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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903.

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Blechfabrikation.
schah hierbei meist noch in Hollow-fires. Bei dem Auswalzen der
Platinen wurde auf die Herstellung einer reinen, glatten Oberfläche
besonderes Gewicht gelegt. Die Walzen liefen deshalb in Wasser.
Das letzte Kaliber hatte harte Flächen, sodann passierte der Stab
noch Polierwalzen, die mit Abschabern versehen waren und endlich
wurde der rotglühende Stab in frischem Wasser abgeschreckt und
mit Holzhämmern abgeklopft. Die Frischeisenbleche wurden besonders
für dünne Weiss- und Senklerbleche verwendet und konnten bis zu
Papierdünne gewalzt werden.

Bei der Herstellung der berühmten russischen Glanzbleche
spielte der Hammer bei dem Fertigmachen ebenfalls noch eine Rolle.
Das Verfahren dabei war nach John Percy 1) um 1870 kurz wie
folgt. Das Rohmaterial war bei kaltem Wind erblasenes Holzkohlen-
roheisen. Dieses wurde in Frischfeuern, häufiger aber in Puddelöfen
gefrischt, die Luppen zu Flachstäben von 5 Zoll Breite und 11/4 Zoll
Dicke ausgewalzt, die dann in Stücke von 29 Zoll Länge und etwa
15 Pfund Gewicht zerschnitten wurden. Diese wurden quergewalzt
und in 12 bis 14 Durchgängen in Bleche von 29 Zoll im Quadrat
ausgestreckt. Von diesen legte man drei Stück zu einem Pack über-
einander, und walzte diese wieder zehnmal durch. Ehe dies geschah,
wurden die Oberflächen mit einem Holzbesen abgekehrt, und gepulverte
Holzkohlen zwischen die Blätter gestreut. Diese Bleche wurden sodann
auf 28 x 56 Zoll beschnitten, jedes beschnittene Blech mit in Wasser
angerührtem Birkenkohlenpulver bestrichen und dann getrocknet.
Von diesen mit Kohle bestrichenen Blättern wurden 70 bis 100 zu
einem Paket (Buschen) geformt, das in ein grösseres Blech ein-
gewickelt wurde. Dieser Pack kam in ein Hohlfeuer, in dem es, von
langen Holzprügeln umgeben, bei sorgfältigem Luftabschluss fünf bis
sechs Stunden lang geglüht wurde. Sodann wurde es mit einer
grossen Zange herausgenommen und unter einen Hammer gebracht,
wo es regelmässige Schläge in gleichem Abstand und parallel einer
Kante von rechts nach links fortschreitend erhielt. Dies wurde etwa
sechsmal wiederholt. Sodann wurden die Bleche, die wellenförmige
Flächen zeigten, auseinander genommen, zwischen jedes ein glattes
Blech gelegt und der so gebildete Buschen von 140 bis 200 Blatt
unter einem Hammer mit breiter Bahn in zwei Durchgängen glatt
gehämmert. Im ganzen erhielt ein fertiges Blech 2500 bis 3000
Hammerschläge. Alsdann wurde der Pack geöffnet, die heissen Bleche

1) The manufacture of Russian sheet iron by John Percy, London 1871.

Blechfabrikation.
schah hierbei meist noch in Hollow-fires. Bei dem Auswalzen der
Platinen wurde auf die Herstellung einer reinen, glatten Oberfläche
besonderes Gewicht gelegt. Die Walzen liefen deshalb in Wasser.
Das letzte Kaliber hatte harte Flächen, sodann passierte der Stab
noch Polierwalzen, die mit Abschabern versehen waren und endlich
wurde der rotglühende Stab in frischem Wasser abgeschreckt und
mit Holzhämmern abgeklopft. Die Frischeisenbleche wurden besonders
für dünne Weiſs- und Senklerbleche verwendet und konnten bis zu
Papierdünne gewalzt werden.

Bei der Herstellung der berühmten russischen Glanzbleche
spielte der Hammer bei dem Fertigmachen ebenfalls noch eine Rolle.
Das Verfahren dabei war nach John Percy 1) um 1870 kurz wie
folgt. Das Rohmaterial war bei kaltem Wind erblasenes Holzkohlen-
roheisen. Dieses wurde in Frischfeuern, häufiger aber in Puddelöfen
gefrischt, die Luppen zu Flachstäben von 5 Zoll Breite und 1¼ Zoll
Dicke ausgewalzt, die dann in Stücke von 29 Zoll Länge und etwa
15 Pfund Gewicht zerschnitten wurden. Diese wurden quergewalzt
und in 12 bis 14 Durchgängen in Bleche von 29 Zoll im Quadrat
ausgestreckt. Von diesen legte man drei Stück zu einem Pack über-
einander, und walzte diese wieder zehnmal durch. Ehe dies geschah,
wurden die Oberflächen mit einem Holzbesen abgekehrt, und gepulverte
Holzkohlen zwischen die Blätter gestreut. Diese Bleche wurden sodann
auf 28 × 56 Zoll beschnitten, jedes beschnittene Blech mit in Wasser
angerührtem Birkenkohlenpulver bestrichen und dann getrocknet.
Von diesen mit Kohle bestrichenen Blättern wurden 70 bis 100 zu
einem Paket (Buschen) geformt, das in ein gröſseres Blech ein-
gewickelt wurde. Dieser Pack kam in ein Hohlfeuer, in dem es, von
langen Holzprügeln umgeben, bei sorgfältigem Luftabschluſs fünf bis
sechs Stunden lang geglüht wurde. Sodann wurde es mit einer
groſsen Zange herausgenommen und unter einen Hammer gebracht,
wo es regelmäſsige Schläge in gleichem Abstand und parallel einer
Kante von rechts nach links fortschreitend erhielt. Dies wurde etwa
sechsmal wiederholt. Sodann wurden die Bleche, die wellenförmige
Flächen zeigten, auseinander genommen, zwischen jedes ein glattes
Blech gelegt und der so gebildete Buschen von 140 bis 200 Blatt
unter einem Hammer mit breiter Bahn in zwei Durchgängen glatt
gehämmert. Im ganzen erhielt ein fertiges Blech 2500 bis 3000
Hammerschläge. Alsdann wurde der Pack geöffnet, die heiſsen Bleche

1) The manufacture of Russian sheet iron by John Percy, London 1871.
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[832/0848] Blechfabrikation. schah hierbei meist noch in Hollow-fires. Bei dem Auswalzen der Platinen wurde auf die Herstellung einer reinen, glatten Oberfläche besonderes Gewicht gelegt. Die Walzen liefen deshalb in Wasser. Das letzte Kaliber hatte harte Flächen, sodann passierte der Stab noch Polierwalzen, die mit Abschabern versehen waren und endlich wurde der rotglühende Stab in frischem Wasser abgeschreckt und mit Holzhämmern abgeklopft. Die Frischeisenbleche wurden besonders für dünne Weiſs- und Senklerbleche verwendet und konnten bis zu Papierdünne gewalzt werden. Bei der Herstellung der berühmten russischen Glanzbleche spielte der Hammer bei dem Fertigmachen ebenfalls noch eine Rolle. Das Verfahren dabei war nach John Percy 1) um 1870 kurz wie folgt. Das Rohmaterial war bei kaltem Wind erblasenes Holzkohlen- roheisen. Dieses wurde in Frischfeuern, häufiger aber in Puddelöfen gefrischt, die Luppen zu Flachstäben von 5 Zoll Breite und 1¼ Zoll Dicke ausgewalzt, die dann in Stücke von 29 Zoll Länge und etwa 15 Pfund Gewicht zerschnitten wurden. Diese wurden quergewalzt und in 12 bis 14 Durchgängen in Bleche von 29 Zoll im Quadrat ausgestreckt. Von diesen legte man drei Stück zu einem Pack über- einander, und walzte diese wieder zehnmal durch. Ehe dies geschah, wurden die Oberflächen mit einem Holzbesen abgekehrt, und gepulverte Holzkohlen zwischen die Blätter gestreut. Diese Bleche wurden sodann auf 28 × 56 Zoll beschnitten, jedes beschnittene Blech mit in Wasser angerührtem Birkenkohlenpulver bestrichen und dann getrocknet. Von diesen mit Kohle bestrichenen Blättern wurden 70 bis 100 zu einem Paket (Buschen) geformt, das in ein gröſseres Blech ein- gewickelt wurde. Dieser Pack kam in ein Hohlfeuer, in dem es, von langen Holzprügeln umgeben, bei sorgfältigem Luftabschluſs fünf bis sechs Stunden lang geglüht wurde. Sodann wurde es mit einer groſsen Zange herausgenommen und unter einen Hammer gebracht, wo es regelmäſsige Schläge in gleichem Abstand und parallel einer Kante von rechts nach links fortschreitend erhielt. Dies wurde etwa sechsmal wiederholt. Sodann wurden die Bleche, die wellenförmige Flächen zeigten, auseinander genommen, zwischen jedes ein glattes Blech gelegt und der so gebildete Buschen von 140 bis 200 Blatt unter einem Hammer mit breiter Bahn in zwei Durchgängen glatt gehämmert. Im ganzen erhielt ein fertiges Blech 2500 bis 3000 Hammerschläge. Alsdann wurde der Pack geöffnet, die heiſsen Bleche 1) The manufacture of Russian sheet iron by John Percy, London 1871.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 5: Das XIX. Jahrhundert von 1860 bis zum Schluss. Braunschweig, 1903, S. 832. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen05_1903/848>, abgerufen am 19.04.2024.