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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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EINLEITUNG.


Die prähistorische Zeit in Europa.



Wie mit der Gewalt der entfesselten Elemente brach im 4. Jahr-
hundert die feindliche Völkerflut von Osten her in das römische Reich
ein und zertrümmerte den kunstvoll gegründeten, in den vorher-
gegangenen Jahrhunderten so mühevoll aufrecht erhaltenen, stolzen
Bau des römischen Weltreiches. Wie ein Chaos fluteten die Völker
durcheinander. Den Anstoss hatte das asiatische Volk der Hunnen,
ein mongolisch-tatarisches Mischvolk, durch seinen Übergang über die
Wolga im Jahre 374 n. Chr. gegeben, doch im Vordertreffen des blutigen
Völkerkampfes standen überall germanische Stämme, zum Teil vor-
geschoben durch den Stoss von Osten her, meist aber aus eigener
Kampfbegier über die bis zum Hochmut selbstbewussten Römer, die
den Reichtum und das Mark aller Länder der bekannten Welt zu-
sammengeschleppt hatten, hereinbrechend.

Welcher Reichtum, welche Schätze, welche Kunstwerke gingen
damals zu Grunde unter den erbarmungslosen Schwertern der unge-
bildeten, auf ihre Einfachheit stolzen Barbaren. Aber nicht nur Kunst-
werke wurden vernichtet, auch die Sitze alter Industrieen wurden zer-
stört, Erzeugungsstätten herrlicher Arbeiten wurden ausgetilgt. In
Kunst und Gesittung trat ein Rückschlag für Jahrhunderte ein. Auch
die Eisenindustrie hatte unter dieser furchtbaren Umwälzung zu leiden.
Vieles Bestehende verschwand, die kaiserlichen Fabriken wurden zer-
trümmert, nur langsam entstanden weit bescheidenere Anlagen auf

EINLEITUNG.


Die prähistorische Zeit in Europa.



Wie mit der Gewalt der entfesselten Elemente brach im 4. Jahr-
hundert die feindliche Völkerflut von Osten her in das römische Reich
ein und zertrümmerte den kunstvoll gegründeten, in den vorher-
gegangenen Jahrhunderten so mühevoll aufrecht erhaltenen, stolzen
Bau des römischen Weltreiches. Wie ein Chaos fluteten die Völker
durcheinander. Den Anstoſs hatte das asiatische Volk der Hunnen,
ein mongolisch-tatarisches Mischvolk, durch seinen Übergang über die
Wolga im Jahre 374 n. Chr. gegeben, doch im Vordertreffen des blutigen
Völkerkampfes standen überall germanische Stämme, zum Teil vor-
geschoben durch den Stoſs von Osten her, meist aber aus eigener
Kampfbegier über die bis zum Hochmut selbstbewuſsten Römer, die
den Reichtum und das Mark aller Länder der bekannten Welt zu-
sammengeschleppt hatten, hereinbrechend.

Welcher Reichtum, welche Schätze, welche Kunstwerke gingen
damals zu Grunde unter den erbarmungslosen Schwertern der unge-
bildeten, auf ihre Einfachheit stolzen Barbaren. Aber nicht nur Kunst-
werke wurden vernichtet, auch die Sitze alter Industrieen wurden zer-
stört, Erzeugungsstätten herrlicher Arbeiten wurden ausgetilgt. In
Kunst und Gesittung trat ein Rückschlag für Jahrhunderte ein. Auch
die Eisenindustrie hatte unter dieser furchtbaren Umwälzung zu leiden.
Vieles Bestehende verschwand, die kaiserlichen Fabriken wurden zer-
trümmert, nur langsam entstanden weit bescheidenere Anlagen auf

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[[585]/0607] EINLEITUNG. Die prähistorische Zeit in Europa. Wie mit der Gewalt der entfesselten Elemente brach im 4. Jahr- hundert die feindliche Völkerflut von Osten her in das römische Reich ein und zertrümmerte den kunstvoll gegründeten, in den vorher- gegangenen Jahrhunderten so mühevoll aufrecht erhaltenen, stolzen Bau des römischen Weltreiches. Wie ein Chaos fluteten die Völker durcheinander. Den Anstoſs hatte das asiatische Volk der Hunnen, ein mongolisch-tatarisches Mischvolk, durch seinen Übergang über die Wolga im Jahre 374 n. Chr. gegeben, doch im Vordertreffen des blutigen Völkerkampfes standen überall germanische Stämme, zum Teil vor- geschoben durch den Stoſs von Osten her, meist aber aus eigener Kampfbegier über die bis zum Hochmut selbstbewuſsten Römer, die den Reichtum und das Mark aller Länder der bekannten Welt zu- sammengeschleppt hatten, hereinbrechend. Welcher Reichtum, welche Schätze, welche Kunstwerke gingen damals zu Grunde unter den erbarmungslosen Schwertern der unge- bildeten, auf ihre Einfachheit stolzen Barbaren. Aber nicht nur Kunst- werke wurden vernichtet, auch die Sitze alter Industrieen wurden zer- stört, Erzeugungsstätten herrlicher Arbeiten wurden ausgetilgt. In Kunst und Gesittung trat ein Rückschlag für Jahrhunderte ein. Auch die Eisenindustrie hatte unter dieser furchtbaren Umwälzung zu leiden. Vieles Bestehende verschwand, die kaiserlichen Fabriken wurden zer- trümmert, nur langsam entstanden weit bescheidenere Anlagen auf

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. [585]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/607>, abgerufen am 25.04.2024.