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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Katalanschmieden.

Die ganze Operation, die Röstung und das Aufarbeiten der fünf
Luppen, dauert 24 Stunden, 4 Stunden für jede einzelne. Es sind
dazu 4 Arbeiter erforderlich, die 7 Tage in der Woche arbeiten. Da
man aber nur 7 Monate im Betriebe bleibt, so macht ein Hammer
nur 520 Ztr. Stabeisen jährlich.

Das Eisen ist von sehr guter Qualität; dehnbar, sehr sehnig, ohne
indes so schmiedbar zu sein, wie das schwedische; jedoch lässt es sich
gut warm und kalt ausschmieden, ohne Kantenrisse zu bekommen.

Der Kohlenverbrauch bei dieser Arbeit ist ganz enorm. Er be-
läuft sich auf das 8,8 fache Gewicht des Eisens. Das Ausbringen ist
dagegen gut und beträgt 38,66 Proz. Schmiedeeisen aus dem Erz. Die
Selbstkosten stellen sich auf circa 6 Thlr. 20 Sgr. (20 M.) per Zentner
Stabeisen. Im Jahre 1812 waren noch acht solcher Rennwerke auf
der Insel Corsica im Gange, deren Zahl 1828 dagegen auf vier ge-
sunken war.

Die Katalanschmieden.

Wie Corsica als Insel von den Umwälzungen der Völkerwanderung
verschont geblieben ist, so behaupteten in ähnlicher Weise die uralten
Bewohner der Pyrenäen in den schwer zugänglichen Thälern und
Schluchten ihre Selbständigkeit und ihre Sitten. Noch heute haben
die Basken ihre uralte Sprache rein erhalten, das klarste Zeugnis, dass
sie auch niemals vollständig unterjocht waren.

Die Basken sind die Nachkommen der alten iberischen Vaskonen,
die ihre Wohnsitze schon vor unbekannter Zeit gegen die ein-
gedrungenen Kelten, welche Spanien unterwarfen, behauptet haben.
Ebensowenig vermochte Rom die Basken zu unterdrücken, obgleich
sie dem Namen nach der römischen Herrschaft unterworfen waren.
Während die aus der Vermischung der Kelten und Iberer hervor-
gegangenen Keltiberer vollständig latinisiert wurden, erhielten sich
die Basken unvermischt.

Infolge der Völkerwanderung drangen die germanischen Stämme
der Alanen, Sueven und Vandalen über die Pyrenäen, entrissen den
Römern die spanische Herrschaft und teilten sich in das Land. Gegen
diese riefen die Römer die Westgoten zu Hilfe, die nach langem
Kampfe Spanien eroberten. Ein neuer Umwandlungsprozess in Sprache
und Sitten ging durch das Hinzutreten des deutschen Elementes in
Spanien vor sich. Von allen diesen Wandlungen blieben die Basken

Die Katalanschmieden.

Die ganze Operation, die Röstung und das Aufarbeiten der fünf
Luppen, dauert 24 Stunden, 4 Stunden für jede einzelne. Es sind
dazu 4 Arbeiter erforderlich, die 7 Tage in der Woche arbeiten. Da
man aber nur 7 Monate im Betriebe bleibt, so macht ein Hammer
nur 520 Ztr. Stabeisen jährlich.

Das Eisen ist von sehr guter Qualität; dehnbar, sehr sehnig, ohne
indes so schmiedbar zu sein, wie das schwedische; jedoch läſst es sich
gut warm und kalt ausschmieden, ohne Kantenrisse zu bekommen.

Der Kohlenverbrauch bei dieser Arbeit ist ganz enorm. Er be-
läuft sich auf das 8,8 fache Gewicht des Eisens. Das Ausbringen ist
dagegen gut und beträgt 38,66 Proz. Schmiedeeisen aus dem Erz. Die
Selbstkosten stellen sich auf circa 6 Thlr. 20 Sgr. (20 M.) per Zentner
Stabeisen. Im Jahre 1812 waren noch acht solcher Rennwerke auf
der Insel Corsica im Gange, deren Zahl 1828 dagegen auf vier ge-
sunken war.

Die Katalanschmieden.

Wie Corsica als Insel von den Umwälzungen der Völkerwanderung
verschont geblieben ist, so behaupteten in ähnlicher Weise die uralten
Bewohner der Pyrenäen in den schwer zugänglichen Thälern und
Schluchten ihre Selbständigkeit und ihre Sitten. Noch heute haben
die Basken ihre uralte Sprache rein erhalten, das klarste Zeugnis, daſs
sie auch niemals vollständig unterjocht waren.

Die Basken sind die Nachkommen der alten iberischen Vaskonen,
die ihre Wohnsitze schon vor unbekannter Zeit gegen die ein-
gedrungenen Kelten, welche Spanien unterwarfen, behauptet haben.
Ebensowenig vermochte Rom die Basken zu unterdrücken, obgleich
sie dem Namen nach der römischen Herrschaft unterworfen waren.
Während die aus der Vermischung der Kelten und Iberer hervor-
gegangenen Keltiberer vollständig latinisiert wurden, erhielten sich
die Basken unvermischt.

Infolge der Völkerwanderung drangen die germanischen Stämme
der Alanen, Sueven und Vandalen über die Pyrenäen, entrissen den
Römern die spanische Herrschaft und teilten sich in das Land. Gegen
diese riefen die Römer die Westgoten zu Hilfe, die nach langem
Kampfe Spanien eroberten. Ein neuer Umwandlungsprozeſs in Sprache
und Sitten ging durch das Hinzutreten des deutschen Elementes in
Spanien vor sich. Von allen diesen Wandlungen blieben die Basken

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[789/0811] Die Katalanschmieden. Die ganze Operation, die Röstung und das Aufarbeiten der fünf Luppen, dauert 24 Stunden, 4 Stunden für jede einzelne. Es sind dazu 4 Arbeiter erforderlich, die 7 Tage in der Woche arbeiten. Da man aber nur 7 Monate im Betriebe bleibt, so macht ein Hammer nur 520 Ztr. Stabeisen jährlich. Das Eisen ist von sehr guter Qualität; dehnbar, sehr sehnig, ohne indes so schmiedbar zu sein, wie das schwedische; jedoch läſst es sich gut warm und kalt ausschmieden, ohne Kantenrisse zu bekommen. Der Kohlenverbrauch bei dieser Arbeit ist ganz enorm. Er be- läuft sich auf das 8,8 fache Gewicht des Eisens. Das Ausbringen ist dagegen gut und beträgt 38,66 Proz. Schmiedeeisen aus dem Erz. Die Selbstkosten stellen sich auf circa 6 Thlr. 20 Sgr. (20 M.) per Zentner Stabeisen. Im Jahre 1812 waren noch acht solcher Rennwerke auf der Insel Corsica im Gange, deren Zahl 1828 dagegen auf vier ge- sunken war. Die Katalanschmieden. Wie Corsica als Insel von den Umwälzungen der Völkerwanderung verschont geblieben ist, so behaupteten in ähnlicher Weise die uralten Bewohner der Pyrenäen in den schwer zugänglichen Thälern und Schluchten ihre Selbständigkeit und ihre Sitten. Noch heute haben die Basken ihre uralte Sprache rein erhalten, das klarste Zeugnis, daſs sie auch niemals vollständig unterjocht waren. Die Basken sind die Nachkommen der alten iberischen Vaskonen, die ihre Wohnsitze schon vor unbekannter Zeit gegen die ein- gedrungenen Kelten, welche Spanien unterwarfen, behauptet haben. Ebensowenig vermochte Rom die Basken zu unterdrücken, obgleich sie dem Namen nach der römischen Herrschaft unterworfen waren. Während die aus der Vermischung der Kelten und Iberer hervor- gegangenen Keltiberer vollständig latinisiert wurden, erhielten sich die Basken unvermischt. Infolge der Völkerwanderung drangen die germanischen Stämme der Alanen, Sueven und Vandalen über die Pyrenäen, entrissen den Römern die spanische Herrschaft und teilten sich in das Land. Gegen diese riefen die Römer die Westgoten zu Hilfe, die nach langem Kampfe Spanien eroberten. Ein neuer Umwandlungsprozeſs in Sprache und Sitten ging durch das Hinzutreten des deutschen Elementes in Spanien vor sich. Von allen diesen Wandlungen blieben die Basken

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/811>, abgerufen am 25.04.2024.