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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
abzunehmen, dass die ein ganzes Jahr durch bey der Eisenschneidung
aufzuwendende Löhne sich gar nicht gar zu hoch belaufen können."

Wir müssen hier auch noch eines Patentes Erwähnung thun,
welches 1679 Thomas Harvey in England erteilt wurde auf eine
Maschine, mittelst der man Eisen zu Rundstäben für Schiffsbolzen u. s. w.
ausziehen konnte 1).

Das Patent lautet:

"Karl II. etc. mit Gruss an alle, welchen dieses zukommt.

Da Thomas Harvey in einem ehrerbietigen Gesuch uns mit-
geteilt hat, dass er seit über 14 Jahren ein grosser Händler in Eisen
und Eisenwaren gewesen sei und dass er nach langem Studium, Fleiss,
Arbeit (travell) und grossen Kosten erfunden und erbaut (framed)
habe "eine Maschine, um sowohl spanisches als schwedisches Eisen in
alle Sorten von Rundeisen für Schiffsbolzen und andere Zwecke in
einer viel besseren und förderlichen Weise, als dies bis jetzt mit dem
Schmiedehammer geschehen ist, auszuziehen", und dass mit Hilfe dieser
Maschine alle Arten von Rundeisen (round iron) für unsre Schiffe
und andre Zwecke viel besser und billiger in unsrem Königreiche
angefertigt werden könnten, als dies seither der Fall war, zum grossen
Nutzen der Schiffahrt, und er deshalb ehrerbietigst bittet, dass wir
ihm zu seiner Beförderung gnädigst ihm unsre Licenz und Privilegium
für den alleinigen Gebrauch und Nutzen für genannte Erfindung
während des Zeitraums von 14 Jahren gewähren, entsprechend den
gesetzlichen Bestimmungen, so bewilligen wir aus unsrer fürstlichen
Geneigtheit, solche Erfindungen, welche das öffentliche Wohl befördern
können, zu unterstützen, in Gnaden das vorgetragene Gesuch."

Aus dem Patent, zu dem eine Beschreibung nicht existiert, ist
nicht zu ersehen, ob die erwähnte Maschine ein Walzwerk oder, was
wahrscheinlicher ist, ein Ziehwerk war, auch wissen wir nicht, ob die
Maschine Anwendung gefunden hat, aber es ist schon von Interesse,
dass die Idee, so starkes Rundeisen mit besondern Maschinen herzu-
stellen, schon damals bestand und ausgeführt werden sollte.



1) Nr. 207. "An Engine for the drawing of both Spanish and Swedish iron
into all sorts of rounds for bolts for shipping and other uses in a much better
and more expedient manner than the same have hitherto been performed by the
smith's hammer."

Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert.
abzunehmen, daſs die ein ganzes Jahr durch bey der Eisenschneidung
aufzuwendende Löhne sich gar nicht gar zu hoch belaufen können.“

Wir müssen hier auch noch eines Patentes Erwähnung thun,
welches 1679 Thomas Harvey in England erteilt wurde auf eine
Maschine, mittelst der man Eisen zu Rundstäben für Schiffsbolzen u. s. w.
ausziehen konnte 1).

Das Patent lautet:

„Karl II. etc. mit Gruſs an alle, welchen dieses zukommt.

Da Thomas Harvey in einem ehrerbietigen Gesuch uns mit-
geteilt hat, daſs er seit über 14 Jahren ein groſser Händler in Eisen
und Eisenwaren gewesen sei und daſs er nach langem Studium, Fleiſs,
Arbeit (travell) und groſsen Kosten erfunden und erbaut (framed)
habe „eine Maschine, um sowohl spanisches als schwedisches Eisen in
alle Sorten von Rundeisen für Schiffsbolzen und andere Zwecke in
einer viel besseren und förderlichen Weise, als dies bis jetzt mit dem
Schmiedehammer geschehen ist, auszuziehen“, und daſs mit Hilfe dieser
Maschine alle Arten von Rundeisen (round iron) für unsre Schiffe
und andre Zwecke viel besser und billiger in unsrem Königreiche
angefertigt werden könnten, als dies seither der Fall war, zum groſsen
Nutzen der Schiffahrt, und er deshalb ehrerbietigst bittet, daſs wir
ihm zu seiner Beförderung gnädigst ihm unsre Licenz und Privilegium
für den alleinigen Gebrauch und Nutzen für genannte Erfindung
während des Zeitraums von 14 Jahren gewähren, entsprechend den
gesetzlichen Bestimmungen, so bewilligen wir aus unsrer fürstlichen
Geneigtheit, solche Erfindungen, welche das öffentliche Wohl befördern
können, zu unterstützen, in Gnaden das vorgetragene Gesuch.“

Aus dem Patent, zu dem eine Beschreibung nicht existiert, ist
nicht zu ersehen, ob die erwähnte Maschine ein Walzwerk oder, was
wahrscheinlicher ist, ein Ziehwerk war, auch wissen wir nicht, ob die
Maschine Anwendung gefunden hat, aber es ist schon von Interesse,
daſs die Idee, so starkes Rundeisen mit besondern Maschinen herzu-
stellen, schon damals bestand und ausgeführt werden sollte.



1) Nr. 207. „An Engine for the drawing of both Spanish and Swedish iron
into all sorts of rounds for bolts for shipping and other uses in a much better
and more expedient manner than the same have hitherto been performed by the
smith’s hammer.“
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[960/0982] Die Walz- und Schneidewerke im 17. Jahrhundert. abzunehmen, daſs die ein ganzes Jahr durch bey der Eisenschneidung aufzuwendende Löhne sich gar nicht gar zu hoch belaufen können.“ Wir müssen hier auch noch eines Patentes Erwähnung thun, welches 1679 Thomas Harvey in England erteilt wurde auf eine Maschine, mittelst der man Eisen zu Rundstäben für Schiffsbolzen u. s. w. ausziehen konnte 1). Das Patent lautet: „Karl II. etc. mit Gruſs an alle, welchen dieses zukommt. Da Thomas Harvey in einem ehrerbietigen Gesuch uns mit- geteilt hat, daſs er seit über 14 Jahren ein groſser Händler in Eisen und Eisenwaren gewesen sei und daſs er nach langem Studium, Fleiſs, Arbeit (travell) und groſsen Kosten erfunden und erbaut (framed) habe „eine Maschine, um sowohl spanisches als schwedisches Eisen in alle Sorten von Rundeisen für Schiffsbolzen und andere Zwecke in einer viel besseren und förderlichen Weise, als dies bis jetzt mit dem Schmiedehammer geschehen ist, auszuziehen“, und daſs mit Hilfe dieser Maschine alle Arten von Rundeisen (round iron) für unsre Schiffe und andre Zwecke viel besser und billiger in unsrem Königreiche angefertigt werden könnten, als dies seither der Fall war, zum groſsen Nutzen der Schiffahrt, und er deshalb ehrerbietigst bittet, daſs wir ihm zu seiner Beförderung gnädigst ihm unsre Licenz und Privilegium für den alleinigen Gebrauch und Nutzen für genannte Erfindung während des Zeitraums von 14 Jahren gewähren, entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen, so bewilligen wir aus unsrer fürstlichen Geneigtheit, solche Erfindungen, welche das öffentliche Wohl befördern können, zu unterstützen, in Gnaden das vorgetragene Gesuch.“ Aus dem Patent, zu dem eine Beschreibung nicht existiert, ist nicht zu ersehen, ob die erwähnte Maschine ein Walzwerk oder, was wahrscheinlicher ist, ein Ziehwerk war, auch wissen wir nicht, ob die Maschine Anwendung gefunden hat, aber es ist schon von Interesse, daſs die Idee, so starkes Rundeisen mit besondern Maschinen herzu- stellen, schon damals bestand und ausgeführt werden sollte. 1) Nr. 207. „An Engine for the drawing of both Spanish and Swedish iron into all sorts of rounds for bolts for shipping and other uses in a much better and more expedient manner than the same have hitherto been performed by the smith’s hammer.“

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 960. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/982>, abgerufen am 28.03.2024.