoff nicht angiengen/ oder viel-
mehr daß man sie nicht wolte lassen ange-
hen/ damit ich weder Ehr noch merita haben
solte/ so dachte ich mich zu dem Röm. Reich
zu kehren/ und verhofft/ es würden ja zum
wenigsten in demselben noch Leuth gefun-
den werden/ welche das gemeine Beste be-
obachten/ und dessen Beförderer aestimiren
würden: nun konte ich es nicht besser und
vorsichtiger angreiffen/ als au dem Ort zu
helffen/ wo es am meisten fehlt/ nemblich im
Reichs-AErario, darüber der Reichs-Pfen-
ning-Meister bestelt ist/ welches Cassa so
arm/ daß er bißweilen den Nahmen nicht
mit der That hat/ nemblich zuzeiten nicht
einen Pfenning darin ist/ unterdessen soll
gleichwol das Speyerische Cammerge-
richt/ Justitz und Militz davon bezahlt
werden/ und seynd auch die Römer-Monat
lang anticipirt, oder weil das Reich grosse
Kosten und Außgaben gethan/ lang nicht
zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren
schon D. Obrecht von Straßburg/ von ei-
nem Reichs-AErario geschrieben/ und ich
hab auch deßwegen mein Gutachten ge-
geben an den Käyserl. Plenipotentia-

rium

ſo reſonaible ſie auch waren/ an dem Kaͤy-
ſerlichen Hoff nicht angiengen/ oder viel-
mehr daß man ſie nicht wolte laſſen ange-
hen/ damit ich weder Ehr noch merita haben
ſolte/ ſo dachte ich mich zu dem Roͤm. Reich
zu kehren/ und verhofft/ es wuͤrden ja zum
wenigſten in demſelben noch Leuth gefun-
den werden/ welche das gemeine Beſte be-
obachten/ und deſſen Befoͤrderer æſtimiren
wuͤrden: nun konte ich es nicht beſſer und
vorſichtiger angreiffen/ als au dem Ort zu
helffen/ wo es am meiſten fehlt/ nemblich im
Reichs-Ærario, daruͤber der Reichs-Pfen-
ning-Meiſter beſtelt iſt/ welches Caſſa ſo
arm/ daß er bißweilen den Nahmen nicht
mit der That hat/ nemblich zuzeiten nicht
einen Pfenning darin iſt/ unterdeſſen ſoll
gleichwol das Speyeriſche Cammerge-
richt/ Juſtitz und Militz davon bezahlt
werden/ und ſeynd auch die Roͤmer-Monat
lang anticipirt, oder weil das Reich groſſe
Koſten und Außgaben gethan/ lang nicht
zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren
ſchon D. Obrecht von Straßburg/ von ei-
nem Reichs-Ærario geſchrieben/ und ich
hab auch deßwegen mein Gutachten ge-
geben an den Kaͤyſerl. Plenipotentia-

rium
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[134[133]/0156] ſo reſonaible ſie auch waren/ an dem Kaͤy- ſerlichen Hoff nicht angiengen/ oder viel- mehr daß man ſie nicht wolte laſſen ange- hen/ damit ich weder Ehr noch merita haben ſolte/ ſo dachte ich mich zu dem Roͤm. Reich zu kehren/ und verhofft/ es wuͤrden ja zum wenigſten in demſelben noch Leuth gefun- den werden/ welche das gemeine Beſte be- obachten/ und deſſen Befoͤrderer æſtimiren wuͤrden: nun konte ich es nicht beſſer und vorſichtiger angreiffen/ als au dem Ort zu helffen/ wo es am meiſten fehlt/ nemblich im Reichs-Ærario, daruͤber der Reichs-Pfen- ning-Meiſter beſtelt iſt/ welches Caſſa ſo arm/ daß er bißweilen den Nahmen nicht mit der That hat/ nemblich zuzeiten nicht einen Pfenning darin iſt/ unterdeſſen ſoll gleichwol das Speyeriſche Cammerge- richt/ Juſtitz und Militz davon bezahlt werden/ und ſeynd auch die Roͤmer-Monat lang anticipirt, oder weil das Reich groſſe Koſten und Außgaben gethan/ lang nicht zu hoffen. Nun hat vor vielen Jahren ſchon D. Obrecht von Straßburg/ von ei- nem Reichs-Ærario geſchrieben/ und ich hab auch deßwegen mein Gutachten ge- geben an den Kaͤyſerl. Plenipotentia- rium

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 134[133]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/156>, abgerufen am 29.03.2024.