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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Frankreich im 17. Jahrhundert.
des Staates, bald für Rechnung von Privatpersonen, indem daselbst
vorzugsweise Kanonen gegossen und Schiffsnägel verfertigt wurden.

Im Jahre 1692 erschien unter der Regierung des Königs Don
Pedro III. das zweite Reglement für die Eisenhütten, woraus hervor-
geht, dass indessen die Hütte von Foz d'Alge erbaut worden war und
den Namen "Neue Artilleriefabrik" führte.



Frankreich.

In Frankreich suchte zu Anfang des 17. Jahrhunderts König
Heinrich IV. durch den Erlass von berggesetzlichen Bestimmungen
Ordnung in das Bergwesen zu bringen. Um den Eisensteinbergbau zu
heben und um den Adel zu begünstigen, verzichtete er auf einen Teil
seiner Regalrechte, indem er in einer Verordnung von 1601 be-
stimmte, dass die Grundbesitzer, besonders der Adel, ein Vorrecht
auf die Eisensteine in ihrem Gebiete haben sollten. Heinrich IV. liess
ferner 1600 einen Hochofen, der nur für Geschütz- und Munitionsguss
bestimmt war, erbauen. Seine Artillerie bestand aus 400 Ge-
schützen.

Frankreich hatte bis dahin keinen guten Stahl produziert, son-
dern bezog denselben aus Piemont, Deutschland und Ungarn. 1604
soll Camus die Stahlfabrikation in Frankreich eingeführt haben.
Derselbe erbaute auch eine Eisengiesserei zu Paris.

Im südlichen Frankreich, am Südabhange der Pyrenäen, stand
die Eisengewinnung in Luppenschmieden in hoher Blüte. Aus alten
Forstakten vom Jahre 1667 1) erhellt, dass damals in der Grafschaft
Foix 34, in Couserans 7 und in der Diöcese Mirepoix 3 Luppenfeuer,
im ganzen 44 Luppenschmieden und 8 Reckschmieden im Betriebe
standen. Ein Luppenfeuer (Katalanschmiede) lieferte, wenn es ihm
nicht an Wasser und Kohlen mangelte, 10 Ztr. (quintaux) Eisen in
24 Stunden. Hierzu wurden 30 Ztr. Eisenerz verschmolzen. Auf eine
Charge von 3 Ztr. Erz wurden acht Chargen von zwei Säcken zu je
5 Kubikfuss Holzkohlen verbrannt. Die Erze kamen alle aus dem

1) S. Baron de Diedrich, Description des geites de minerai etc. des Pyrenees,
p. 231. Paris 1786.

Frankreich im 17. Jahrhundert.
des Staates, bald für Rechnung von Privatpersonen, indem daselbst
vorzugsweise Kanonen gegossen und Schiffsnägel verfertigt wurden.

Im Jahre 1692 erschien unter der Regierung des Königs Don
Pedro III. das zweite Reglement für die Eisenhütten, woraus hervor-
geht, daſs indessen die Hütte von Foz d’Alge erbaut worden war und
den Namen „Neue Artilleriefabrik“ führte.



Frankreich.

In Frankreich suchte zu Anfang des 17. Jahrhunderts König
Heinrich IV. durch den Erlaſs von berggesetzlichen Bestimmungen
Ordnung in das Bergwesen zu bringen. Um den Eisensteinbergbau zu
heben und um den Adel zu begünstigen, verzichtete er auf einen Teil
seiner Regalrechte, indem er in einer Verordnung von 1601 be-
stimmte, daſs die Grundbesitzer, besonders der Adel, ein Vorrecht
auf die Eisensteine in ihrem Gebiete haben sollten. Heinrich IV. lieſs
ferner 1600 einen Hochofen, der nur für Geschütz- und Munitionsguſs
bestimmt war, erbauen. Seine Artillerie bestand aus 400 Ge-
schützen.

Frankreich hatte bis dahin keinen guten Stahl produziert, son-
dern bezog denselben aus Piemont, Deutschland und Ungarn. 1604
soll Camus die Stahlfabrikation in Frankreich eingeführt haben.
Derselbe erbaute auch eine Eisengieſserei zu Paris.

Im südlichen Frankreich, am Südabhange der Pyrenäen, stand
die Eisengewinnung in Luppenschmieden in hoher Blüte. Aus alten
Forstakten vom Jahre 1667 1) erhellt, daſs damals in der Grafschaft
Foix 34, in Couserans 7 und in der Diöcese Mirepoix 3 Luppenfeuer,
im ganzen 44 Luppenschmieden und 8 Reckschmieden im Betriebe
standen. Ein Luppenfeuer (Katalanschmiede) lieferte, wenn es ihm
nicht an Wasser und Kohlen mangelte, 10 Ztr. (quintaux) Eisen in
24 Stunden. Hierzu wurden 30 Ztr. Eisenerz verschmolzen. Auf eine
Charge von 3 Ztr. Erz wurden acht Chargen von zwei Säcken zu je
5 Kubikfuſs Holzkohlen verbrannt. Die Erze kamen alle aus dem

1) S. Baron de Diedrich, Description des gîtes de minerai etc. des Pyrénées,
p. 231. Paris 1786.
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[1225/1247] Frankreich im 17. Jahrhundert. des Staates, bald für Rechnung von Privatpersonen, indem daselbst vorzugsweise Kanonen gegossen und Schiffsnägel verfertigt wurden. Im Jahre 1692 erschien unter der Regierung des Königs Don Pedro III. das zweite Reglement für die Eisenhütten, woraus hervor- geht, daſs indessen die Hütte von Foz d’Alge erbaut worden war und den Namen „Neue Artilleriefabrik“ führte. Frankreich. In Frankreich suchte zu Anfang des 17. Jahrhunderts König Heinrich IV. durch den Erlaſs von berggesetzlichen Bestimmungen Ordnung in das Bergwesen zu bringen. Um den Eisensteinbergbau zu heben und um den Adel zu begünstigen, verzichtete er auf einen Teil seiner Regalrechte, indem er in einer Verordnung von 1601 be- stimmte, daſs die Grundbesitzer, besonders der Adel, ein Vorrecht auf die Eisensteine in ihrem Gebiete haben sollten. Heinrich IV. lieſs ferner 1600 einen Hochofen, der nur für Geschütz- und Munitionsguſs bestimmt war, erbauen. Seine Artillerie bestand aus 400 Ge- schützen. Frankreich hatte bis dahin keinen guten Stahl produziert, son- dern bezog denselben aus Piemont, Deutschland und Ungarn. 1604 soll Camus die Stahlfabrikation in Frankreich eingeführt haben. Derselbe erbaute auch eine Eisengieſserei zu Paris. Im südlichen Frankreich, am Südabhange der Pyrenäen, stand die Eisengewinnung in Luppenschmieden in hoher Blüte. Aus alten Forstakten vom Jahre 1667 1) erhellt, daſs damals in der Grafschaft Foix 34, in Couserans 7 und in der Diöcese Mirepoix 3 Luppenfeuer, im ganzen 44 Luppenschmieden und 8 Reckschmieden im Betriebe standen. Ein Luppenfeuer (Katalanschmiede) lieferte, wenn es ihm nicht an Wasser und Kohlen mangelte, 10 Ztr. (quintaux) Eisen in 24 Stunden. Hierzu wurden 30 Ztr. Eisenerz verschmolzen. Auf eine Charge von 3 Ztr. Erz wurden acht Chargen von zwei Säcken zu je 5 Kubikfuſs Holzkohlen verbrannt. Die Erze kamen alle aus dem 1) S. Baron de Diedrich, Description des gîtes de minerai etc. des Pyrénées, p. 231. Paris 1786.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1247>, abgerufen am 28.03.2024.