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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Geschützguss.
Kugeln von 20 Pfund schossen und mit 8 Pferden bespannt waren.
Feldschlangen mit 11 Pfund Kugeln und 8 Pferden, Halbschlangen mit
8 Pfund Kugeln und 6 Pferden, Falkonet mit 6 Pfund Kugeln und
5 Pferden. Zu Dillichs Zeit (1689) waren die Feldgeschütze leichter.
Die Feldschlange schoss 8 Pfund, die Falkone oder halbe Schlange 4 bis
5 Pfund, das Falkonet 2 Pfund. Philipp von Cleve beschreibt die fran-
zösischen Geschütze am Anfange des 16. Jahrhunderts.

Die Doppelkartaune wog 7200 Pfund, schoss Kugeln von 80 Pfund
mit einer Pulverladung von 8 Pfund.

Die Kartaune     5000 Pfd., Kugelgewicht 50 Pfd., Pulver 50 Pfd.
Die Doppelschlange     5000 " " 33 " " 33 "
Die mittlere Schlange     2500 " " 12 " " 12 "
Die Falkone     1000 " " 6 (Blei) " 6 "

Zum Preise der Fortschritte im Artilleriewesen fügt er hinzu: Es
giebt keine Kanone in diesen Tagen, die nicht 40 Schuss thun könnte.

Die Franzosen unterschieden bombardes, veuglaires, double-cour-
tauds, courtauds, canons, coulevrines, falconets, bombardelles, mor-
tiers etc. Eine ältere Unterscheidung zwischen grobem und Feldgeschütz
ist bronzieres und carabotanes (Fernblaseröhren). Die Bezeichnung
canons, welche ja auch bei uns allgemein gebräuchlich geworden ist,
kommt in Frankreich bereits 1338 vor in einer Rechnung des königl.
Kriegszahlmeisters und zwar in dem Sinne grosser Metallkanonen. Der
Name, von der Form hergeleitet, bedeutet "Rohrgeschütz", von dem
lateinischen canna, Röhre. 1346 kommt in einer Urkunde der Stadt
Tournay der Ausdruck canoilles vor. Der Büchsenmeister Peter von
Brügge erhielt den Auftrag, eine solche für die Stadt anzufertigen.

Erfindung des Eisengusses.

(Guss der Kanonen.)

Der berühmteste Schriftsteller über das Artilleriewesen im 17. Jahr-
hundert, Dillich 1), sagt:

"Es sind aber die ersten Stücke nicht gegossen, sondern von dicken
eisinen Stangen, wie die Fass-Tauben zusammengesetzet, und aus
starken eisinen Reifen aneinander getrieben worden, biss man die

1) Kriegsschule 1698, I, 439.

Geschützguſs.
Kugeln von 20 Pfund schossen und mit 8 Pferden bespannt waren.
Feldschlangen mit 11 Pfund Kugeln und 8 Pferden, Halbschlangen mit
8 Pfund Kugeln und 6 Pferden, Falkonet mit 6 Pfund Kugeln und
5 Pferden. Zu Dillichs Zeit (1689) waren die Feldgeschütze leichter.
Die Feldschlange schoſs 8 Pfund, die Falkone oder halbe Schlange 4 bis
5 Pfund, das Falkonet 2 Pfund. Philipp von Cleve beschreibt die fran-
zösischen Geschütze am Anfange des 16. Jahrhunderts.

Die Doppelkartaune wog 7200 Pfund, schoſs Kugeln von 80 Pfund
mit einer Pulverladung von 8 Pfund.

Die Kartaune     5000 Pfd., Kugelgewicht 50 Pfd., Pulver 50 Pfd.
Die Doppelschlange     5000 „ „ 33 „ „ 33 „
Die mittlere Schlange     2500 „ „ 12 „ „ 12 „
Die Falkone     1000 „ „ 6 (Blei) „ 6 „

Zum Preise der Fortschritte im Artilleriewesen fügt er hinzu: Es
giebt keine Kanone in diesen Tagen, die nicht 40 Schuſs thun könnte.

Die Franzosen unterschieden bombardes, veuglaires, double-cour-
tauds, courtauds, canons, coulevrines, falconets, bombardelles, mor-
tiers etc. Eine ältere Unterscheidung zwischen grobem und Feldgeschütz
ist bronzières und carabotanes (Fernblaseröhren). Die Bezeichnung
canons, welche ja auch bei uns allgemein gebräuchlich geworden ist,
kommt in Frankreich bereits 1338 vor in einer Rechnung des königl.
Kriegszahlmeisters und zwar in dem Sinne groſser Metallkanonen. Der
Name, von der Form hergeleitet, bedeutet „Rohrgeschütz“, von dem
lateinischen canna, Röhre. 1346 kommt in einer Urkunde der Stadt
Tournay der Ausdruck canoilles vor. Der Büchsenmeister Peter von
Brügge erhielt den Auftrag, eine solche für die Stadt anzufertigen.

Erfindung des Eisengusses.

(Guſs der Kanonen.)

Der berühmteste Schriftsteller über das Artilleriewesen im 17. Jahr-
hundert, Dillich 1), sagt:

„Es sind aber die ersten Stücke nicht gegossen, sondern von dicken
eisinen Stangen, wie die Faſs-Tauben zusammengesetzet, und aus
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1) Kriegsschule 1698, I, 439.
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[938/0960] Geschützguſs. Kugeln von 20 Pfund schossen und mit 8 Pferden bespannt waren. Feldschlangen mit 11 Pfund Kugeln und 8 Pferden, Halbschlangen mit 8 Pfund Kugeln und 6 Pferden, Falkonet mit 6 Pfund Kugeln und 5 Pferden. Zu Dillichs Zeit (1689) waren die Feldgeschütze leichter. Die Feldschlange schoſs 8 Pfund, die Falkone oder halbe Schlange 4 bis 5 Pfund, das Falkonet 2 Pfund. Philipp von Cleve beschreibt die fran- zösischen Geschütze am Anfange des 16. Jahrhunderts. Die Doppelkartaune wog 7200 Pfund, schoſs Kugeln von 80 Pfund mit einer Pulverladung von 8 Pfund. Die Kartaune 5000 Pfd., Kugelgewicht 50 Pfd., Pulver 50 Pfd. Die Doppelschlange 5000 „ „ 33 „ „ 33 „ Die mittlere Schlange 2500 „ „ 12 „ „ 12 „ Die Falkone 1000 „ „ 6 (Blei) „ 6 „ Zum Preise der Fortschritte im Artilleriewesen fügt er hinzu: Es giebt keine Kanone in diesen Tagen, die nicht 40 Schuſs thun könnte. Die Franzosen unterschieden bombardes, veuglaires, double-cour- tauds, courtauds, canons, coulevrines, falconets, bombardelles, mor- tiers etc. Eine ältere Unterscheidung zwischen grobem und Feldgeschütz ist bronzières und carabotanes (Fernblaseröhren). Die Bezeichnung canons, welche ja auch bei uns allgemein gebräuchlich geworden ist, kommt in Frankreich bereits 1338 vor in einer Rechnung des königl. Kriegszahlmeisters und zwar in dem Sinne groſser Metallkanonen. Der Name, von der Form hergeleitet, bedeutet „Rohrgeschütz“, von dem lateinischen canna, Röhre. 1346 kommt in einer Urkunde der Stadt Tournay der Ausdruck canoilles vor. Der Büchsenmeister Peter von Brügge erhielt den Auftrag, eine solche für die Stadt anzufertigen. Erfindung des Eisengusses. (Guſs der Kanonen.) Der berühmteste Schriftsteller über das Artilleriewesen im 17. Jahr- hundert, Dillich 1), sagt: „Es sind aber die ersten Stücke nicht gegossen, sondern von dicken eisinen Stangen, wie die Faſs-Tauben zusammengesetzet, und aus starken eisinen Reifen aneinander getrieben worden, biſs man die 1) Kriegsschule 1698, I, 439.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/960>, abgerufen am 25.04.2024.