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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Indirekte Eisengewinnung im 17. Jahrhundert.
im Forrest of Dean sagt Henry Powle 1678 1), diese Hochöfen seien
von Backsteinen oder Bruchsteinen erbaut, das Rauhgemäuer sei an
24 Fuss im Quadrat und 28 bis 30 Fuss hoch. Inwendig hätten sie
in der Mitte, wo sie am weitesten seien, 8 bis 10 Fuss im Durch-
messer, nach oben und unten seien sie zusammengezogen, so dass der
senkrechte Querschnitt die Form eines Eies habe, wie es die Fig. 212
zeige. Die ses ist die älteste Abbildung eines Hochofenprofils,
welche bekannt ist. Sie zeigt, dass schon damals die Tonnenform in
England gebräuchlich war, wobei Schacht und Rost ohne scharfe
[Abbildung] Fig. 212.
Trennung ineinander
übergingen. Der Ofen-
gicht war eine Esse A
aufgesetzt, die Brust
B war offen, der untere
Teil durch den Wall-
stein geschlossen. Der
Hochofen, welchen
Dud Dudley 1639 zu
Hasco-Bridge erbaute,
hatte an der Basis
27 Fuss im Quadrat
und war also wohl
eben so hoch, wie der
beschriebene.

Hochöfen mit offener
Brust waren ausser
in England auch in
Schweden, Frankreich,
West- und Mittel-
deutschland gebräuch-
lich, während im südlichen Deutschland und Norditalien vorwiegend
Öfen mit geschlossener Brust -- Blauöfen und Flossöfen -- in An-
wendung waren. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm die
Zahl der Hochöfen auch in Baden, Württemberg und Bayern zu. Die
Nachrichten über Konstruktion und Betrieb dieser Öfen im 17. Jahr-
hundert sind sehr dürftig und werden wir das Wenige, was sich dar-
über besonders aus alten Rechnungen ermitteln liess, in der Landes-
geschichte von Kärnten, dem Harz u. s. w. mitteilen.


1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1677/78,
p. 931.

Indirekte Eisengewinnung im 17. Jahrhundert.
im Forrest of Dean sagt Henry Powle 1678 1), diese Hochöfen seien
von Backsteinen oder Bruchsteinen erbaut, das Rauhgemäuer sei an
24 Fuſs im Quadrat und 28 bis 30 Fuſs hoch. Inwendig hätten sie
in der Mitte, wo sie am weitesten seien, 8 bis 10 Fuſs im Durch-
messer, nach oben und unten seien sie zusammengezogen, so daſs der
senkrechte Querschnitt die Form eines Eies habe, wie es die Fig. 212
zeige. Die ses ist die älteste Abbildung eines Hochofenprofils,
welche bekannt ist. Sie zeigt, daſs schon damals die Tonnenform in
England gebräuchlich war, wobei Schacht und Rost ohne scharfe
[Abbildung] Fig. 212.
Trennung ineinander
übergingen. Der Ofen-
gicht war eine Esse A
aufgesetzt, die Brust
B war offen, der untere
Teil durch den Wall-
stein geschlossen. Der
Hochofen, welchen
Dud Dudley 1639 zu
Hasco-Bridge erbaute,
hatte an der Basis
27 Fuſs im Quadrat
und war also wohl
eben so hoch, wie der
beschriebene.

Hochöfen mit offener
Brust waren auſser
in England auch in
Schweden, Frankreich,
West- und Mittel-
deutschland gebräuch-
lich, während im südlichen Deutschland und Norditalien vorwiegend
Öfen mit geschlossener Brust — Blauöfen und Floſsöfen — in An-
wendung waren. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm die
Zahl der Hochöfen auch in Baden, Württemberg und Bayern zu. Die
Nachrichten über Konstruktion und Betrieb dieser Öfen im 17. Jahr-
hundert sind sehr dürftig und werden wir das Wenige, was sich dar-
über besonders aus alten Rechnungen ermitteln lieſs, in der Landes-
geschichte von Kärnten, dem Harz u. s. w. mitteilen.


1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1677/78,
p. 931.
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[970/0992] Indirekte Eisengewinnung im 17. Jahrhundert. im Forrest of Dean sagt Henry Powle 1678 1), diese Hochöfen seien von Backsteinen oder Bruchsteinen erbaut, das Rauhgemäuer sei an 24 Fuſs im Quadrat und 28 bis 30 Fuſs hoch. Inwendig hätten sie in der Mitte, wo sie am weitesten seien, 8 bis 10 Fuſs im Durch- messer, nach oben und unten seien sie zusammengezogen, so daſs der senkrechte Querschnitt die Form eines Eies habe, wie es die Fig. 212 zeige. Die ses ist die älteste Abbildung eines Hochofenprofils, welche bekannt ist. Sie zeigt, daſs schon damals die Tonnenform in England gebräuchlich war, wobei Schacht und Rost ohne scharfe [Abbildung Fig. 212.] Trennung ineinander übergingen. Der Ofen- gicht war eine Esse A aufgesetzt, die Brust B war offen, der untere Teil durch den Wall- stein geschlossen. Der Hochofen, welchen Dud Dudley 1639 zu Hasco-Bridge erbaute, hatte an der Basis 27 Fuſs im Quadrat und war also wohl eben so hoch, wie der beschriebene. Hochöfen mit offener Brust waren auſser in England auch in Schweden, Frankreich, West- und Mittel- deutschland gebräuch- lich, während im südlichen Deutschland und Norditalien vorwiegend Öfen mit geschlossener Brust — Blauöfen und Floſsöfen — in An- wendung waren. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm die Zahl der Hochöfen auch in Baden, Württemberg und Bayern zu. Die Nachrichten über Konstruktion und Betrieb dieser Öfen im 17. Jahr- hundert sind sehr dürftig und werden wir das Wenige, was sich dar- über besonders aus alten Rechnungen ermitteln lieſs, in der Landes- geschichte von Kärnten, dem Harz u. s. w. mitteilen. 1) Siehe Philosophical Transactions of the Royal Society of London, 1677/78, p. 931.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 970. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/992>, abgerufen am 28.03.2024.