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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Einleitung 1870 bis 1900.

In Deutschland war es der Verein deutscher Ingenieure,
besonders aber der seit dem 28. November 1880 davon abgezweigte
Verein deutscher Eisenhüttenleute1), welche in diesem Sinne
wirkten und die Beziehungen zu den verwandten britischen und ameri-
kanischen Vereinen pflegten. Hatten schon 1876 eine grosse Zahl von
Mitgliedern des erstgenannten Vereins Amerika besucht, so folgten 1890
136 Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhüttenleute und an 300
Mitglieder des Iron and Steel Institute einer Einladung des American
Institute of Mining Engineers zur Besichtigung der grossen Eisen- und
Stahlwerke der Vereinigten Staaten. Der Verein deutscher Eisen-
und Stahlindustrieller wirkte ausser für die heimischen Interessen
namentlich auf dem Gebiete des Unfallwesens, hauptsächlich für die
Statistik.

Dieselbe Rolle spielte in Amerika die schon früher genannte
American Iron and Steel Association, während unter den zahlreichen
Fachvereinen das American Institute of Mining Engineers die
erste Stelle einnahm. 1889 hatten 270 Mitglieder desselben eine Infor-
mationsreise nach England gemacht, bei welcher Gelegenheit auch
45 derselben auf Einladung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute
Rheinland und Westfalen besuchten.

Ähnliche Vereine waren in Belgien und Frankreich entstanden.
Dieser wechselseitige Verkehr wirkte in hohem Masse anregend.

Einen wichtigen Anteil an den Fortschritten dieser Periode
nehmen auch die Lehranstalten, von denen sich die in Deutsch-
land und Österreich eines alten Rufes erfreuten. In den Vereinigten
Staaten von Nordamerika machte das technische Unterrichtswesen
ganz besondere Fortschritte.

Das mächtigste Förderungsmittel für die Entwickelung der Eisen-
hüttenkunde war aber die Litteratur, die sich in grossartiger Weise
während der letzten 25 Jahre entfaltete. Bei der Raschheit der
Fortschritte erlangte die periodische Litteratur, welche in zahlreichen
Fachzeitschriften zum Worte kam, ganz besondere Bedeutung. Daneben
erschienen Monographieen in grosser Zahl. Bei alledem blieb aber die
Buchlitteratur nicht zurück und erschienen in dieser Zeit eine ganze
Reihe vorzüglicher Lehr- und Handbücher über Stahl und Eisen.

Wir müssen uns auf ein Verzeichnis der wichtigsten litterarischen
Erscheinungen beschränken2).


1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 826.
2) Der Raum gestattet es nicht, auf die zum Teil vorzüglichen Veröffent-
lichungen der Zeitschriften im einzelnen einzugehen. Wer sich hierüber unter-
Einleitung 1870 bis 1900.

In Deutschland war es der Verein deutscher Ingenieure,
besonders aber der seit dem 28. November 1880 davon abgezweigte
Verein deutscher Eisenhüttenleute1), welche in diesem Sinne
wirkten und die Beziehungen zu den verwandten britischen und ameri-
kanischen Vereinen pflegten. Hatten schon 1876 eine groſse Zahl von
Mitgliedern des erstgenannten Vereins Amerika besucht, so folgten 1890
136 Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhüttenleute und an 300
Mitglieder des Iron and Steel Institute einer Einladung des American
Institute of Mining Engineers zur Besichtigung der groſsen Eisen- und
Stahlwerke der Vereinigten Staaten. Der Verein deutscher Eisen-
und Stahlindustrieller wirkte auſser für die heimischen Interessen
namentlich auf dem Gebiete des Unfallwesens, hauptsächlich für die
Statistik.

Dieselbe Rolle spielte in Amerika die schon früher genannte
American Iron and Steel Association, während unter den zahlreichen
Fachvereinen das American Institute of Mining Engineers die
erste Stelle einnahm. 1889 hatten 270 Mitglieder desselben eine Infor-
mationsreise nach England gemacht, bei welcher Gelegenheit auch
45 derselben auf Einladung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute
Rheinland und Westfalen besuchten.

Ähnliche Vereine waren in Belgien und Frankreich entstanden.
Dieser wechselseitige Verkehr wirkte in hohem Maſse anregend.

Einen wichtigen Anteil an den Fortschritten dieser Periode
nehmen auch die Lehranstalten, von denen sich die in Deutsch-
land und Österreich eines alten Rufes erfreuten. In den Vereinigten
Staaten von Nordamerika machte das technische Unterrichtswesen
ganz besondere Fortschritte.

Das mächtigste Förderungsmittel für die Entwickelung der Eisen-
hüttenkunde war aber die Litteratur, die sich in groſsartiger Weise
während der letzten 25 Jahre entfaltete. Bei der Raschheit der
Fortschritte erlangte die periodische Litteratur, welche in zahlreichen
Fachzeitschriften zum Worte kam, ganz besondere Bedeutung. Daneben
erschienen Monographieen in groſser Zahl. Bei alledem blieb aber die
Buchlitteratur nicht zurück und erschienen in dieser Zeit eine ganze
Reihe vorzüglicher Lehr- und Handbücher über Stahl und Eisen.

Wir müssen uns auf ein Verzeichnis der wichtigsten litterarischen
Erscheinungen beschränken2).


1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 826.
2) Der Raum gestattet es nicht, auf die zum Teil vorzüglichen Veröffent-
lichungen der Zeitschriften im einzelnen einzugehen. Wer sich hierüber unter-
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[318/0334] Einleitung 1870 bis 1900. In Deutschland war es der Verein deutscher Ingenieure, besonders aber der seit dem 28. November 1880 davon abgezweigte Verein deutscher Eisenhüttenleute 1), welche in diesem Sinne wirkten und die Beziehungen zu den verwandten britischen und ameri- kanischen Vereinen pflegten. Hatten schon 1876 eine groſse Zahl von Mitgliedern des erstgenannten Vereins Amerika besucht, so folgten 1890 136 Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhüttenleute und an 300 Mitglieder des Iron and Steel Institute einer Einladung des American Institute of Mining Engineers zur Besichtigung der groſsen Eisen- und Stahlwerke der Vereinigten Staaten. Der Verein deutscher Eisen- und Stahlindustrieller wirkte auſser für die heimischen Interessen namentlich auf dem Gebiete des Unfallwesens, hauptsächlich für die Statistik. Dieselbe Rolle spielte in Amerika die schon früher genannte American Iron and Steel Association, während unter den zahlreichen Fachvereinen das American Institute of Mining Engineers die erste Stelle einnahm. 1889 hatten 270 Mitglieder desselben eine Infor- mationsreise nach England gemacht, bei welcher Gelegenheit auch 45 derselben auf Einladung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute Rheinland und Westfalen besuchten. Ähnliche Vereine waren in Belgien und Frankreich entstanden. Dieser wechselseitige Verkehr wirkte in hohem Maſse anregend. Einen wichtigen Anteil an den Fortschritten dieser Periode nehmen auch die Lehranstalten, von denen sich die in Deutsch- land und Österreich eines alten Rufes erfreuten. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika machte das technische Unterrichtswesen ganz besondere Fortschritte. Das mächtigste Förderungsmittel für die Entwickelung der Eisen- hüttenkunde war aber die Litteratur, die sich in groſsartiger Weise während der letzten 25 Jahre entfaltete. Bei der Raschheit der Fortschritte erlangte die periodische Litteratur, welche in zahlreichen Fachzeitschriften zum Worte kam, ganz besondere Bedeutung. Daneben erschienen Monographieen in groſser Zahl. Bei alledem blieb aber die Buchlitteratur nicht zurück und erschienen in dieser Zeit eine ganze Reihe vorzüglicher Lehr- und Handbücher über Stahl und Eisen. Wir müssen uns auf ein Verzeichnis der wichtigsten litterarischen Erscheinungen beschränken 2). 1) Siehe Stahl und Eisen 1893, S. 826. 2) Der Raum gestattet es nicht, auf die zum Teil vorzüglichen Veröffent- lichungen der Zeitschriften im einzelnen einzugehen. Wer sich hierüber unter-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/334>, abgerufen am 23.04.2024.