Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

England.
damals verpachtet an Christopher Sandy gent. und William
Sawry
, welche eine jährliche Pacht von 20 Pfd. Sterl. zu bezahlen
hatten für das Holz, welches sie verbrauchten. Um die Unterdrückung
der Eisenwerke zu erreichen, legten die Grundbesitzer und Pächter
sich und ihren Nachkommen freiwillig diese Steuer, welche bloom-
smithy-rent oder wood-rent genannt wurde, auf, und zwar in der
Weise, dass dieselbe unter den ständigen Pächtern nach dem Urteile
von 24 Erwählten dieser Körperschaft, die durch Majorität der Ge-
samtheit gewählt waren, ausgeschlagen wurde.

Nach der Vernichtung der unüberwindlichen Armada stieg das
Ansehen Englands als Seemacht in den Augen der Welt bedeutend.
Wie aber Zeitgenossen gegen Ende des 16. Jahrhunderts Englands
Industrie, Handel und Schiffahrt beurteilen, wird erläutert durch
folgende Bemerkungen aus Boteros Weltbeschreibung (S. 218):

"Engellands Reichthumb besteht in den vnabgängklichen vnnd
vnerschepfflichen Zin- vnd Bleyadern: hat auch Kupfer vnd Eisen. --
Die gute gelegenheit der Gegendt machet vnd verursachet, dass die
portugiesischen, spanischen, französischen, niederländischen vnd oster-
ländischen Kaufleute es sehr besuchen: vnd zwischen Engellandt vnd
den Niederländern ein vnaussprechliches Gewerb vnd Handel geführt
wirdt."

(S. 219): "Zu dieser Befestigung der Gegendt oder situs kommt
auch die sterke oder macht des Meeres vnd des Landts, dann ausser
der stehts vorhandenen gerüsten Galeeren von Kriegsschif, deren an-
jetzo 70 vorhanden, hat das Königreich dermassen viel Meerporten
vnd Gewerbstätt, dass die anzahl der Schiffen sich bis in 2000 er-
strecket vnd im Fall der not 400 Kriegsschiff ausgerüstet werden
können. Odoardus der dritt (Eduard III.) und Henricus der acht
haben Calis und Bologna mit 1000 Kriegsschiffen belägerd." Ihre
amerikanische Kolonialpolitik schildert Botero einfach als See-
räuberei: "nit weniger haben sie anno 1586 die Insel Hispaniola,
die newe Welt, überfallen vnd vexiren noch immerdar die Inseln
Capoverde und Brasil. Vnd beschliesslichen weren die Engelländer
feine Leut vnd lobenswerth, wann sie nit so beflissen weren, die
Flotten der Christlichen Kaufleut zu berauben."




Beck, Geschichte des Eisens. 57

England.
damals verpachtet an Christopher Sandy gent. und William
Sawry
, welche eine jährliche Pacht von 20 Pfd. Sterl. zu bezahlen
hatten für das Holz, welches sie verbrauchten. Um die Unterdrückung
der Eisenwerke zu erreichen, legten die Grundbesitzer und Pächter
sich und ihren Nachkommen freiwillig diese Steuer, welche bloom-
smithy-rent oder wood-rent genannt wurde, auf, und zwar in der
Weise, daſs dieselbe unter den ständigen Pächtern nach dem Urteile
von 24 Erwählten dieser Körperschaft, die durch Majorität der Ge-
samtheit gewählt waren, ausgeschlagen wurde.

Nach der Vernichtung der unüberwindlichen Armada stieg das
Ansehen Englands als Seemacht in den Augen der Welt bedeutend.
Wie aber Zeitgenossen gegen Ende des 16. Jahrhunderts Englands
Industrie, Handel und Schiffahrt beurteilen, wird erläutert durch
folgende Bemerkungen aus Boteros Weltbeschreibung (S. 218):

„Engellands Reichthumb besteht in den vnabgängklichen vnnd
vnerschepfflichen Zin- vnd Bleyadern: hat auch Kupfer vnd Eisen. —
Die gute gelegenheit der Gegendt machet vnd verursachet, daſs die
portugiesischen, spanischen, französischen, niederländischen vnd oster-
ländischen Kaufleute es sehr besuchen: vnd zwischen Engellandt vnd
den Niederländern ein vnaussprechliches Gewerb vnd Handel geführt
wirdt.“

(S. 219): „Zu dieser Befestigung der Gegendt oder situs kommt
auch die sterke oder macht des Meeres vnd des Landts, dann auſser
der stehts vorhandenen gerüsten Galeeren von Kriegsschif, deren an-
jetzo 70 vorhanden, hat das Königreich dermaſsen viel Meerporten
vnd Gewerbstätt, daſs die anzahl der Schiffen sich bis in 2000 er-
strecket vnd im Fall der not 400 Kriegsschiff ausgerüstet werden
können. Odoardus der dritt (Eduard III.) und Henricus der acht
haben Calis und Bologna mit 1000 Kriegsschiffen belägerd.“ Ihre
amerikanische Kolonialpolitik schildert Botero einfach als See-
räuberei: „nit weniger haben sie anno 1586 die Insel Hispaniola,
die newe Welt, überfallen vnd vexiren noch immerdar die Inseln
Capoverde und Brasil. Vnd beschlieſslichen weren die Engelländer
feine Leut vnd lobenswerth, wann sie nit so beflissen weren, die
Flotten der Christlichen Kaufleut zu berauben.“




Beck, Geschichte des Eisens. 57
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0917" n="897"/><fw place="top" type="header">England.</fw><lb/>
damals verpachtet an <hi rendition="#g">Christopher Sandy gent</hi>. und <hi rendition="#g">William<lb/>
Sawry</hi>, welche eine jährliche Pacht von 20 Pfd. Sterl. zu bezahlen<lb/>
hatten für das Holz, welches sie verbrauchten. Um die Unterdrückung<lb/>
der Eisenwerke zu erreichen, legten die Grundbesitzer und Pächter<lb/>
sich und ihren Nachkommen freiwillig diese Steuer, welche bloom-<lb/>
smithy-rent oder wood-rent genannt wurde, auf, und zwar in der<lb/>
Weise, da&#x017F;s dieselbe unter den ständigen Pächtern nach dem Urteile<lb/>
von 24 Erwählten dieser Körperschaft, die durch Majorität der Ge-<lb/>
samtheit gewählt waren, ausgeschlagen wurde.</p><lb/>
              <p>Nach der Vernichtung der unüberwindlichen Armada stieg das<lb/>
Ansehen Englands als Seemacht in den Augen der Welt bedeutend.<lb/>
Wie aber Zeitgenossen gegen Ende des 16. Jahrhunderts Englands<lb/>
Industrie, Handel und Schiffahrt beurteilen, wird erläutert durch<lb/>
folgende Bemerkungen aus <hi rendition="#g">Boteros</hi> Weltbeschreibung (S. 218):</p><lb/>
              <p>&#x201E;Engellands Reichthumb besteht in den vnabgängklichen vnnd<lb/>
vnerschepfflichen Zin- vnd Bleyadern: hat auch Kupfer vnd Eisen. &#x2014;<lb/>
Die gute gelegenheit der Gegendt machet vnd verursachet, da&#x017F;s die<lb/>
portugiesischen, spanischen, französischen, niederländischen vnd oster-<lb/>
ländischen Kaufleute es sehr besuchen: vnd zwischen Engellandt vnd<lb/>
den Niederländern ein vnaussprechliches Gewerb vnd Handel geführt<lb/>
wirdt.&#x201C;</p><lb/>
              <p>(S. 219): &#x201E;Zu dieser Befestigung der Gegendt oder situs kommt<lb/>
auch die sterke oder macht des Meeres vnd des Landts, dann au&#x017F;ser<lb/>
der stehts vorhandenen gerüsten Galeeren von Kriegsschif, deren an-<lb/>
jetzo 70 vorhanden, hat das Königreich derma&#x017F;sen viel Meerporten<lb/>
vnd Gewerbstätt, da&#x017F;s die anzahl der Schiffen sich bis in 2000 er-<lb/>
strecket vnd im Fall der not 400 Kriegsschiff ausgerüstet werden<lb/>
können. Odoardus der dritt (Eduard III.) und Henricus der acht<lb/>
haben Calis und Bologna mit 1000 Kriegsschiffen belägerd.&#x201C; Ihre<lb/>
amerikanische Kolonialpolitik schildert <hi rendition="#g">Botero</hi> einfach als See-<lb/>
räuberei: &#x201E;nit weniger haben sie anno 1586 die Insel Hispaniola,<lb/>
die newe Welt, überfallen vnd vexiren noch immerdar die Inseln<lb/>
Capoverde und Brasil. Vnd beschlie&#x017F;slichen weren die Engelländer<lb/>
feine Leut vnd lobenswerth, wann sie nit so beflissen weren, die<lb/>
Flotten der Christlichen Kaufleut zu berauben.&#x201C;</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 57</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[897/0917] England. damals verpachtet an Christopher Sandy gent. und William Sawry, welche eine jährliche Pacht von 20 Pfd. Sterl. zu bezahlen hatten für das Holz, welches sie verbrauchten. Um die Unterdrückung der Eisenwerke zu erreichen, legten die Grundbesitzer und Pächter sich und ihren Nachkommen freiwillig diese Steuer, welche bloom- smithy-rent oder wood-rent genannt wurde, auf, und zwar in der Weise, daſs dieselbe unter den ständigen Pächtern nach dem Urteile von 24 Erwählten dieser Körperschaft, die durch Majorität der Ge- samtheit gewählt waren, ausgeschlagen wurde. Nach der Vernichtung der unüberwindlichen Armada stieg das Ansehen Englands als Seemacht in den Augen der Welt bedeutend. Wie aber Zeitgenossen gegen Ende des 16. Jahrhunderts Englands Industrie, Handel und Schiffahrt beurteilen, wird erläutert durch folgende Bemerkungen aus Boteros Weltbeschreibung (S. 218): „Engellands Reichthumb besteht in den vnabgängklichen vnnd vnerschepfflichen Zin- vnd Bleyadern: hat auch Kupfer vnd Eisen. — Die gute gelegenheit der Gegendt machet vnd verursachet, daſs die portugiesischen, spanischen, französischen, niederländischen vnd oster- ländischen Kaufleute es sehr besuchen: vnd zwischen Engellandt vnd den Niederländern ein vnaussprechliches Gewerb vnd Handel geführt wirdt.“ (S. 219): „Zu dieser Befestigung der Gegendt oder situs kommt auch die sterke oder macht des Meeres vnd des Landts, dann auſser der stehts vorhandenen gerüsten Galeeren von Kriegsschif, deren an- jetzo 70 vorhanden, hat das Königreich dermaſsen viel Meerporten vnd Gewerbstätt, daſs die anzahl der Schiffen sich bis in 2000 er- strecket vnd im Fall der not 400 Kriegsschiff ausgerüstet werden können. Odoardus der dritt (Eduard III.) und Henricus der acht haben Calis und Bologna mit 1000 Kriegsschiffen belägerd.“ Ihre amerikanische Kolonialpolitik schildert Botero einfach als See- räuberei: „nit weniger haben sie anno 1586 die Insel Hispaniola, die newe Welt, überfallen vnd vexiren noch immerdar die Inseln Capoverde und Brasil. Vnd beschlieſslichen weren die Engelländer feine Leut vnd lobenswerth, wann sie nit so beflissen weren, die Flotten der Christlichen Kaufleut zu berauben.“ Beck, Geschichte des Eisens. 57

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/917
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/917>, abgerufen am 19.04.2024.