Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Historie V. Buch.
mit verschloßenen Augen abgemahlet ist/ als
verbanden wir Meistr Fritzens Lebens Liechter
mit einem alten Mägde-Strumpf/ welcher zu
Plutarchi des berühmten historici Zeiten
gestricket worden. So war auch noch das art-
lichste/ daß dieser Fritz einen ziemlich langen
Barth hatte/ welchem eine Filz Läuse wol 40
Meil Weges zu Ehren reisen mögen. Derge-
stalten muste er aufs Theatrum/ und nachdeine
der Vorhang aufgezogen worden/ fienge er an
den

ACTUS primus, Scena prima.
Cupido.

(Meister Fritz der Lein-Weber).
JCh armer Blinder bin nicht froh/
ob ich gleich bin der Gott der Liebe/
denn ich ja siets aufwarten muß
meiner Mutter der Sirbin.
Jch schleß mit meinem Pfeil sehr wol/
so gut/ als mit meinem Reit-Puffer.
Jch bin viel arger als Gespenster/
steig Tag und Nacht durch die Tag-Leuchter.

Jndem fangen die Spectatores schröcklich
an zu lachen/ dann der Mr Fritz hatte die Scher-
pe um den Leib fallen lassen/ da riße er den
Strumpf vom Kopf hinweg/ und sprange wie-
der binter die Scenen/ so gut er nur konte/ kon-
ten ihn auch/ so sehr wir ihn antrieben/ nicht
mehr hinaus bringen/ bis Meister Gregor/ als
Phöbus/ mit Meister Barthels seinem Weib
(welche den Bacchus machte) hinaus kame/ und

Die
J v

Hiſtorie V. Buch.
mit verſchloßenen Augen abgemahlet iſt/ als
verbanden wir Meiſtr Fritzens Lebens Liechter
mit einem alten Maͤgde-Strumpf/ welcher zu
Plutarchi des beruͤhmten hiſtorici Zeiten
geſtricket worden. So war auch noch das art-
lichſte/ daß dieſer Fritz einen ziemlich langen
Barth hatte/ welchem eine Filz Laͤuſe wol 40
Meil Weges zu Ehren reiſen moͤgen. Derge-
ſtalten muſte er aufs Theatrum/ und nachdeine
der Vorhang aufgezogen worden/ fienge er an
den

ACTUS primus, Scena prima.
Cupido.

(Meiſter Fritz der Lein-Weber).
JCh armer Blinder bin nicht froh/
ob ich gleich bin der Gott der Liebe/
denn ich ja ſiets aufwarten muß
meiner Mutter der Sirbin.
Jch ſchleß mit meinem Pfeil ſehr wol/
ſo gut/ als mit meinem Reit-Puffer.
Jch bin viel arger als Geſpenſter/
ſteig Tag und Nacht durch die Tag-Leuchter.

Jndem fangen die Spectatores ſchroͤcklich
an zu lachen/ dañ der Mr Fritz hatte die Scher-
pe um den Leib fallen laſſen/ da riße er den
Strumpf vom Kopf hinweg/ und ſprange wie-
der binter die Scenen/ ſo gut er nur konte/ kon-
ten ihn auch/ ſo ſehr wir ihn antrieben/ nicht
mehr hinaus bringen/ bis Meiſter Gregor/ als
Phoͤbus/ mit Meiſter Barthels ſeinem Weib
(welche den Bacchus machte) hinaus kame/ und

Die
J v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0205" n="197"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq">V.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
mit ver&#x017F;chloßenen Augen abgemahlet i&#x017F;t/ als<lb/>
verbanden wir Mei&#x017F;tr Fritzens Lebens Liechter<lb/>
mit einem alten Ma&#x0364;gde-Strumpf/ welcher zu<lb/><hi rendition="#aq">Plutarchi</hi> des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#aq">hi&#x017F;torici</hi> Zeiten<lb/>
ge&#x017F;tricket worden. So war auch noch das art-<lb/>
lich&#x017F;te/ daß die&#x017F;er Fritz einen ziemlich langen<lb/>
Barth hatte/ welchem eine Filz La&#x0364;u&#x017F;e wol 40<lb/>
Meil Weges zu Ehren rei&#x017F;en mo&#x0364;gen. Derge-<lb/>
&#x017F;talten mu&#x017F;te er aufs Theatrum/ und nachdeine<lb/>
der Vorhang aufgezogen worden/ fienge er an<lb/>
den</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#aq">ACTUS primus, <hi rendition="#k">Scena</hi> prima.<lb/>
Cupido.</hi><lb/>
(<hi rendition="#fr">Mei&#x017F;ter Fritz der Lein-Weber</hi>).</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch armer Blinder bin nicht froh/</l><lb/>
          <l>ob ich gleich bin der Gott der Liebe/</l><lb/>
          <l>denn ich ja &#x017F;iets aufwarten muß</l><lb/>
          <l>meiner Mutter der Sirbin.</l><lb/>
          <l>Jch &#x017F;chleß mit meinem Pfeil &#x017F;ehr wol/</l><lb/>
          <l>&#x017F;o gut/ als mit meinem Reit-Puffer.</l><lb/>
          <l>Jch bin viel arger als Ge&#x017F;pen&#x017F;ter/</l><lb/>
          <l>&#x017F;teig Tag und Nacht durch die Tag-Leuchter.</l>
        </lg><lb/>
        <p>Jndem fangen die <hi rendition="#aq">Spectatores</hi> &#x017F;chro&#x0364;cklich<lb/>
an zu lachen/ dan&#x0303; der Mr Fritz hatte die Scher-<lb/>
pe um den Leib fallen la&#x017F;&#x017F;en/ da riße er den<lb/>
Strumpf vom Kopf hinweg/ und &#x017F;prange wie-<lb/>
der binter die Scenen/ &#x017F;o gut er nur konte/ kon-<lb/>
ten ihn auch/ &#x017F;o &#x017F;ehr wir ihn antrieben/ nicht<lb/>
mehr hinaus bringen/ bis Mei&#x017F;ter Gregor/ als<lb/>
Pho&#x0364;bus/ mit Mei&#x017F;ter Barthels &#x017F;einem Weib<lb/>
(welche den Bacchus machte) hinaus kame/ und</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">J v</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Die</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[197/0205] Hiſtorie V. Buch. mit verſchloßenen Augen abgemahlet iſt/ als verbanden wir Meiſtr Fritzens Lebens Liechter mit einem alten Maͤgde-Strumpf/ welcher zu Plutarchi des beruͤhmten hiſtorici Zeiten geſtricket worden. So war auch noch das art- lichſte/ daß dieſer Fritz einen ziemlich langen Barth hatte/ welchem eine Filz Laͤuſe wol 40 Meil Weges zu Ehren reiſen moͤgen. Derge- ſtalten muſte er aufs Theatrum/ und nachdeine der Vorhang aufgezogen worden/ fienge er an den ACTUS primus, Scena prima. Cupido. (Meiſter Fritz der Lein-Weber). JCh armer Blinder bin nicht froh/ ob ich gleich bin der Gott der Liebe/ denn ich ja ſiets aufwarten muß meiner Mutter der Sirbin. Jch ſchleß mit meinem Pfeil ſehr wol/ ſo gut/ als mit meinem Reit-Puffer. Jch bin viel arger als Geſpenſter/ ſteig Tag und Nacht durch die Tag-Leuchter. Jndem fangen die Spectatores ſchroͤcklich an zu lachen/ dañ der Mr Fritz hatte die Scher- pe um den Leib fallen laſſen/ da riße er den Strumpf vom Kopf hinweg/ und ſprange wie- der binter die Scenen/ ſo gut er nur konte/ kon- ten ihn auch/ ſo ſehr wir ihn antrieben/ nicht mehr hinaus bringen/ bis Meiſter Gregor/ als Phoͤbus/ mit Meiſter Barthels ſeinem Weib (welche den Bacchus machte) hinaus kame/ und Die J v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/205
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/205>, abgerufen am 19.04.2024.