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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Eisengiesserei bis 1750.

Alle englischen Schriftsteller sind darüber einig, dass das wichtige
Problem der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen mit Koks in er-
folgreicher Weise zuerst zu Coalbrookdale gelöst worden ist. Dass dies
aber nur langsam und ganz allmählich geschah, geht aus den wider-
sprechenden Angaben, wem das Verdienst dafür zuzuschreiben sei,
hervor. Es scheint auch dem jüngeren Abraham Darby 1735 noch
nicht gelungen zu sein, Koks allein dauernd mit Vorteil im Hochofen
zu verwenden; vielmehr scheint dies erst sein Schwiegersohn Richard
Ford in den 40 er Jahren erreicht zu haben. Von ihm schreibt
Professor Mason in einem Briefe, welcher in den Philosophical
Transactions von 1747 (S. 370) abgedruckt ist: Man hat verschiedene
Versuche gemacht, Eisenerz mit Steinkohlen zu schmelzen. Ich war
der Meinung, es sei dies nirgends geraten, aber ich finde, dass Mr. Ford
von Coalbrookdale in Shropshire aus Eisenstein und Kohle, welche
beide in demselben Thal gewonnen werden können, hartes und weiches
Eisen macht, wie er es haben will. Man hat Kanonen daraus ge-
gossen, die so weich waren, dass sie sich bohren liessen wie Schmiede-
eisen.

Also auch von der Wissenschaft war die vollkommene Lösung dieser
für die englische Eisenindustrie und für den englischen National-
wohlstand so überaus wichtigen Frage im Jahre 1747 anerkannt. Aber
die Einführung in die Praxis erfolgte nur sehr langsam. Nutzen
wurde dabei erst nach der Anwendung stärkerer Gebläse erzielt.
Hierauf werden wir später zurückkommen.



Die Eisengiesserei bis 1750.

Die Erfindung des Kastengusses im nassen Sand zu Anfang des
18. Jahrhunderts war ein wichtiger Fortschritt in dem Eisengiesserei-
gewerbe. Die Kunst der Herstellung der Gussformen war von dem
älteren Bronzeguss auf den Eisenguss übertragen worden. War dies
anfänglich ein grosser Vorteil, indem dadurch die Eisengiesserei gleich
mit einer gewissen Vollkommenheit in die Praxis eintrat, so lag doch
auch ein Nachteil darin, insofern als die überlieferte Formkunst der
Entfaltung der Eisengiesserei Beschränkungen auferlegte, die ihre
natürliche Entwickelung hemmten. Bei dem Bronzeguss, bei dem der

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Die Eisengieſserei bis 1750.

Alle englischen Schriftsteller sind darüber einig, daſs das wichtige
Problem der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen mit Koks in er-
folgreicher Weise zuerst zu Coalbrookdale gelöst worden ist. Daſs dies
aber nur langsam und ganz allmählich geschah, geht aus den wider-
sprechenden Angaben, wem das Verdienst dafür zuzuschreiben sei,
hervor. Es scheint auch dem jüngeren Abraham Darby 1735 noch
nicht gelungen zu sein, Koks allein dauernd mit Vorteil im Hochofen
zu verwenden; vielmehr scheint dies erst sein Schwiegersohn Richard
Ford in den 40 er Jahren erreicht zu haben. Von ihm schreibt
Professor Mason in einem Briefe, welcher in den Philosophical
Transactions von 1747 (S. 370) abgedruckt ist: Man hat verschiedene
Versuche gemacht, Eisenerz mit Steinkohlen zu schmelzen. Ich war
der Meinung, es sei dies nirgends geraten, aber ich finde, daſs Mr. Ford
von Coalbrookdale in Shropshire aus Eisenstein und Kohle, welche
beide in demselben Thal gewonnen werden können, hartes und weiches
Eisen macht, wie er es haben will. Man hat Kanonen daraus ge-
gossen, die so weich waren, daſs sie sich bohren lieſsen wie Schmiede-
eisen.

Also auch von der Wissenschaft war die vollkommene Lösung dieser
für die englische Eisenindustrie und für den englischen National-
wohlstand so überaus wichtigen Frage im Jahre 1747 anerkannt. Aber
die Einführung in die Praxis erfolgte nur sehr langsam. Nutzen
wurde dabei erst nach der Anwendung stärkerer Gebläse erzielt.
Hierauf werden wir später zurückkommen.



Die Eisengieſserei bis 1750.

Die Erfindung des Kastengusses im nassen Sand zu Anfang des
18. Jahrhunderts war ein wichtiger Fortschritt in dem Eisengieſserei-
gewerbe. Die Kunst der Herstellung der Guſsformen war von dem
älteren Bronzeguſs auf den Eisenguſs übertragen worden. War dies
anfänglich ein groſser Vorteil, indem dadurch die Eisengieſserei gleich
mit einer gewissen Vollkommenheit in die Praxis eintrat, so lag doch
auch ein Nachteil darin, insofern als die überlieferte Formkunst der
Entfaltung der Eisengieſserei Beschränkungen auferlegte, die ihre
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[163/0177] Die Eisengieſserei bis 1750. Alle englischen Schriftsteller sind darüber einig, daſs das wichtige Problem der Verhüttung der Eisenerze im Hochofen mit Koks in er- folgreicher Weise zuerst zu Coalbrookdale gelöst worden ist. Daſs dies aber nur langsam und ganz allmählich geschah, geht aus den wider- sprechenden Angaben, wem das Verdienst dafür zuzuschreiben sei, hervor. Es scheint auch dem jüngeren Abraham Darby 1735 noch nicht gelungen zu sein, Koks allein dauernd mit Vorteil im Hochofen zu verwenden; vielmehr scheint dies erst sein Schwiegersohn Richard Ford in den 40 er Jahren erreicht zu haben. Von ihm schreibt Professor Mason in einem Briefe, welcher in den Philosophical Transactions von 1747 (S. 370) abgedruckt ist: Man hat verschiedene Versuche gemacht, Eisenerz mit Steinkohlen zu schmelzen. Ich war der Meinung, es sei dies nirgends geraten, aber ich finde, daſs Mr. Ford von Coalbrookdale in Shropshire aus Eisenstein und Kohle, welche beide in demselben Thal gewonnen werden können, hartes und weiches Eisen macht, wie er es haben will. Man hat Kanonen daraus ge- gossen, die so weich waren, daſs sie sich bohren lieſsen wie Schmiede- eisen. Also auch von der Wissenschaft war die vollkommene Lösung dieser für die englische Eisenindustrie und für den englischen National- wohlstand so überaus wichtigen Frage im Jahre 1747 anerkannt. Aber die Einführung in die Praxis erfolgte nur sehr langsam. Nutzen wurde dabei erst nach der Anwendung stärkerer Gebläse erzielt. Hierauf werden wir später zurückkommen. Die Eisengieſserei bis 1750. Die Erfindung des Kastengusses im nassen Sand zu Anfang des 18. Jahrhunderts war ein wichtiger Fortschritt in dem Eisengieſserei- gewerbe. Die Kunst der Herstellung der Guſsformen war von dem älteren Bronzeguſs auf den Eisenguſs übertragen worden. War dies anfänglich ein groſser Vorteil, indem dadurch die Eisengieſserei gleich mit einer gewissen Vollkommenheit in die Praxis eintrat, so lag doch auch ein Nachteil darin, insofern als die überlieferte Formkunst der Entfaltung der Eisengieſserei Beschränkungen auferlegte, die ihre natürliche Entwickelung hemmten. Bei dem Bronzeguſs, bei dem der 11*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/177>, abgerufen am 28.03.2024.