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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Belgien.

Die Roheisenerzeugung stieg 1870 bis 1899 von 565234 Tonnen
auf 1024576 Tonnen. Die durchschnittliche Jahreserzeugung in dem
Jahrzehnt 1871 bis 1880 betrug 548786 Tonnen, 1881 bis 1890
750317 Tonnen und in den neun Jahren von 1891 bis 1899
891598 Tonnen.

Die Zunahme der Roheisenerzeugung war bei weitem nicht so
gross wie in Deutschland, denn diese betrug von 1870 bis 1899 das
Sechsfache, die Belgiens nur etwa das Zweifache.

Dabei wurde die Herstellung immer mehr von dem Bezug aus-
ländischer Erze abhängig, indem die Erzförderung stetig zurück-
ging. In dem Jahrzehnt von 1861 bis 1870 hatte diese noch
7853158 Tonnen betragen, 1871 bis 1880 sank sie auf 4271831 Tonnen
und 1881 bis 1890 auf 1955325 Tonnen. Man verhüttete ausserdem
eine beträchtliche Menge von Puddel- und Schweissschlacken in den
Hochöfen. Es wurden verschmolzen:

[Tabelle]

Es betrug demnach der Anteil einheimischer Erze an dem Einsatz
1885 nur 7 Prozent, 1897 etwas über 10 Prozent.

Die Entwickelung der belgischen Eisenindustrie in diesem Zeit-
abschnitt zeigt viele Ähnlichkeit mit der französischen, insbesondere
der nordfranzösischen, was namentlich auch darin zum Ausdruck
kommt, dass Belgien wie Frankreich ebenso lange mit Zähigkeit an dem
Puddelprozess festhielt und das Flusseisen erst verhältnismässig spät
den Sieg davontrug. In Frankreich wie in Belgien geschah dies erst
im Jahre 1896, während dies in Deutschland schon 1890 ein-
getreten war.

Gerade in Belgien hat sich die Puddelarbeit, die der geniale John
Cockerill
eingeführt hatte, zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit entwickelt. Von Belgien aus war dieses Verfahren erst nach
Deutschland gekommen. Noch in den fünfziger Jahren waren in
Rheinland und Westfalen belgische Puddler die Lehrmeister und
tonangebend.


Belgien.

Die Roheisenerzeugung stieg 1870 bis 1899 von 565234 Tonnen
auf 1024576 Tonnen. Die durchschnittliche Jahreserzeugung in dem
Jahrzehnt 1871 bis 1880 betrug 548786 Tonnen, 1881 bis 1890
750317 Tonnen und in den neun Jahren von 1891 bis 1899
891598 Tonnen.

Die Zunahme der Roheisenerzeugung war bei weitem nicht so
groſs wie in Deutschland, denn diese betrug von 1870 bis 1899 das
Sechsfache, die Belgiens nur etwa das Zweifache.

Dabei wurde die Herstellung immer mehr von dem Bezug aus-
ländischer Erze abhängig, indem die Erzförderung stetig zurück-
ging. In dem Jahrzehnt von 1861 bis 1870 hatte diese noch
7853158 Tonnen betragen, 1871 bis 1880 sank sie auf 4271831 Tonnen
und 1881 bis 1890 auf 1955325 Tonnen. Man verhüttete auſserdem
eine beträchtliche Menge von Puddel- und Schweiſsschlacken in den
Hochöfen. Es wurden verschmolzen:

[Tabelle]

Es betrug demnach der Anteil einheimischer Erze an dem Einsatz
1885 nur 7 Prozent, 1897 etwas über 10 Prozent.

Die Entwickelung der belgischen Eisenindustrie in diesem Zeit-
abschnitt zeigt viele Ähnlichkeit mit der französischen, insbesondere
der nordfranzösischen, was namentlich auch darin zum Ausdruck
kommt, daſs Belgien wie Frankreich ebenso lange mit Zähigkeit an dem
Puddelprozeſs festhielt und das Fluſseisen erst verhältnismäſsig spät
den Sieg davontrug. In Frankreich wie in Belgien geschah dies erst
im Jahre 1896, während dies in Deutschland schon 1890 ein-
getreten war.

Gerade in Belgien hat sich die Puddelarbeit, die der geniale John
Cockerill
eingeführt hatte, zu einem hohen Grade der Vollkommen-
heit entwickelt. Von Belgien aus war dieses Verfahren erst nach
Deutschland gekommen. Noch in den fünfziger Jahren waren in
Rheinland und Westfalen belgische Puddler die Lehrmeister und
tonangebend.


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[1117/1133] Belgien. Die Roheisenerzeugung stieg 1870 bis 1899 von 565234 Tonnen auf 1024576 Tonnen. Die durchschnittliche Jahreserzeugung in dem Jahrzehnt 1871 bis 1880 betrug 548786 Tonnen, 1881 bis 1890 750317 Tonnen und in den neun Jahren von 1891 bis 1899 891598 Tonnen. Die Zunahme der Roheisenerzeugung war bei weitem nicht so groſs wie in Deutschland, denn diese betrug von 1870 bis 1899 das Sechsfache, die Belgiens nur etwa das Zweifache. Dabei wurde die Herstellung immer mehr von dem Bezug aus- ländischer Erze abhängig, indem die Erzförderung stetig zurück- ging. In dem Jahrzehnt von 1861 bis 1870 hatte diese noch 7853158 Tonnen betragen, 1871 bis 1880 sank sie auf 4271831 Tonnen und 1881 bis 1890 auf 1955325 Tonnen. Man verhüttete auſserdem eine beträchtliche Menge von Puddel- und Schweiſsschlacken in den Hochöfen. Es wurden verschmolzen: Es betrug demnach der Anteil einheimischer Erze an dem Einsatz 1885 nur 7 Prozent, 1897 etwas über 10 Prozent. Die Entwickelung der belgischen Eisenindustrie in diesem Zeit- abschnitt zeigt viele Ähnlichkeit mit der französischen, insbesondere der nordfranzösischen, was namentlich auch darin zum Ausdruck kommt, daſs Belgien wie Frankreich ebenso lange mit Zähigkeit an dem Puddelprozeſs festhielt und das Fluſseisen erst verhältnismäſsig spät den Sieg davontrug. In Frankreich wie in Belgien geschah dies erst im Jahre 1896, während dies in Deutschland schon 1890 ein- getreten war. Gerade in Belgien hat sich die Puddelarbeit, die der geniale John Cockerill eingeführt hatte, zu einem hohen Grade der Vollkommen- heit entwickelt. Von Belgien aus war dieses Verfahren erst nach Deutschland gekommen. Noch in den fünfziger Jahren waren in Rheinland und Westfalen belgische Puddler die Lehrmeister und tonangebend.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1133>, abgerufen am 16.04.2024.