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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Kurzweiliger
Die ander Scen des ersten Acts
folgender Maßen anfienge:
Phoeb. Ach liebster Bacchus ich bin für wahr.
Bacch. Ein garstigr Flegel und ein Narr.

Was? sagte der Meister Gregor/ du Schand-
Hure/ daß dich der Teufel vom Platz hinweg ho-
le! bin ich ein Narr? und hiermit gabe er dem
Bacchus eine Ohr-Feige. Die Frau schlug ihn
wieder ins Gesicht/ und fiengen beyde an zu rauf-
fen. Sie warffen sich wol 10 mal hin und wie-
der/ bis Melster Barthel den Handel innen wur-
de/ da k[a]m er seinem Weibe zu Hülff/ und schluge
den Phödus fo trucken ab/ daß nichts drüber.
Die andern Bauern konten sich wegen des ge-
trunkenen Brandt-Weins vom Schlagen auch
nicht enthalten/ und weil dieser dem Barthel der
andere dem Meister Gregor zulegte/ kamen sie
auch in die Haare/ und zerzausten einander die
Köpfe/ daß eine Scena auf dem Theatro da-
hin/ die andere dorthin fiele. Eine solche Co-
mödie hatte der Student mit großem Gelächter
der Zuseher angerichtet/ nur der einzige Praler/
so sich hatte vor einen Prinzen ausgegeben/ der
glaubte noch unsern Worten/ daß alle diese Per-
sonen nur bloße ausgeschnizte Figuren wären/
welche sich durch ein Magisches Werk so herum
treiben und regiren ließen/ sagte derohalben zu
dem/ so ihme am nächsten saß/ daß er die Zeit sei-
nes Lebens niemalen etwas so künstliches gese-
hen hatte.

h Wir hatten zu unserm absonderlichen Vor-
teil und bäßern Lust der Zuseher in einer Stu-

be bis
Kurzweiliger
Die ander Scen des erſten Acts
folgender Maßen anfienge:
Phœb. Ach liebſter Bacchus ich bin fuͤr wahr.
Bacch. Ein garſtigr Flegel und ein Narꝛ.

Was? ſagte der Meiſter Gregor/ du Schand-
Hure/ daß dich der Teufel vom Platz hinweg ho-
le! bin ich ein Narr? und hiermit gabe er dem
Bacchus eine Ohr-Feige. Die Frau ſchlug ihn
wieder ins Geſicht/ uñ fiengen beyde an zu rauf-
fen. Sie warffen ſich wol 10 mal hin und wie-
der/ bis Melſter Barthel den Handel innen wur-
de/ da k[a]m er ſeinem Weibe zu Huͤlff/ uñ ſchluge
den Phoͤdus fo trucken ab/ daß nichts druͤber.
Die andern Bauern konten ſich wegen des ge-
trunkenen Brandt-Weins vom Schlagen auch
nicht enthalten/ uñ weil dieſer dem Barthel der
andere dem Meiſter Gregor zulegte/ kamen ſie
auch in die Haare/ und zerzauſten einander die
Koͤpfe/ daß eine Scena auf dem Theatro da-
hin/ die andere dorthin fiele. Eine ſolche Co-
moͤdie hatte der Student mit gꝛoßem Gelaͤchter
der Zuſeher angerichtet/ nur der einzige Praler/
ſo ſich hatte vor einen Prinzen ausgegeben/ der
glaubte noch unſern Worten/ daß alle dieſe Per-
ſonen nur bloße ausgeſchnizte Figuren waͤren/
welche ſich durch ein Magiſches Werk ſo herum
treiben und regiren ließen/ ſagte derohalben zu
dem/ ſo ihme am naͤchſten ſaß/ daß er die Zeit ſei-
nes Lebens niemalen etwas ſo kuͤnſtliches geſe-
hen hatte.

h Wir hatten zu unſerm abſonderlichen Vor-
teil und baͤßern Luſt der Zuſeher in einer Stu-

be bis
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[198/0206] Kurzweiliger Die ander Scen des erſten Acts folgender Maßen anfienge: Phœb. Ach liebſter Bacchus ich bin fuͤr wahr. Bacch. Ein garſtigr Flegel und ein Narꝛ. Was? ſagte der Meiſter Gregor/ du Schand- Hure/ daß dich der Teufel vom Platz hinweg ho- le! bin ich ein Narr? und hiermit gabe er dem Bacchus eine Ohr-Feige. Die Frau ſchlug ihn wieder ins Geſicht/ uñ fiengen beyde an zu rauf- fen. Sie warffen ſich wol 10 mal hin und wie- der/ bis Melſter Barthel den Handel innen wur- de/ da kam er ſeinem Weibe zu Huͤlff/ uñ ſchluge den Phoͤdus fo trucken ab/ daß nichts druͤber. Die andern Bauern konten ſich wegen des ge- trunkenen Brandt-Weins vom Schlagen auch nicht enthalten/ uñ weil dieſer dem Barthel der andere dem Meiſter Gregor zulegte/ kamen ſie auch in die Haare/ und zerzauſten einander die Koͤpfe/ daß eine Scena auf dem Theatro da- hin/ die andere dorthin fiele. Eine ſolche Co- moͤdie hatte der Student mit gꝛoßem Gelaͤchter der Zuſeher angerichtet/ nur der einzige Praler/ ſo ſich hatte vor einen Prinzen ausgegeben/ der glaubte noch unſern Worten/ daß alle dieſe Per- ſonen nur bloße ausgeſchnizte Figuren waͤren/ welche ſich durch ein Magiſches Werk ſo herum treiben und regiren ließen/ ſagte derohalben zu dem/ ſo ihme am naͤchſten ſaß/ daß er die Zeit ſei- nes Lebens niemalen etwas ſo kuͤnſtliches geſe- hen hatte. h Wir hatten zu unſerm abſonderlichen Vor- teil und baͤßern Luſt der Zuſeher in einer Stu- be bis

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/206>, abgerufen am 28.03.2024.