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[Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680.

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Historie I. Buch.
war ein Ursach der Faulheit/ welche
meine Schwesterin allen Sachen mehr
als zu viel vermerken und spüren ließe.
Sie schleff täglich bis Glock zehn Uhr/
und wann ihr das Freßen nicht vor
das Bett getragen wurde/ so prügel-
te sie die Mägde in dem Schloß herum/
daß es taugte. Gab man ihr nur
ein eintziges Bißlein das ihr nicht
schmäckte/ oder das nicht recht gesotten
oder gebraten ward/ schmieß sie es der
Köchin ganz warm in den Kopf oder
ins Genick/ daß es zu rück prällete/
und mit einem Wort zu sagen/ sie
war so eckel/ daß sie weder aus erde-
nen noch andern Geschirr von Ertz
oder Metall hat fräßen können/ son-
dern ihr Herr muste ihr auf der Glas-
Hütte absonderliche Schüsseln und
Teller verfertigen lassen/ und weil des
Jahrs viel zerbrochen worden/ kön-
net ihr gedänken/ welch unnöhtig
Geld vor dergleichen Narren-Poßen
ausgeben worden.

Sie hat noch selten einen Tag vor-
bey streichen lassen/ daß sie nicht ihre
vier Maß Rhein-Wein ausgestochen/

und

Hiſtorie I. Buch.
war ein Urſach der Faulheit/ welche
meine Schweſterin allen Sachen mehr
als zu viel vermerken und ſpuͤren ließe.
Sie ſchleff taͤglich bis Glock zehn Uhr/
und wann ihr das Freßen nicht vor
das Bett getragen wurde/ ſo pruͤgel-
te ſie die Maͤgde in dem Schloß herum/
daß es taugte. Gab man ihr nur
ein eintziges Bißlein das ihr nicht
ſchmaͤckte/ oder das nicht recht geſotten
oder gebraten ward/ ſchmieß ſie es der
Koͤchin ganz warm in den Kopf oder
ins Genick/ daß es zu ruͤck praͤllete/
und mit einem Wort zu ſagen/ ſie
war ſo eckel/ daß ſie weder aus erde-
nen noch andern Geſchirr von Ertz
oder Metall hat fraͤßen koͤnnen/ ſon-
dern ihr Herꝛ muſte ihr auf der Glas-
Huͤtte abſonderliche Schuͤſſeln und
Teller verfertigen laſſen/ und weil des
Jahrs viel zerbrochen worden/ koͤn-
net ihr gedaͤnken/ welch unnoͤhtig
Geld vor dergleichen Narren-Poßen
ausgeben worden.

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bey ſtreichen laſſen/ daß ſie nicht ihre
vier Maß Rhein-Wein ausgeſtochen/

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[13/0021] Hiſtorie I. Buch. war ein Urſach der Faulheit/ welche meine Schweſterin allen Sachen mehr als zu viel vermerken und ſpuͤren ließe. Sie ſchleff taͤglich bis Glock zehn Uhr/ und wann ihr das Freßen nicht vor das Bett getragen wurde/ ſo pruͤgel- te ſie die Maͤgde in dem Schloß herum/ daß es taugte. Gab man ihr nur ein eintziges Bißlein das ihr nicht ſchmaͤckte/ oder das nicht recht geſotten oder gebraten ward/ ſchmieß ſie es der Koͤchin ganz warm in den Kopf oder ins Genick/ daß es zu ruͤck praͤllete/ und mit einem Wort zu ſagen/ ſie war ſo eckel/ daß ſie weder aus erde- nen noch andern Geſchirr von Ertz oder Metall hat fraͤßen koͤnnen/ ſon- dern ihr Herꝛ muſte ihr auf der Glas- Huͤtte abſonderliche Schuͤſſeln und Teller verfertigen laſſen/ und weil des Jahrs viel zerbrochen worden/ koͤn- net ihr gedaͤnken/ welch unnoͤhtig Geld vor dergleichen Narren-Poßen ausgeben worden. Sie hat noch ſelten einen Tag vor- bey ſtreichen laſſen/ daß ſie nicht ihre vier Maß Rhein-Wein ausgeſtochen/ und

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Zitationshilfe: [Beer, Johann]: Jucundi Jucundissimi Wunderliche Lebens-Beschreibung. [s. l.], 1680, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_lebensbeschreibung_1680/21>, abgerufen am 29.03.2024.