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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie des Eisens.

Eine falsche Damaszierung, die aber beim Gebrauch bald völlig
verschwand, wurde dadurch hergestellt, dass man das Rohr mit Wachs
überzog, die Adern und Zeichnungen mit dem Grabstichel durch das
Wachs eingrub und dann das Rohr in obige Beize legte. Das Rohr
musste schon vor dem Überziehen mit Wachs poliert sein. Damaszierte
Läufe wurden nur für Luxuswaffen verwendet.

Erst durch die Verbindung der Schusswaffe mit der Pike durch
die Einführung des Bajonetts wurde das Gewehr die alleinige
Waffe des Fussvolks (diese Erfindung war von fast eben so grosser
Bedeutung wie die des französischen Gewehrschlosses). König Fried-
rich I. von Preussen hatte schon das Schnappschloss mit dem Flinten-
stein allgemein in der preussischen Armee eingeführt. Das Lunten-
schloss war bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts ausser Gebrauch
gekommen. Leopold von Dessau führte den eisernen Ladestock ein.
Weitere Verbesserungen waren die Einführung fertiger Patronen und
konischer Zündlöcher.

Hinterlader, mehrläufige und Drehgewehre kamen schon früher
vor. Hinterlader kennt man aus den ersten Jahren nach 1600; in
Deutschland machte Wetschgi in Augsburg Hinterladungspistolen
nach eigener Erfindung. -- Marquis von Worcester führte unter
seinen Erfindungen Hinterlader und Drehgewehre auf. Patente auf
Hinterlader nahmen Abraham Hill 1664, Isaac de la Chaumette,
Th. Wright
und Ch. Bryne 1772 und Patrik Ferguson 1776; für
Drehgewehre Abraham Hill 1664 und James Puckle 1717.



Die Chemie des Eisens von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Sturz der
Phlogistontheorie.

Die Chemie machte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
grosse Fortschritte, welche auf die Eisenhüttenkunde nicht ohne Ein-
fluss blieben. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Phlogiston-
theorie so allgemeine Anerkennung und Annahme gefunden, dass
kaum ein Zweifel an derselben auftauchte. Obgleich sie gerade die
Prozesse der Verkalkung und der Reduktion unrichtig erklärte, so
beschäftigten sich die Chemiker jener Zeit doch ganz besonders mit
diesen Vorgängen, welche allerdings für die Praxis auch von der

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Chemie des Eisens.

Eine falsche Damaszierung, die aber beim Gebrauch bald völlig
verschwand, wurde dadurch hergestellt, daſs man das Rohr mit Wachs
überzog, die Adern und Zeichnungen mit dem Grabstichel durch das
Wachs eingrub und dann das Rohr in obige Beize legte. Das Rohr
muſste schon vor dem Überziehen mit Wachs poliert sein. Damaszierte
Läufe wurden nur für Luxuswaffen verwendet.

Erst durch die Verbindung der Schuſswaffe mit der Pike durch
die Einführung des Bajonetts wurde das Gewehr die alleinige
Waffe des Fuſsvolks (diese Erfindung war von fast eben so groſser
Bedeutung wie die des französischen Gewehrschlosses). König Fried-
rich I. von Preuſsen hatte schon das Schnappschloſs mit dem Flinten-
stein allgemein in der preuſsischen Armee eingeführt. Das Lunten-
schloſs war bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts auſser Gebrauch
gekommen. Leopold von Dessau führte den eisernen Ladestock ein.
Weitere Verbesserungen waren die Einführung fertiger Patronen und
konischer Zündlöcher.

Hinterlader, mehrläufige und Drehgewehre kamen schon früher
vor. Hinterlader kennt man aus den ersten Jahren nach 1600; in
Deutschland machte Wetschgi in Augsburg Hinterladungspistolen
nach eigener Erfindung. — Marquis von Worcester führte unter
seinen Erfindungen Hinterlader und Drehgewehre auf. Patente auf
Hinterlader nahmen Abraham Hill 1664, Isaac de la Chaumette,
Th. Wright
und Ch. Bryne 1772 und Patrik Ferguson 1776; für
Drehgewehre Abraham Hill 1664 und James Puckle 1717.



Die Chemie des Eisens von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Sturz der
Phlogistontheorie.

Die Chemie machte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
groſse Fortschritte, welche auf die Eisenhüttenkunde nicht ohne Ein-
fluſs blieben. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Phlogiston-
theorie so allgemeine Anerkennung und Annahme gefunden, daſs
kaum ein Zweifel an derselben auftauchte. Obgleich sie gerade die
Prozesse der Verkalkung und der Reduktion unrichtig erklärte, so
beschäftigten sich die Chemiker jener Zeit doch ganz besonders mit
diesen Vorgängen, welche allerdings für die Praxis auch von der

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[483/0497] Chemie des Eisens. Eine falsche Damaszierung, die aber beim Gebrauch bald völlig verschwand, wurde dadurch hergestellt, daſs man das Rohr mit Wachs überzog, die Adern und Zeichnungen mit dem Grabstichel durch das Wachs eingrub und dann das Rohr in obige Beize legte. Das Rohr muſste schon vor dem Überziehen mit Wachs poliert sein. Damaszierte Läufe wurden nur für Luxuswaffen verwendet. Erst durch die Verbindung der Schuſswaffe mit der Pike durch die Einführung des Bajonetts wurde das Gewehr die alleinige Waffe des Fuſsvolks (diese Erfindung war von fast eben so groſser Bedeutung wie die des französischen Gewehrschlosses). König Fried- rich I. von Preuſsen hatte schon das Schnappschloſs mit dem Flinten- stein allgemein in der preuſsischen Armee eingeführt. Das Lunten- schloſs war bereits zu Anfang des 18. Jahrhunderts auſser Gebrauch gekommen. Leopold von Dessau führte den eisernen Ladestock ein. Weitere Verbesserungen waren die Einführung fertiger Patronen und konischer Zündlöcher. Hinterlader, mehrläufige und Drehgewehre kamen schon früher vor. Hinterlader kennt man aus den ersten Jahren nach 1600; in Deutschland machte Wetschgi in Augsburg Hinterladungspistolen nach eigener Erfindung. — Marquis von Worcester führte unter seinen Erfindungen Hinterlader und Drehgewehre auf. Patente auf Hinterlader nahmen Abraham Hill 1664, Isaac de la Chaumette, Th. Wright und Ch. Bryne 1772 und Patrik Ferguson 1776; für Drehgewehre Abraham Hill 1664 und James Puckle 1717. Die Chemie des Eisens von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Sturz der Phlogistontheorie. Die Chemie machte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts groſse Fortschritte, welche auf die Eisenhüttenkunde nicht ohne Ein- fluſs blieben. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Phlogiston- theorie so allgemeine Anerkennung und Annahme gefunden, daſs kaum ein Zweifel an derselben auftauchte. Obgleich sie gerade die Prozesse der Verkalkung und der Reduktion unrichtig erklärte, so beschäftigten sich die Chemiker jener Zeit doch ganz besonders mit diesen Vorgängen, welche allerdings für die Praxis auch von der 31*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/497>, abgerufen am 24.04.2024.