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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Österreich-Ungarn.
der ungarischen Eisenindustrie. Diese wurde wesentlich dadurch
gefördert, dass sich der Staat eines grossen Teiles seines Montan-
besitzes entäusserte und diese der privaten Bewirtschaftung überliess.
Dies geschah nicht nur in Ungarn, sondern auch in den öster-
reichischen Stammlanden, besonders in den Alpenländern.

Zu den inneren Gründen gehören die technischen Fortschritte im
Eisenhüttenwesen, sowohl durch die Einführung und Entwickelung der
neuerfundenen Flussstahlprozesse, des Bessemer-, Martin- und Thomas-
verfahrens, als auch durch die verbesserte Verwendung der im
Lande vorhandenen Brennstoffe durch Vervollkommnung der Gas-
feuerungen.

Österreich-Ungarn ist reich an guten Eisenerzen, dagegen arm
an Steinkohlen. Braunkohlen und Torf, mit denen es reichlicher
versehen ist, müssen aushelfen, was für die Eisenindustrie in den
meisten Fällen erst durch deren Vergasung ermöglicht wird.

[Tabelle]

Nach der Natur seiner Eisenerze zerfällt Österreich (Cisleithanien)
in zwei Gruppen: die Südgruppe, die Alpenländer umfassend, worin
Spateisenstein vorherrscht, und die Nordgruppe: Böhmen, Mähren und
Schlesien, mit vorherrschenden Braun- und Thoneisensteinen. Diese
Verschiedenartigkeit der Erze beeinflusst nicht nur die Natur und
Güte der Erzeugnisse, sondern auch die Betriebsweise. Ungarn hat
eine grosse Mannigfaltigkeit an Erzarten und einen solchen Reichtum
an guten Erzen, dass es beträchtliche Mengen davon ausführt, be-
sonders nach Österreichisch- und Deutsch-Schlesien.

In früherer Zeit, als Holzkohlenbetrieb und Frischprozess noch
vorherrschten, lag der Schwerpunkt der Eisenerzeugung in der Süd-
gruppe, in den Alpenländern. Seit Einführung des Steinkohlenbetriebes
und der Flusseisendarstellung hat eine Verschiebung zu Gunsten
der Nordgruppe stattgehabt. In Prozenten betrug die Erzgewinnung:

[Tabelle]

Österreich-Ungarn.
der ungarischen Eisenindustrie. Diese wurde wesentlich dadurch
gefördert, daſs sich der Staat eines groſsen Teiles seines Montan-
besitzes entäuſserte und diese der privaten Bewirtschaftung überlieſs.
Dies geschah nicht nur in Ungarn, sondern auch in den öster-
reichischen Stammlanden, besonders in den Alpenländern.

Zu den inneren Gründen gehören die technischen Fortschritte im
Eisenhüttenwesen, sowohl durch die Einführung und Entwickelung der
neuerfundenen Fluſsstahlprozesse, des Bessemer-, Martin- und Thomas-
verfahrens, als auch durch die verbesserte Verwendung der im
Lande vorhandenen Brennstoffe durch Vervollkommnung der Gas-
feuerungen.

Österreich-Ungarn ist reich an guten Eisenerzen, dagegen arm
an Steinkohlen. Braunkohlen und Torf, mit denen es reichlicher
versehen ist, müssen aushelfen, was für die Eisenindustrie in den
meisten Fällen erst durch deren Vergasung ermöglicht wird.

[Tabelle]

Nach der Natur seiner Eisenerze zerfällt Österreich (Cisleithanien)
in zwei Gruppen: die Südgruppe, die Alpenländer umfassend, worin
Spateisenstein vorherrscht, und die Nordgruppe: Böhmen, Mähren und
Schlesien, mit vorherrschenden Braun- und Thoneisensteinen. Diese
Verschiedenartigkeit der Erze beeinfluſst nicht nur die Natur und
Güte der Erzeugnisse, sondern auch die Betriebsweise. Ungarn hat
eine groſse Mannigfaltigkeit an Erzarten und einen solchen Reichtum
an guten Erzen, daſs es beträchtliche Mengen davon ausführt, be-
sonders nach Österreichisch- und Deutsch-Schlesien.

In früherer Zeit, als Holzkohlenbetrieb und Frischprozeſs noch
vorherrschten, lag der Schwerpunkt der Eisenerzeugung in der Süd-
gruppe, in den Alpenländern. Seit Einführung des Steinkohlenbetriebes
und der Fluſseisendarstellung hat eine Verschiebung zu Gunsten
der Nordgruppe stattgehabt. In Prozenten betrug die Erzgewinnung:

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[1142/1158] Österreich-Ungarn. der ungarischen Eisenindustrie. Diese wurde wesentlich dadurch gefördert, daſs sich der Staat eines groſsen Teiles seines Montan- besitzes entäuſserte und diese der privaten Bewirtschaftung überlieſs. Dies geschah nicht nur in Ungarn, sondern auch in den öster- reichischen Stammlanden, besonders in den Alpenländern. Zu den inneren Gründen gehören die technischen Fortschritte im Eisenhüttenwesen, sowohl durch die Einführung und Entwickelung der neuerfundenen Fluſsstahlprozesse, des Bessemer-, Martin- und Thomas- verfahrens, als auch durch die verbesserte Verwendung der im Lande vorhandenen Brennstoffe durch Vervollkommnung der Gas- feuerungen. Österreich-Ungarn ist reich an guten Eisenerzen, dagegen arm an Steinkohlen. Braunkohlen und Torf, mit denen es reichlicher versehen ist, müssen aushelfen, was für die Eisenindustrie in den meisten Fällen erst durch deren Vergasung ermöglicht wird. Nach der Natur seiner Eisenerze zerfällt Österreich (Cisleithanien) in zwei Gruppen: die Südgruppe, die Alpenländer umfassend, worin Spateisenstein vorherrscht, und die Nordgruppe: Böhmen, Mähren und Schlesien, mit vorherrschenden Braun- und Thoneisensteinen. Diese Verschiedenartigkeit der Erze beeinfluſst nicht nur die Natur und Güte der Erzeugnisse, sondern auch die Betriebsweise. Ungarn hat eine groſse Mannigfaltigkeit an Erzarten und einen solchen Reichtum an guten Erzen, daſs es beträchtliche Mengen davon ausführt, be- sonders nach Österreichisch- und Deutsch-Schlesien. In früherer Zeit, als Holzkohlenbetrieb und Frischprozeſs noch vorherrschten, lag der Schwerpunkt der Eisenerzeugung in der Süd- gruppe, in den Alpenländern. Seit Einführung des Steinkohlenbetriebes und der Fluſseisendarstellung hat eine Verschiebung zu Gunsten der Nordgruppe stattgehabt. In Prozenten betrug die Erzgewinnung:

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 1142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/1158>, abgerufen am 19.04.2024.