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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
17. Jahrhundert verschiedene Gesellschaften. Der geniale Giov
Battista della Porta errichtete in Neapel in seinem eigenen Hause
zu Anfang des Jahrhunderts die Accademia de secreti, in welche
keiner aufgenommen wurde, der nicht eine nützliche Entdeckung in
der natürlichen Philosophie oder der Medizin gemacht hatte. Dieser
Verein wurde aber, als der Magie verdächtigt, bald unterdrückt. Da-
gegen stiftete der hochgebildete Leopold Medici 1657 zu Florenz die
berühmte Accademia del Cimento, welche viel für das Studium
der Naturwissenschaften leistete und die erste naturwissenschaftliche
Zeitung, die "Saggi di Naturali Esperienze", herausgab.

Die Academie Francaise, welche 1625 als Privatverein ge-
gründet und 1635 von Richelieu zur Akademie erhoben worden
war, beschäftigte sich nur mit Sprache und Dichtung, wogegen die
1666 von Colbert ins Leben gerufene Academie des Sciences
besonders dem Studium der Naturwissenschaften, der Geschichte und
Altertümer und der Kritik gewidmet war. 1691 gründete der un-
ermüdliche Colbert noch eine Academie de l'Architecture.
In Deutschland hatten sich schon früh wissenschaftliche Gesellschaften,
unter denen wir die von Conrad Celtes 1490 ins Leben gerufene
Sodalitas Celtica oder Rhenana zu Worms und die 1493 nach
Wien verlegte Donaugesellschaft (sodalitas Danubiensis) anführen.
Für das Studium der Naturwissenschaften wurde 1652 in Schweinfurt
die Academia Naturae Curiosorum von einer Gesellschaft Ärzte
(insbesondere Johann Lorenz Bausch) und Naturforscher ge-
gründet, welche 1667 mit kaiserlichen Privilegien ausgestattet zur
Leopoldinischen Akademie erweitert wurde, welche noch heute
besteht. Ihr voller Name lautet Academia Caesarea Leopoldino-
Carolina Naturae Curiosorum
.

Die Arbeiten der Mitglieder erschienen von 1670 an als Mis-
cellanea sive Decuriae Ephemeridum Medico-Physicarum. Am Schluss
des Jahrhunderts, im Jahre 1700, stiftete König Friedrich I. von
Preussen durch den berühmten Leibniz die Societät der Wissen-
schaften
in Berlin, aus welcher 1744 die Königliche Akademie
der Wissenschaften
entstanden ist.

Von hervorragender Bedeutung für die Naturwissenschaften war
die 1654 in Oxford gestiftete, 1658 nach London verlegte und 1663
von König Karl II. zur öffentlichen Anstalt erhobene Royal Society,
welche von letztgenanntem Jahre an ihre Philosophical Trans-
actions
erscheinen liess. Neben den mathematisch-physikalischen
Arbeiten des grossen Newton finden wir dort Aufsätze über prak-

Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
17. Jahrhundert verschiedene Gesellschaften. Der geniale Giov
Battista della Porta errichtete in Neapel in seinem eigenen Hause
zu Anfang des Jahrhunderts die Accademia de secreti, in welche
keiner aufgenommen wurde, der nicht eine nützliche Entdeckung in
der natürlichen Philosophie oder der Medizin gemacht hatte. Dieser
Verein wurde aber, als der Magie verdächtigt, bald unterdrückt. Da-
gegen stiftete der hochgebildete Leopold Medici 1657 zu Florenz die
berühmte Accademia del Cimento, welche viel für das Studium
der Naturwissenschaften leistete und die erste naturwissenschaftliche
Zeitung, die „Saggi di Naturali Esperienze“, herausgab.

Die Académie Française, welche 1625 als Privatverein ge-
gründet und 1635 von Richelieu zur Akademie erhoben worden
war, beschäftigte sich nur mit Sprache und Dichtung, wogegen die
1666 von Colbert ins Leben gerufene Académie des Sciences
besonders dem Studium der Naturwissenschaften, der Geschichte und
Altertümer und der Kritik gewidmet war. 1691 gründete der un-
ermüdliche Colbert noch eine Académie de l’Architecture.
In Deutschland hatten sich schon früh wissenschaftliche Gesellschaften,
unter denen wir die von Conrad Celtes 1490 ins Leben gerufene
Sodalitas Celtica oder Rhenana zu Worms und die 1493 nach
Wien verlegte Donaugesellschaft (sodalitas Danubiensis) anführen.
Für das Studium der Naturwissenschaften wurde 1652 in Schweinfurt
die Academia Naturae Curiosorum von einer Gesellschaft Ärzte
(insbesondere Johann Lorenz Bausch) und Naturforscher ge-
gründet, welche 1667 mit kaiserlichen Privilegien ausgestattet zur
Leopoldinischen Akademie erweitert wurde, welche noch heute
besteht. Ihr voller Name lautet Academia Caesarea Leopoldino-
Carolina Naturae Curiosorum
.

Die Arbeiten der Mitglieder erschienen von 1670 an als Mis-
cellanea sive Decuriae Ephemeridum Medico-Physicarum. Am Schluſs
des Jahrhunderts, im Jahre 1700, stiftete König Friedrich I. von
Preuſsen durch den berühmten Leibniz die Societät der Wissen-
schaften
in Berlin, aus welcher 1744 die Königliche Akademie
der Wissenschaften
entstanden ist.

Von hervorragender Bedeutung für die Naturwissenschaften war
die 1654 in Oxford gestiftete, 1658 nach London verlegte und 1663
von König Karl II. zur öffentlichen Anstalt erhobene Royal Society,
welche von letztgenanntem Jahre an ihre Philosophical Trans-
actions
erscheinen lieſs. Neben den mathematisch-physikalischen
Arbeiten des groſsen Newton finden wir dort Aufsätze über prak-

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[1035/1057] Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert. 17. Jahrhundert verschiedene Gesellschaften. Der geniale Giov Battista della Porta errichtete in Neapel in seinem eigenen Hause zu Anfang des Jahrhunderts die Accademia de secreti, in welche keiner aufgenommen wurde, der nicht eine nützliche Entdeckung in der natürlichen Philosophie oder der Medizin gemacht hatte. Dieser Verein wurde aber, als der Magie verdächtigt, bald unterdrückt. Da- gegen stiftete der hochgebildete Leopold Medici 1657 zu Florenz die berühmte Accademia del Cimento, welche viel für das Studium der Naturwissenschaften leistete und die erste naturwissenschaftliche Zeitung, die „Saggi di Naturali Esperienze“, herausgab. Die Académie Française, welche 1625 als Privatverein ge- gründet und 1635 von Richelieu zur Akademie erhoben worden war, beschäftigte sich nur mit Sprache und Dichtung, wogegen die 1666 von Colbert ins Leben gerufene Académie des Sciences besonders dem Studium der Naturwissenschaften, der Geschichte und Altertümer und der Kritik gewidmet war. 1691 gründete der un- ermüdliche Colbert noch eine Académie de l’Architecture. In Deutschland hatten sich schon früh wissenschaftliche Gesellschaften, unter denen wir die von Conrad Celtes 1490 ins Leben gerufene Sodalitas Celtica oder Rhenana zu Worms und die 1493 nach Wien verlegte Donaugesellschaft (sodalitas Danubiensis) anführen. Für das Studium der Naturwissenschaften wurde 1652 in Schweinfurt die Academia Naturae Curiosorum von einer Gesellschaft Ärzte (insbesondere Johann Lorenz Bausch) und Naturforscher ge- gründet, welche 1667 mit kaiserlichen Privilegien ausgestattet zur Leopoldinischen Akademie erweitert wurde, welche noch heute besteht. Ihr voller Name lautet Academia Caesarea Leopoldino- Carolina Naturae Curiosorum. Die Arbeiten der Mitglieder erschienen von 1670 an als Mis- cellanea sive Decuriae Ephemeridum Medico-Physicarum. Am Schluſs des Jahrhunderts, im Jahre 1700, stiftete König Friedrich I. von Preuſsen durch den berühmten Leibniz die Societät der Wissen- schaften in Berlin, aus welcher 1744 die Königliche Akademie der Wissenschaften entstanden ist. Von hervorragender Bedeutung für die Naturwissenschaften war die 1654 in Oxford gestiftete, 1658 nach London verlegte und 1663 von König Karl II. zur öffentlichen Anstalt erhobene Royal Society, welche von letztgenanntem Jahre an ihre Philosophical Trans- actions erscheinen lieſs. Neben den mathematisch-physikalischen Arbeiten des groſsen Newton finden wir dort Aufsätze über prak-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1035. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1057>, abgerufen am 23.04.2024.