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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Steiermark im 17. Jahrhundert.
teils aus Besorgnis, dass die Güte des weltberühmten steirischen
Eisens durch eine Veränderung des Betriebs leiden und der Handel
dadurch geschädigt werden könnte. Dagegen erbaute Graf Schwarzen-
berg
in den sechziger Jahren einen Hochofen (Flossofen) in Turrach,
den ersten im Herzogtum. Die Eisenwerke von Turrach waren um
diese Zeit von den Schwarzenbergs gegründet worden. Brückmann
in seiner Magnalia Dei erzählt, dass ein Graf Predinus von Schwarzen-
berg der eigentliche Gründer gewesen sei. Derselbe habe 1656/57 einen
Bergmann Namens Aigener in Dienste genommen, um Erze zu suchen.
Dieser habe die Eisenerze bei Turrach gefunden, worauf der Graf ein
Hüttenwerk anlegte. Die Konzession dafür erhielt er am 31. Januar
1660. Man baute zunächst einen Stückofen 1). "wobei man einen
sogenannten Flossofen in Kärnthen im Gesicht hatte; da man aber
bei dieser Schmelzmethode sein Konto nicht fand, so baute der Blau-
meister Lukas Barnos im Jahre 1665 einen sogenannten Hochofen."
Graf Predinus dirigierte die Hütte einige Jahre selbst. Es scheint aber,
dass man auch mit diesem Ofen nicht zurecht kam und zu dem stei-
rischen Stückofen zurückkehrte, denn v. Pantz und Atzl schreiben 2),
man habe schon um 1650 einen Flossofen in Steiermark erbaut ge-
habt, der aber nur kurze Zeit bestanden hätte, "weil der grosse
Kohlenverbrauch bei den Hammerwerken, um aus jenem Eisen eine
eben so gute, geschmeidige Ware zu erzeugen, erwiesen wurde, der
für die Zukunft Mangel an Kohlen besorgen liess". -- Brückmann
erwähnt noch in Verbindung mit obiger Notiz über den Turracher
Hochofen eine besondere Art der Behandlung der Erze. Er sagt, die
Brauneisensteine würden in viereckigen Röstofen (Stadeln) mit Scheit-
holz geröstet, alsdann in Kästen abgewässert. Diese Wässerungskästen
seien 20 Fuss im Quadrat und 12 Fuss hoch. An den vier Ecken
befänden sich Löcher. In diesen Kästen lassen man das Erz, das man
beständig feucht hielte, 1--2 Jahre stehen. Die Wässerung besorge
der Röstmeister, der beständig reines Wasser zufliessen lasse. In
diesen Kästen wurden auch die Erze bereits gatirt. -- Einen dauern-
den Erfolg hatte dieser erste Versuch der Einführung des Hochofen-
betriebes aber nicht.

Traten in dem technischen Betrieb der steirischen Eisenwerke im
17. Jahrhundert keine wesentlichen Änderungen ein, so vollzog sich

1) Magnalia Dei, S. 114.
2) S. Versuch einer Beschreibung der vorzüglichsten Berg- und Hüttenwerke
des Herzogtums Steiermark von Ignaz, Ritter von Pantz und A. Jos. Atzl.
Wien 1814, S. 113.

Steiermark im 17. Jahrhundert.
teils aus Besorgnis, daſs die Güte des weltberühmten steirischen
Eisens durch eine Veränderung des Betriebs leiden und der Handel
dadurch geschädigt werden könnte. Dagegen erbaute Graf Schwarzen-
berg
in den sechziger Jahren einen Hochofen (Floſsofen) in Turrach,
den ersten im Herzogtum. Die Eisenwerke von Turrach waren um
diese Zeit von den Schwarzenbergs gegründet worden. Brückmann
in seiner Magnalia Dei erzählt, daſs ein Graf Predinus von Schwarzen-
berg der eigentliche Gründer gewesen sei. Derselbe habe 1656/57 einen
Bergmann Namens Aigener in Dienste genommen, um Erze zu suchen.
Dieser habe die Eisenerze bei Turrach gefunden, worauf der Graf ein
Hüttenwerk anlegte. Die Konzession dafür erhielt er am 31. Januar
1660. Man baute zunächst einen Stückofen 1). „wobei man einen
sogenannten Floſsofen in Kärnthen im Gesicht hatte; da man aber
bei dieser Schmelzmethode sein Konto nicht fand, so baute der Blau-
meister Lukas Barnos im Jahre 1665 einen sogenannten Hochofen.“
Graf Predinus dirigierte die Hütte einige Jahre selbst. Es scheint aber,
daſs man auch mit diesem Ofen nicht zurecht kam und zu dem stei-
rischen Stückofen zurückkehrte, denn v. Pantz und Atzl schreiben 2),
man habe schon um 1650 einen Floſsofen in Steiermark erbaut ge-
habt, der aber nur kurze Zeit bestanden hätte, „weil der groſse
Kohlenverbrauch bei den Hammerwerken, um aus jenem Eisen eine
eben so gute, geschmeidige Ware zu erzeugen, erwiesen wurde, der
für die Zukunft Mangel an Kohlen besorgen lieſs“. — Brückmann
erwähnt noch in Verbindung mit obiger Notiz über den Turracher
Hochofen eine besondere Art der Behandlung der Erze. Er sagt, die
Brauneisensteine würden in viereckigen Röstofen (Stadeln) mit Scheit-
holz geröstet, alsdann in Kästen abgewässert. Diese Wässerungskästen
seien 20 Fuſs im Quadrat und 12 Fuſs hoch. An den vier Ecken
befänden sich Löcher. In diesen Kästen lassen man das Erz, das man
beständig feucht hielte, 1—2 Jahre stehen. Die Wässerung besorge
der Röstmeister, der beständig reines Wasser zuflieſsen lasse. In
diesen Kästen wurden auch die Erze bereits gatirt. — Einen dauern-
den Erfolg hatte dieser erste Versuch der Einführung des Hochofen-
betriebes aber nicht.

Traten in dem technischen Betrieb der steirischen Eisenwerke im
17. Jahrhundert keine wesentlichen Änderungen ein, so vollzog sich

1) Magnalia Dei, S. 114.
2) S. Versuch einer Beschreibung der vorzüglichsten Berg- und Hüttenwerke
des Herzogtums Steiermark von Ignaz, Ritter von Pantz und A. Jos. Atzl.
Wien 1814, S. 113.
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[1038/1060] Steiermark im 17. Jahrhundert. teils aus Besorgnis, daſs die Güte des weltberühmten steirischen Eisens durch eine Veränderung des Betriebs leiden und der Handel dadurch geschädigt werden könnte. Dagegen erbaute Graf Schwarzen- berg in den sechziger Jahren einen Hochofen (Floſsofen) in Turrach, den ersten im Herzogtum. Die Eisenwerke von Turrach waren um diese Zeit von den Schwarzenbergs gegründet worden. Brückmann in seiner Magnalia Dei erzählt, daſs ein Graf Predinus von Schwarzen- berg der eigentliche Gründer gewesen sei. Derselbe habe 1656/57 einen Bergmann Namens Aigener in Dienste genommen, um Erze zu suchen. Dieser habe die Eisenerze bei Turrach gefunden, worauf der Graf ein Hüttenwerk anlegte. Die Konzession dafür erhielt er am 31. Januar 1660. Man baute zunächst einen Stückofen 1). „wobei man einen sogenannten Floſsofen in Kärnthen im Gesicht hatte; da man aber bei dieser Schmelzmethode sein Konto nicht fand, so baute der Blau- meister Lukas Barnos im Jahre 1665 einen sogenannten Hochofen.“ Graf Predinus dirigierte die Hütte einige Jahre selbst. Es scheint aber, daſs man auch mit diesem Ofen nicht zurecht kam und zu dem stei- rischen Stückofen zurückkehrte, denn v. Pantz und Atzl schreiben 2), man habe schon um 1650 einen Floſsofen in Steiermark erbaut ge- habt, der aber nur kurze Zeit bestanden hätte, „weil der groſse Kohlenverbrauch bei den Hammerwerken, um aus jenem Eisen eine eben so gute, geschmeidige Ware zu erzeugen, erwiesen wurde, der für die Zukunft Mangel an Kohlen besorgen lieſs“. — Brückmann erwähnt noch in Verbindung mit obiger Notiz über den Turracher Hochofen eine besondere Art der Behandlung der Erze. Er sagt, die Brauneisensteine würden in viereckigen Röstofen (Stadeln) mit Scheit- holz geröstet, alsdann in Kästen abgewässert. Diese Wässerungskästen seien 20 Fuſs im Quadrat und 12 Fuſs hoch. An den vier Ecken befänden sich Löcher. In diesen Kästen lassen man das Erz, das man beständig feucht hielte, 1—2 Jahre stehen. Die Wässerung besorge der Röstmeister, der beständig reines Wasser zuflieſsen lasse. In diesen Kästen wurden auch die Erze bereits gatirt. — Einen dauern- den Erfolg hatte dieser erste Versuch der Einführung des Hochofen- betriebes aber nicht. Traten in dem technischen Betrieb der steirischen Eisenwerke im 17. Jahrhundert keine wesentlichen Änderungen ein, so vollzog sich 1) Magnalia Dei, S. 114. 2) S. Versuch einer Beschreibung der vorzüglichsten Berg- und Hüttenwerke des Herzogtums Steiermark von Ignaz, Ritter von Pantz und A. Jos. Atzl. Wien 1814, S. 113.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1038. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1060>, abgerufen am 19.04.2024.