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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Malaien.


Die Malaien, welche Malakka und die Sundainseln bewohnen, haben
eine alte, einheimische Eisenindustrie, während sie mit dem Zinn,
welches jetzt einen Hauptausfuhrartikel bildet, erst in neuerer Zeit
bekannt geworden zu sein scheinen. Besonders auf Sumatra und
Borneo scheint die Eisenbereitung uralt zu sein 1). Alte Eisenschmelze-
reien finden sich am Qunong-Bassin in der Nähe des Merapi auf
Sumatra. Das Gestein wird zuerst auf offenem Feuer geröstet, in
Stücke von Haselnussgrösse zerschlagen und in einem steinernen,
4 Fuss hohen Ofen von kubischer Form abwechselnd mit Holzkohle
geschichtet 2). In Menangkabao schmelzen sie es in 7 bis 8 Fuss hohen,
8 bis 10 Fuss breiten Öfen, in welchen Erz- und Kohlenschichten ab-
wechselnd über einander gebaut werden. Durch spiralförmiges Zu-
sammenrollen eines Eisenstabes und darauffolgendes Dichtschmieden
desselben stellen sie Gewehrläufe dar, die alsdann inwendig aus-
geschliffen und auswendig abgefeilt werden 3). Nach Crawford 4) wäre
auch der Stahl, der durch ein einheimisches Wort von den Malaien
und Javanen bezeichnet wird, eine uralte, eigene Erfindung derselben.
Auf Lingga sind Waffenfabriken, man giesst dort Geschütze und Kugeln,
schmiedet Dolche und Säbelklingen und verfertigt ein grobes Pulver 5).
Gewehre wurden ferner früher, ausser von Menangkabao und Atjin,
von Tringano und Gressek auf Java geliefert.


1) Waitz, a. a. O. V, 133.
2) Horner, a Tydschr. for indische Volkenkunde,
Batavia. X, 371.
3) Burger, Verhandelingen von het Bataviasch genootschap
der konsten en weetenschapen.
4) A. descriptive dictionary of the Indian
islands Lond. 1856, p. 409.
5) Angelbeck in Verhandl. XI, 42.
Die Malaien.


Die Malaien, welche Malakka und die Sundainseln bewohnen, haben
eine alte, einheimische Eisenindustrie, während sie mit dem Zinn,
welches jetzt einen Hauptausfuhrartikel bildet, erst in neuerer Zeit
bekannt geworden zu sein scheinen. Besonders auf Sumatra und
Borneo scheint die Eisenbereitung uralt zu sein 1). Alte Eisenschmelze-
reien finden sich am Qunong-Bassin in der Nähe des Merapi auf
Sumatra. Das Gestein wird zuerst auf offenem Feuer geröstet, in
Stücke von Haselnuſsgröſse zerschlagen und in einem steinernen,
4 Fuſs hohen Ofen von kubischer Form abwechselnd mit Holzkohle
geschichtet 2). In Menangkabao schmelzen sie es in 7 bis 8 Fuſs hohen,
8 bis 10 Fuſs breiten Öfen, in welchen Erz- und Kohlenschichten ab-
wechselnd über einander gebaut werden. Durch spiralförmiges Zu-
sammenrollen eines Eisenstabes und darauffolgendes Dichtschmieden
desſelben stellen sie Gewehrläufe dar, die alsdann inwendig aus-
geschliffen und auswendig abgefeilt werden 3). Nach Crawford 4) wäre
auch der Stahl, der durch ein einheimisches Wort von den Malaien
und Javanen bezeichnet wird, eine uralte, eigene Erfindung derselben.
Auf Lingga sind Waffenfabriken, man gieſst dort Geschütze und Kugeln,
schmiedet Dolche und Säbelklingen und verfertigt ein grobes Pulver 5).
Gewehre wurden ferner früher, auſser von Menangkabao und Atjin,
von Tringano und Gressek auf Java geliefert.


1) Waitz, a. a. O. V, 133.
2) Horner, a Tydschr. for indische Volkenkunde,
Batavia. X, 371.
3) Burger, Verhandelingen von het Bataviasch genootschap
der konsten en weetenschapen.
4) A. descriptive dictionary of the Indian
islands Lond. 1856, p. 409.
5) Angelbeck in Verhandl. XI, 42.
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[[336]/0358] Die Malaien. Die Malaien, welche Malakka und die Sundainseln bewohnen, haben eine alte, einheimische Eisenindustrie, während sie mit dem Zinn, welches jetzt einen Hauptausfuhrartikel bildet, erst in neuerer Zeit bekannt geworden zu sein scheinen. Besonders auf Sumatra und Borneo scheint die Eisenbereitung uralt zu sein 1). Alte Eisenschmelze- reien finden sich am Qunong-Bassin in der Nähe des Merapi auf Sumatra. Das Gestein wird zuerst auf offenem Feuer geröstet, in Stücke von Haselnuſsgröſse zerschlagen und in einem steinernen, 4 Fuſs hohen Ofen von kubischer Form abwechselnd mit Holzkohle geschichtet 2). In Menangkabao schmelzen sie es in 7 bis 8 Fuſs hohen, 8 bis 10 Fuſs breiten Öfen, in welchen Erz- und Kohlenschichten ab- wechselnd über einander gebaut werden. Durch spiralförmiges Zu- sammenrollen eines Eisenstabes und darauffolgendes Dichtschmieden desſelben stellen sie Gewehrläufe dar, die alsdann inwendig aus- geschliffen und auswendig abgefeilt werden 3). Nach Crawford 4) wäre auch der Stahl, der durch ein einheimisches Wort von den Malaien und Javanen bezeichnet wird, eine uralte, eigene Erfindung derselben. Auf Lingga sind Waffenfabriken, man gieſst dort Geschütze und Kugeln, schmiedet Dolche und Säbelklingen und verfertigt ein grobes Pulver 5). Gewehre wurden ferner früher, auſser von Menangkabao und Atjin, von Tringano und Gressek auf Java geliefert. 1) Waitz, a. a. O. V, 133. 2) Horner, a Tydschr. for indische Volkenkunde, Batavia. X, 371. 3) Burger, Verhandelingen von het Bataviasch genootschap der konsten en weetenschapen. 4) A. descriptive dictionary of the Indian islands Lond. 1856, p. 409. 5) Angelbeck in Verhandl. XI, 42.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. [336]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/358>, abgerufen am 28.03.2024.