Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

Bild:
<< vorherige Seite
Historie V. Buch.

Du Flegel/ sagte des Schusters seine Haus-
Frau/ heist du mich vor den Leuten einen Hunds-
fut? Watsch gab sie dem Mars eine Ohrfeige/
da gienge der Duell aufs neu: an/ bis die vori-
gen Actores auch wieder darein geriethen/ und
das Theatrum vollends über den Hauffen
wurffen.

Die Spectatores lachten noch abscheuli-
cher den vorhin/ weil eins das andere über das
Theatrum abgeschmißen/ und sie genöthiget
worden/ aus dem Saal zu weichen/ wo sie nicht
auch etliche Schläge davon tragen wollen/ der-
gestalten haben sie sich verloffen/ daß wir ge-
zwungen wurden/ der Action ein Ende zu ma-
chen. Dieß einzige ist nicht zu vergeßen/ daß
der eingebildete Prinz/ nicht anders meynend/
als wären die Schlagende und über das Thea-
trum ausgeworffene Personen geschnitzte Bil-
der/ dieselbe von der Erden aufzuheben und auf
das Theatum schwingen wollen/ aber dardurch
kame er denen Bauern unter die Hände/ die
karnüffelten ihn dergestalten/ daß er Ach und
Wehe schrye. Sie rißen ihm fast alle Haar
aus dem Kopf und schlugen ihm seinen eigenen
Stock über dem Buckel ab. Jch aber und der
Student verstackten uns indeßen auf den Heu-
Stadel/ und warteten so lange/ bis die Fremde
alle aus dem Schloße waren/ dann stiegen wir
wieder herunter und fanden die volle Bauern
einen hier den andern dort hinter und vor dem
Theatro schlaffen/ welche sich mit Blut der-
maßen besudelt hatten/ daß man sie fast nicht
mehr kennen konte. Hierauf brachten wir die

Flegel
Hiſtorie V. Buch.

Du Flegel/ ſagte des Schuſters ſeine Haus-
Frau/ heiſt du mich vor den Leuten einen Huñs-
fut? Watſch gab ſie dem Mars eine Ohrfeige/
da gienge der Duell aufs neu: an/ bis die vori-
gen Actores auch wieder darein geriethen/ und
das Theatrum vollends uͤber den Hauffen
wurffen.

Die Spectatores lachten noch abſcheuli-
cher den vorhin/ weil eins das andere uͤber das
Theatrum abgeſchmißen/ und ſie genoͤthiget
worden/ aus dem Saal zu weichen/ wo ſie nicht
auch etliche Schlaͤge davon tragen wollen/ der-
geſtalten haben ſie ſich verloffen/ daß wir ge-
zwungen wurden/ der Action ein Ende zu ma-
chen. Dieß einzige iſt nicht zu vergeßen/ daß
der eingebildete Prinz/ nicht anders meynend/
als waͤren die Schlagende und uͤber das Thea-
trum ausgeworffene Perſonen geſchnitzte Bil-
der/ dieſelbe von der Erden aufzuheben und auf
das Theatum ſchwingen wollen/ aber dardurch
kame er denen Bauern unter die Haͤnde/ die
karnuͤffelten ihn dergeſtalten/ daß er Ach und
Wehe ſchrye. Sie rißen ihm faſt alle Haar
aus dem Kopf und ſchlugen ihm ſeinen eigenen
Stock uͤber dem Buckel ab. Jch aber und der
Student verſtackten uns indeßen auf den Heu-
Stadel/ und warteten ſo lange/ bis die Fremde
alle aus dem Schloße waren/ dann ſtiegen wir
wieder herunter und fanden die volle Bauern
einen hier den andern dort hinter und vor dem
Theatro ſchlaffen/ welche ſich mit Blut der-
maßen beſudelt hatten/ daß man ſie faſt nicht
mehr kennen konte. Hierauf brachten wir die

Flegel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0209" n="201"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hi&#x017F;torie <hi rendition="#aq">V.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <p>Du Flegel/ &#x017F;agte des Schu&#x017F;ters &#x017F;eine Haus-<lb/>
Frau/ hei&#x017F;t du mich vor den Leuten einen Hun&#x0303;s-<lb/>
fut? Wat&#x017F;ch gab &#x017F;ie dem Mars eine Ohrfeige/<lb/>
da gienge der Duell aufs neu: an/ bis die vori-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">Actores</hi> auch wieder darein geriethen/ und<lb/>
das Theatrum vollends u&#x0364;ber den Hauffen<lb/>
wurffen.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#aq">Spectatores</hi> lachten noch ab&#x017F;cheuli-<lb/>
cher den vorhin/ weil eins das andere u&#x0364;ber das<lb/>
Theatrum abge&#x017F;chmißen/ und &#x017F;ie geno&#x0364;thiget<lb/>
worden/ aus dem Saal zu weichen/ wo &#x017F;ie nicht<lb/>
auch etliche Schla&#x0364;ge davon tragen wollen/ der-<lb/>
ge&#x017F;talten haben &#x017F;ie &#x017F;ich verloffen/ daß wir ge-<lb/>
zwungen wurden/ der Action ein Ende zu ma-<lb/>
chen. Dieß einzige i&#x017F;t nicht zu vergeßen/ daß<lb/>
der eingebildete Prinz/ nicht anders meynend/<lb/>
als wa&#x0364;ren die Schlagende und u&#x0364;ber das Thea-<lb/>
trum ausgeworffene Per&#x017F;onen ge&#x017F;chnitzte Bil-<lb/>
der/ die&#x017F;elbe von der Erden aufzuheben und auf<lb/>
das Theatum &#x017F;chwingen wollen/ aber dardurch<lb/>
kame er denen Bauern unter die Ha&#x0364;nde/ die<lb/>
karnu&#x0364;ffelten ihn derge&#x017F;talten/ daß er Ach und<lb/>
Wehe &#x017F;chrye. Sie rißen ihm fa&#x017F;t alle Haar<lb/>
aus dem Kopf und &#x017F;chlugen ihm &#x017F;einen eigenen<lb/>
Stock u&#x0364;ber dem Buckel ab. Jch aber und der<lb/>
Student ver&#x017F;tackten uns indeßen auf den Heu-<lb/>
Stadel/ und warteten &#x017F;o lange/ bis die Fremde<lb/>
alle aus dem Schloße waren/ dann &#x017F;tiegen wir<lb/>
wieder herunter und fanden die volle Bauern<lb/>
einen hier den andern dort hinter und vor dem<lb/><hi rendition="#aq">Theatro</hi> &#x017F;chlaffen/ welche &#x017F;ich mit Blut der-<lb/>
maßen be&#x017F;udelt hatten/ daß man &#x017F;ie fa&#x017F;t nicht<lb/>
mehr kennen konte. Hierauf brachten wir die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Flegel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0209] Hiſtorie V. Buch. Du Flegel/ ſagte des Schuſters ſeine Haus- Frau/ heiſt du mich vor den Leuten einen Huñs- fut? Watſch gab ſie dem Mars eine Ohrfeige/ da gienge der Duell aufs neu: an/ bis die vori- gen Actores auch wieder darein geriethen/ und das Theatrum vollends uͤber den Hauffen wurffen. Die Spectatores lachten noch abſcheuli- cher den vorhin/ weil eins das andere uͤber das Theatrum abgeſchmißen/ und ſie genoͤthiget worden/ aus dem Saal zu weichen/ wo ſie nicht auch etliche Schlaͤge davon tragen wollen/ der- geſtalten haben ſie ſich verloffen/ daß wir ge- zwungen wurden/ der Action ein Ende zu ma- chen. Dieß einzige iſt nicht zu vergeßen/ daß der eingebildete Prinz/ nicht anders meynend/ als waͤren die Schlagende und uͤber das Thea- trum ausgeworffene Perſonen geſchnitzte Bil- der/ dieſelbe von der Erden aufzuheben und auf das Theatum ſchwingen wollen/ aber dardurch kame er denen Bauern unter die Haͤnde/ die karnuͤffelten ihn dergeſtalten/ daß er Ach und Wehe ſchrye. Sie rißen ihm faſt alle Haar aus dem Kopf und ſchlugen ihm ſeinen eigenen Stock uͤber dem Buckel ab. Jch aber und der Student verſtackten uns indeßen auf den Heu- Stadel/ und warteten ſo lange/ bis die Fremde alle aus dem Schloße waren/ dann ſtiegen wir wieder herunter und fanden die volle Bauern einen hier den andern dort hinter und vor dem Theatro ſchlaffen/ welche ſich mit Blut der- maßen beſudelt hatten/ daß man ſie faſt nicht mehr kennen konte. Hierauf brachten wir die Flegel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/209
Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/209>, abgerufen am 20.04.2024.