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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Eisenguss.
man in Lagen von 3 zu 3 Zoll aufstampfte. Das Einschmelzen geschah
in einem Flammofen. Sobald die Bronze Ölkonsistenz angenommen
hatte, schritt man zum Guss -- also bei möglichst niedriger Tempe-
ratur -- um die eiserne Kernspindel leichter herausziehen zu können.
Die Bronzemischung war sehr verschieden, indem jeder Giessmeister
sein eigenes Rezept hatte und seine Mischung für die beste erklärte.
Erst kurz vor dem Guss wurde dem Metallbade Zinn zugesetzt, um die
richtige "reiche" Legierung zu erhalten. Die Geschütze wurden nach-
[Abbildung] Fig. 300.
gebohrt, die kleineren mit der Hand, grössere mit Hilfe von Wasser-
rädern (Fig. 300).

An den Guss der Geschütze schliessen wir den Guss der Ge-
schosse an.

Art und Weise, wie durch Guss eiserne Kugeln zum
Schiessen für grosse und kleine Artillerie hergestellt
werden: nach Biringuccio's Pyrotechnia
1).

"Um nicht von der angefangenen Ordnung bezüglich des Gusses
und der zur Artillerie nötigen Sachen abzuweichen, will ich Euch jetzt
einiges mitteilen über die jetzige Art, wie eiserne Kugeln gemacht
werden, eine Erfindung gewiss ebenso schön wie schrecklich durch ihre
mächtige Wirkung -- etwas Neues bei dem Kriegswesen, da niemals

1) Biringuccio, Pyrotechnia, lib. VII, cap. 9, p. 247 etc.
Beck, Geschichte des Eisens. 60

Eisenguſs.
man in Lagen von 3 zu 3 Zoll aufstampfte. Das Einschmelzen geschah
in einem Flammofen. Sobald die Bronze Ölkonsistenz angenommen
hatte, schritt man zum Guſs — also bei möglichst niedriger Tempe-
ratur — um die eiserne Kernspindel leichter herausziehen zu können.
Die Bronzemischung war sehr verschieden, indem jeder Gieſsmeister
sein eigenes Rezept hatte und seine Mischung für die beste erklärte.
Erst kurz vor dem Guſs wurde dem Metallbade Zinn zugesetzt, um die
richtige „reiche“ Legierung zu erhalten. Die Geschütze wurden nach-
[Abbildung] Fig. 300.
gebohrt, die kleineren mit der Hand, gröſsere mit Hilfe von Wasser-
rädern (Fig. 300).

An den Guſs der Geschütze schlieſsen wir den Guſs der Ge-
schosse an.

Art und Weise, wie durch Guſs eiserne Kugeln zum
Schieſsen für groſse und kleine Artillerie hergestellt
werden: nach Biringuccio’s Pyrotechnia
1).

„Um nicht von der angefangenen Ordnung bezüglich des Gusses
und der zur Artillerie nötigen Sachen abzuweichen, will ich Euch jetzt
einiges mitteilen über die jetzige Art, wie eiserne Kugeln gemacht
werden, eine Erfindung gewiſs ebenso schön wie schrecklich durch ihre
mächtige Wirkung — etwas Neues bei dem Kriegswesen, da niemals

1) Biringuccio, Pyrotechnia, lib. VII, cap. 9, p. 247 etc.
Beck, Geschichte des Eisens. 60
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[945/0967] Eisenguſs. man in Lagen von 3 zu 3 Zoll aufstampfte. Das Einschmelzen geschah in einem Flammofen. Sobald die Bronze Ölkonsistenz angenommen hatte, schritt man zum Guſs — also bei möglichst niedriger Tempe- ratur — um die eiserne Kernspindel leichter herausziehen zu können. Die Bronzemischung war sehr verschieden, indem jeder Gieſsmeister sein eigenes Rezept hatte und seine Mischung für die beste erklärte. Erst kurz vor dem Guſs wurde dem Metallbade Zinn zugesetzt, um die richtige „reiche“ Legierung zu erhalten. Die Geschütze wurden nach- [Abbildung Fig. 300.] gebohrt, die kleineren mit der Hand, gröſsere mit Hilfe von Wasser- rädern (Fig. 300). An den Guſs der Geschütze schlieſsen wir den Guſs der Ge- schosse an. Art und Weise, wie durch Guſs eiserne Kugeln zum Schieſsen für groſse und kleine Artillerie hergestellt werden: nach Biringuccio’s Pyrotechnia 1). „Um nicht von der angefangenen Ordnung bezüglich des Gusses und der zur Artillerie nötigen Sachen abzuweichen, will ich Euch jetzt einiges mitteilen über die jetzige Art, wie eiserne Kugeln gemacht werden, eine Erfindung gewiſs ebenso schön wie schrecklich durch ihre mächtige Wirkung — etwas Neues bei dem Kriegswesen, da niemals 1) Biringuccio, Pyrotechnia, lib. VII, cap. 9, p. 247 etc. Beck, Geschichte des Eisens. 60

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 945. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/967>, abgerufen am 19.04.2024.