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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hessen im 17. Jahrhundert.
Plattenmodellen werden in den Inventarien des 17. Jahrhunderts auf-
geführt: vom verlorenen Sohn, von der Schlange im Paradies, das
Gleichnis vom Schafstall, von den Wasserkrügen, von Holofernes, von
der Kreuzigung, von der Auferstehung; 1668 waren dazugekommen
Kurmainzisches Wappen, Schenkisches Wappen und Justitia. 1680
wird ein Formschneider Benedictus Schröter, Schreiner zu Haina,
genannt. Dieser erhält "12 fl. 8 alb. von zwey paar Offen Formen-
Bretern von der Erschaffung der Welt und der Geburt Christi, das
Bildwerk, beyneben das Laubwerk darumb zu schneiden, die Bretter
gemacht und die Dihlen darzugethan". Im Anhang III führt Bickell
die Namen der Hüttenmeister und Former zu Fischbach im 17. Jahr-
hundert an. Aus der weiter mitgeteilten Verkaufsliste ist zu be-
merken, dass ausser den Fürsten es hauptsächlich die "Euler", d. h.
die Thonwarenbrenner, welche die Kacheln machten, waren, welche
die gegossenen Ofenplatten kauften.

Ueber die Hütte bei Biedenkopf liegen ausführliche Betriebs-
angaben aus dem 17. Jahrhundert vor1). Sie schliessen sich an die
S. 751 mitgeteilten aus dem 16. Jahrhundert an. Der Hochofen
wurde zwischen 1601 bis 1625 neu aufgebaut. Es gehörten drei Hämmer
zu dem Werk, einer bei der Hütte, einer bei Hatzfeld und einer an
der Eder, vermutlich bei Herzhausen in der Grafschaft Itter, wovon
sich bis 1631 Spuren finden. Die Erze kamen meist aus dem
Nassauischen und von Lixfeld, erst seit 1664 von Königsberg, welches
in den späteren Zeiten den Ofen allein versorgte. Der Gewinnungslohn
der Lixfelder Erze belief sich auf 26--30 Albus, der Fuhrlohn auf
26 Albus 7 Pfennige das Fuder. Der Kalkstein kostete 11/2 Albus
das Fuder. Das Forstgeld vom Fuder Kohlen betrug 10 Albus 4 Pfg.
und der Köhlerlohn 23 Albus 1 Pfg. Es fielen in der ersten Hälfte
des Jahrhunderts

1626 aus 4 8/114 Fuder Stein mit 5 95/114 Fuder Kohlen, 14 12/114 Ctr. Eisen
1634 " 3 44/98 " " " 5 38/98 " " 11 52/98 " "
1639 " 2 75/98 " " " 4 70/98 " " 12 24/98 " "
1644 " 2 15/73 " " " 5 49/73 " " 14 5/73 " "
1649 " 3 72/88 " " " 5 65/80 " " 15 61/80 " "

1626 wurde am meisten Stein durchgesetzt und am längsten
geblasen, nämlich 114 Tage, denn auch hier geben die Nenner der
Brüche die Zahl der Hüttentage an. Die grösste Menge Eisen wurde

1) Klipsteins Mineralogischer Briefwechsel 1781, Bd. II, S. 93. Sie sind den
alten Hüttenrechnungen, von denen aber die von 1602--1625 und von 1654 bis
1663 fehlen, entnommen.

Hessen im 17. Jahrhundert.
Plattenmodellen werden in den Inventarien des 17. Jahrhunderts auf-
geführt: vom verlorenen Sohn, von der Schlange im Paradies, das
Gleichnis vom Schafstall, von den Wasserkrügen, von Holofernes, von
der Kreuzigung, von der Auferstehung; 1668 waren dazugekommen
Kurmainzisches Wappen, Schenkisches Wappen und Justitia. 1680
wird ein Formschneider Benedictus Schröter, Schreiner zu Haina,
genannt. Dieser erhält „12 fl. 8 alb. von zwey paar Offen Formen-
Bretern von der Erschaffung der Welt und der Geburt Christi, das
Bildwerk, beyneben das Laubwerk darumb zu schneiden, die Bretter
gemacht und die Dihlen darzugethan“. Im Anhang III führt Bickell
die Namen der Hüttenmeister und Former zu Fischbach im 17. Jahr-
hundert an. Aus der weiter mitgeteilten Verkaufsliste ist zu be-
merken, daſs auſser den Fürsten es hauptsächlich die „Euler“, d. h.
die Thonwarenbrenner, welche die Kacheln machten, waren, welche
die gegossenen Ofenplatten kauften.

Ueber die Hütte bei Biedenkopf liegen ausführliche Betriebs-
angaben aus dem 17. Jahrhundert vor1). Sie schlieſsen sich an die
S. 751 mitgeteilten aus dem 16. Jahrhundert an. Der Hochofen
wurde zwischen 1601 bis 1625 neu aufgebaut. Es gehörten drei Hämmer
zu dem Werk, einer bei der Hütte, einer bei Hatzfeld und einer an
der Eder, vermutlich bei Herzhausen in der Grafschaft Itter, wovon
sich bis 1631 Spuren finden. Die Erze kamen meist aus dem
Nassauischen und von Lixfeld, erst seit 1664 von Königsberg, welches
in den späteren Zeiten den Ofen allein versorgte. Der Gewinnungslohn
der Lixfelder Erze belief sich auf 26—30 Albus, der Fuhrlohn auf
26 Albus 7 Pfennige das Fuder. Der Kalkstein kostete 1½ Albus
das Fuder. Das Forstgeld vom Fuder Kohlen betrug 10 Albus 4 Pfg.
und der Köhlerlohn 23 Albus 1 Pfg. Es fielen in der ersten Hälfte
des Jahrhunderts

1626 aus 4 8/114 Fuder Stein mit 5 95/114 Fuder Kohlen, 14 12/114 Ctr. Eisen
1634 „ 3 44/98 „ „ „ 5 38/98 „ „ 11 52/98 „ „
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1626 wurde am meisten Stein durchgesetzt und am längsten
geblasen, nämlich 114 Tage, denn auch hier geben die Nenner der
Brüche die Zahl der Hüttentage an. Die gröſste Menge Eisen wurde

1) Klipsteins Mineralogischer Briefwechsel 1781, Bd. II, S. 93. Sie sind den
alten Hüttenrechnungen, von denen aber die von 1602—1625 und von 1654 bis
1663 fehlen, entnommen.
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[1078/1100] Hessen im 17. Jahrhundert. Plattenmodellen werden in den Inventarien des 17. Jahrhunderts auf- geführt: vom verlorenen Sohn, von der Schlange im Paradies, das Gleichnis vom Schafstall, von den Wasserkrügen, von Holofernes, von der Kreuzigung, von der Auferstehung; 1668 waren dazugekommen Kurmainzisches Wappen, Schenkisches Wappen und Justitia. 1680 wird ein Formschneider Benedictus Schröter, Schreiner zu Haina, genannt. Dieser erhält „12 fl. 8 alb. von zwey paar Offen Formen- Bretern von der Erschaffung der Welt und der Geburt Christi, das Bildwerk, beyneben das Laubwerk darumb zu schneiden, die Bretter gemacht und die Dihlen darzugethan“. Im Anhang III führt Bickell die Namen der Hüttenmeister und Former zu Fischbach im 17. Jahr- hundert an. Aus der weiter mitgeteilten Verkaufsliste ist zu be- merken, daſs auſser den Fürsten es hauptsächlich die „Euler“, d. h. die Thonwarenbrenner, welche die Kacheln machten, waren, welche die gegossenen Ofenplatten kauften. Ueber die Hütte bei Biedenkopf liegen ausführliche Betriebs- angaben aus dem 17. Jahrhundert vor 1). Sie schlieſsen sich an die S. 751 mitgeteilten aus dem 16. Jahrhundert an. Der Hochofen wurde zwischen 1601 bis 1625 neu aufgebaut. Es gehörten drei Hämmer zu dem Werk, einer bei der Hütte, einer bei Hatzfeld und einer an der Eder, vermutlich bei Herzhausen in der Grafschaft Itter, wovon sich bis 1631 Spuren finden. Die Erze kamen meist aus dem Nassauischen und von Lixfeld, erst seit 1664 von Königsberg, welches in den späteren Zeiten den Ofen allein versorgte. Der Gewinnungslohn der Lixfelder Erze belief sich auf 26—30 Albus, der Fuhrlohn auf 26 Albus 7 Pfennige das Fuder. Der Kalkstein kostete 1½ Albus das Fuder. Das Forstgeld vom Fuder Kohlen betrug 10 Albus 4 Pfg. und der Köhlerlohn 23 Albus 1 Pfg. Es fielen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts 1626 aus 4 8/114 Fuder Stein mit 5 95/114 Fuder Kohlen, 14 12/114 Ctr. Eisen 1634 „ 3 44/98 „ „ „ 5 38/98 „ „ 11 52/98 „ „ 1639 „ 2 75/98 „ „ „ 4 70/98 „ „ 12 24/98 „ „ 1644 „ 2 15/73 „ „ „ 5 49/73 „ „ 14 5/73 „ „ 1649 „ 3 72/88 „ „ „ 5 65/80 „ „ 15 61/80 „ „ 1626 wurde am meisten Stein durchgesetzt und am längsten geblasen, nämlich 114 Tage, denn auch hier geben die Nenner der Brüche die Zahl der Hüttentage an. Die gröſste Menge Eisen wurde 1) Klipsteins Mineralogischer Briefwechsel 1781, Bd. II, S. 93. Sie sind den alten Hüttenrechnungen, von denen aber die von 1602—1625 und von 1654 bis 1663 fehlen, entnommen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1078. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1100>, abgerufen am 24.04.2024.