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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Schweden.

Mushet macht 1798 folgende statistische Angaben über die
Fortschritte der Eisenindustrie in England1):

1620 betrug die Jahresproduktion eines Kokshochofens
600 Tonnen im Werte von     3600 £
1798 beträgt dieselbe 2060 Tonnen im Werte von     13520 "

Die Verkaufspreise betrugen 1620, 1792 und 1798

für Holzkohlenroheisen     6 £, 8 £ 10 sh. und 10 £ pro Tonne
" Koksroheisen     4 £, 5 £ 10 sh. und 7 £ 10 sh. " "
" Holzkohlen-Schmiedeeisen     15 £, 23 £, 27 bis 28 £ " "
" Steinkohlen-Schmiedeeisen     12 £, 18 £ und 22 £ " "

(Siehe Tabelle auf S. 1098 und 1099.)



Schweden.

In keinem Lande wirkten Regierung und Gewerke zur Verbesserung
und Hebung der Eisenindustrie so einträchtig zusammen, wie in
Schweden. Die Grundlage dazu gab die vortreffliche Bergwerks-
verfassung, welche König Gustav Adolf im Jahre 1630 erlassen
hatte. Das Bergkollegium war eine der angesehensten Behörden und
durch die besten Kräfte besetzt. Dies war ganz besonders in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts der Fall, wo die beiden
berühmten Eisenhüttenmänner Swedenborg und Polhem als Asses-
soren des Bergkollegiums nebeneinander wirkten. Beide leisteten
Ausserordentliches nicht nur in der Theorie, sondern auch in der
Praxis. Namentlich hat Polhems mechanisches Genie in hohem
Grade das Eisenhüttengewerbe Schwedens gefördert. Er selbst hatte
im Anfang des Jahrhunderts (1704?) zu Stjernsund ein Eisen- und
Metallwerk angelegt, in dem er zuerst verzinnte Eisenwaren machte.
Hieran reihte sich bald die Darstellung anderer Eisenwaren, und
da Polhem überall Maschinenarbeit statt Handarbeit einführte, so
wurde Stjernsund eine Fabrik, die einzig in ihrer Art war und von
grossem Einfluss auf die Entwickelung der Eisenbearbeitung geworden
ist. Die Grundlage bildete die Blechfabrikation. Hierfür erfand er
seine berühmte Schere mit Wasserbetrieb, seinen Glühflammofen zum

1) Philosophical Magazine, Vol. II, p. 850.
Schweden.

Mushet macht 1798 folgende statistische Angaben über die
Fortschritte der Eisenindustrie in England1):

1620 betrug die Jahresproduktion eines Kokshochofens
600 Tonnen im Werte von     3600 £
1798 beträgt dieselbe 2060 Tonnen im Werte von     13520 „

Die Verkaufspreise betrugen 1620, 1792 und 1798

für Holzkohlenroheisen     6 £, 8 £ 10 sh. und 10 £ pro Tonne
„ Koksroheisen     4 £, 5 £ 10 sh. und 7 £ 10 sh. „ „
„ Holzkohlen-Schmiedeeisen     15 £, 23 £, 27 bis 28 £ „ „
„ Steinkohlen-Schmiedeeisen     12 £, 18 £ und 22 £ „ „

(Siehe Tabelle auf S. 1098 und 1099.)



Schweden.

In keinem Lande wirkten Regierung und Gewerke zur Verbesserung
und Hebung der Eisenindustrie so einträchtig zusammen, wie in
Schweden. Die Grundlage dazu gab die vortreffliche Bergwerks-
verfassung, welche König Gustav Adolf im Jahre 1630 erlassen
hatte. Das Bergkollegium war eine der angesehensten Behörden und
durch die besten Kräfte besetzt. Dies war ganz besonders in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts der Fall, wo die beiden
berühmten Eisenhüttenmänner Swedenborg und Polhem als Asses-
soren des Bergkollegiums nebeneinander wirkten. Beide leisteten
Auſserordentliches nicht nur in der Theorie, sondern auch in der
Praxis. Namentlich hat Polhems mechanisches Genie in hohem
Grade das Eisenhüttengewerbe Schwedens gefördert. Er selbst hatte
im Anfang des Jahrhunderts (1704?) zu Stjernsund ein Eisen- und
Metallwerk angelegt, in dem er zuerst verzinnte Eisenwaren machte.
Hieran reihte sich bald die Darstellung anderer Eisenwaren, und
da Polhem überall Maschinenarbeit statt Handarbeit einführte, so
wurde Stjernsund eine Fabrik, die einzig in ihrer Art war und von
groſsem Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenbearbeitung geworden
ist. Die Grundlage bildete die Blechfabrikation. Hierfür erfand er
seine berühmte Schere mit Wasserbetrieb, seinen Glühflammofen zum

1) Philosophical Magazine, Vol. II, p. 850.
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[1101/1115] Schweden. Mushet macht 1798 folgende statistische Angaben über die Fortschritte der Eisenindustrie in England 1): 1620 betrug die Jahresproduktion eines Kokshochofens 600 Tonnen im Werte von 3600 £ 1798 beträgt dieselbe 2060 Tonnen im Werte von 13520 „ Die Verkaufspreise betrugen 1620, 1792 und 1798 für Holzkohlenroheisen 6 £, 8 £ 10 sh. und 10 £ pro Tonne „ Koksroheisen 4 £, 5 £ 10 sh. und 7 £ 10 sh. „ „ „ Holzkohlen-Schmiedeeisen 15 £, 23 £, 27 bis 28 £ „ „ „ Steinkohlen-Schmiedeeisen 12 £, 18 £ und 22 £ „ „ (Siehe Tabelle auf S. 1098 und 1099.) Schweden. In keinem Lande wirkten Regierung und Gewerke zur Verbesserung und Hebung der Eisenindustrie so einträchtig zusammen, wie in Schweden. Die Grundlage dazu gab die vortreffliche Bergwerks- verfassung, welche König Gustav Adolf im Jahre 1630 erlassen hatte. Das Bergkollegium war eine der angesehensten Behörden und durch die besten Kräfte besetzt. Dies war ganz besonders in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts der Fall, wo die beiden berühmten Eisenhüttenmänner Swedenborg und Polhem als Asses- soren des Bergkollegiums nebeneinander wirkten. Beide leisteten Auſserordentliches nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis. Namentlich hat Polhems mechanisches Genie in hohem Grade das Eisenhüttengewerbe Schwedens gefördert. Er selbst hatte im Anfang des Jahrhunderts (1704?) zu Stjernsund ein Eisen- und Metallwerk angelegt, in dem er zuerst verzinnte Eisenwaren machte. Hieran reihte sich bald die Darstellung anderer Eisenwaren, und da Polhem überall Maschinenarbeit statt Handarbeit einführte, so wurde Stjernsund eine Fabrik, die einzig in ihrer Art war und von groſsem Einfluſs auf die Entwickelung der Eisenbearbeitung geworden ist. Die Grundlage bildete die Blechfabrikation. Hierfür erfand er seine berühmte Schere mit Wasserbetrieb, seinen Glühflammofen zum 1) Philosophical Magazine, Vol. II, p. 850.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1115>, abgerufen am 23.04.2024.