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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
"tolle Grete" aus einem System zusammengeschweisster Eisenstäbe
gebildet, diese waren von dicht aneinander gefügten Ringen zusammen
gehalten. Die Büchse (Pulverkammer) hatte einen geringeren Durch-
messer als das Rohr (die Seele) und (Fig. 287 a. v. S.) giebt ein Bild
der Konstruktion und der Dimensionen der Mons Meg 1).

Die tolle Grethe von Gent war das riesigste der bekannten Eisen-
geschütze. Henrad giebt in seiner Geschichte der belgischen Artillerie
folgende Beschreibung der tollen Grethe von Gent.

La Dulle Griete de Gand2).

Das Geschütz ist durchaus Schmiedeeisen, von einer Gesamtlänge
von 5,025 m. Es besteht aus zwei Teilen, der Pulverkammer und dem
Lauf, die beide durch Schrauben verbunden sind. Die Seele des
Laufes ist 3,315 m lang und hat 0,64 im Lichten, die der Kammer
1,375 m und 0,26 im Lichten. Der Lauf ist zusammengesetzt aus

[Abbildung] Fig. 288.
32 geschmiedeten Stäben von 55 x 30 mm Dicke, die wie Fassdauben
zusammengefügt und am unteren Ende umgebogen sind, um den Boden
der Kammer zu bilden. 41 Ringe (Muffen) von gleicher Breite, ge-
bunden und geschweisst, welche die Längsstäbe vollständig einhüllen,
bilden, durch ihre verschiedene Dicke, vier Abteilungen, deren letzte
bei der Mündung endet in der Weise, dass noch drei Ringe von grösserer
Dicke vorgeschweisst sind. Der äussere Durchmesser dieser Muffen-
ringe beträgt 1,00, 0,938, 0,880, 0,820 m.


1) Nach Robert Mallet, On the physical conditions involved in the construc-
tion of artillery etc. London 1856.
2) s. Henrard a. a. O. S. 150.

Feuerwaffen.
„tolle Grete“ aus einem System zusammengeschweiſster Eisenstäbe
gebildet, diese waren von dicht aneinander gefügten Ringen zusammen
gehalten. Die Büchse (Pulverkammer) hatte einen geringeren Durch-
messer als das Rohr (die Seele) und (Fig. 287 a. v. S.) giebt ein Bild
der Konstruktion und der Dimensionen der Mons Meg 1).

Die tolle Grethe von Gent war das riesigste der bekannten Eisen-
geschütze. Henrad giebt in seiner Geschichte der belgischen Artillerie
folgende Beschreibung der tollen Grethe von Gent.

La Dulle Griète de Gand2).

Das Geschütz ist durchaus Schmiedeeisen, von einer Gesamtlänge
von 5,025 m. Es besteht aus zwei Teilen, der Pulverkammer und dem
Lauf, die beide durch Schrauben verbunden sind. Die Seele des
Laufes ist 3,315 m lang und hat 0,64 im Lichten, die der Kammer
1,375 m und 0,26 im Lichten. Der Lauf ist zusammengesetzt aus

[Abbildung] Fig. 288.
32 geschmiedeten Stäben von 55 × 30 mm Dicke, die wie Faſsdauben
zusammengefügt und am unteren Ende umgebogen sind, um den Boden
der Kammer zu bilden. 41 Ringe (Muffen) von gleicher Breite, ge-
bunden und geschweiſst, welche die Längsstäbe vollständig einhüllen,
bilden, durch ihre verschiedene Dicke, vier Abteilungen, deren letzte
bei der Mündung endet in der Weise, daſs noch drei Ringe von gröſserer
Dicke vorgeschweiſst sind. Der äuſsere Durchmesser dieser Muffen-
ringe beträgt 1,00, 0,938, 0,880, 0,820 m.


1) Nach Robert Mallet, On the physical conditions involved in the construc-
tion of artillery etc. London 1856.
2) s. Henrard a. a. O. S. 150.
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[908/0930] Feuerwaffen. „tolle Grete“ aus einem System zusammengeschweiſster Eisenstäbe gebildet, diese waren von dicht aneinander gefügten Ringen zusammen gehalten. Die Büchse (Pulverkammer) hatte einen geringeren Durch- messer als das Rohr (die Seele) und (Fig. 287 a. v. S.) giebt ein Bild der Konstruktion und der Dimensionen der Mons Meg 1). Die tolle Grethe von Gent war das riesigste der bekannten Eisen- geschütze. Henrad giebt in seiner Geschichte der belgischen Artillerie folgende Beschreibung der tollen Grethe von Gent. La Dulle Griète de Gand 2). Das Geschütz ist durchaus Schmiedeeisen, von einer Gesamtlänge von 5,025 m. Es besteht aus zwei Teilen, der Pulverkammer und dem Lauf, die beide durch Schrauben verbunden sind. Die Seele des Laufes ist 3,315 m lang und hat 0,64 im Lichten, die der Kammer 1,375 m und 0,26 im Lichten. Der Lauf ist zusammengesetzt aus [Abbildung Fig. 288.] 32 geschmiedeten Stäben von 55 × 30 mm Dicke, die wie Faſsdauben zusammengefügt und am unteren Ende umgebogen sind, um den Boden der Kammer zu bilden. 41 Ringe (Muffen) von gleicher Breite, ge- bunden und geschweiſst, welche die Längsstäbe vollständig einhüllen, bilden, durch ihre verschiedene Dicke, vier Abteilungen, deren letzte bei der Mündung endet in der Weise, daſs noch drei Ringe von gröſserer Dicke vorgeschweiſst sind. Der äuſsere Durchmesser dieser Muffen- ringe beträgt 1,00, 0,938, 0,880, 0,820 m. 1) Nach Robert Mallet, On the physical conditions involved in the construc- tion of artillery etc. London 1856. 2) s. Henrard a. a. O. S. 150.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/930>, abgerufen am 29.03.2024.