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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das III Cap. von den curieusen Brunnen/ Quellen
von Käyser Heinrich dem Andern ausgebethen habe/ da es sich denn
zugetragen: daß einesmahls dessen hoch-schwangere Frau Belie-
bung gehabt/ den Berg zu besehen/ und sey dieserwegen mit ihrem
Herrn/ Lusts halber/ dahin spatzieren gegangen: Als sie nun im
Rück-Wege unter andern an den Berg und bey dem Brunnen an-
gelanget/ waren ihr daselbst die Gebuhrts-Schmertzen plötzlich an-
kommen/ und hätte zwey junge Söhne zur Welt gebohren/ von wel-
chen Kindern der Brunn noch heutiges Tages den Nahmen habe/
daß er der Kinder-Brunn genennet werde/ welcher auch hernach/
auf Befehl Kayser Conrads/ des Andern dieses Nahmens/ durch
Röhren in den damahligen Kayserlichen Pallast zu Goslar geführet
worden. Sonst thut dieser Brunn nunmehro/ da der vor gedachte
Pallast nicht mehr im Stande ist/ gute Dienste/ denn sie sich von
diesem Brunnen ihres Röhr-Wassers zum Theil erholen müssen.

V.
Von dem so genannten Elisabethen-Brun-
nen in Rordhausen.

ES scheinet zwar ein Brunn an dem Orte/ wo es derselben über-
flüßig giebet/ manchem Menschen eine geringe Sache zu seyn/
wie denn die meisten Wunder-Wercke GOttes/ ihrer Vielheit we-
gen/ verachtet werden; Allein/ was ein reiner/ frischer und gesun-
der Brunn vor eine Edle Gabe des Höchsten sey/ erkennen diejenigen
insonderheit/ so in dergleichen Ländern wohnen/ oder dahin gereiset
sind/ da es dergleichen Brunnen nicht hat; derohalben mich niemand
verdencken wird/ wenn ich von dem alhier befindlichen Crystall-hel-
len wohl-schmeckenden und gesunden Elisabethen-Brunnen etwas
melde. Es ist aber derselbe in der Vor-Stadt nahe bey der Kirche
des Hospitals S. Elisabeth gelegen/ davon solcher auch seinen Nah-
men bekommen hat. Der Ursprung oder Quell desselben befindet
sich ebenfalls nicht weit von der vor besagten Kirche/ indem solcher
kurtz über dieselbe an dem so genannten Stad-Graben lieget/ und

mit

Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen
von Kaͤyſer Heinrich dem Andern ausgebethen habe/ da es ſich denn
zugetragen: daß einesmahls deſſen hoch-ſchwangere Frau Belie-
bung gehabt/ den Berg zu beſehen/ und ſey dieſerwegen mit ihrem
Herrn/ Luſts halber/ dahin ſpatzieren gegangen: Als ſie nun im
Ruͤck-Wege unter andern an den Berg und bey dem Brunnen an-
gelanget/ wåren ihr daſelbſt die Gebuhrts-Schmertzen ploͤtzlich an-
kommen/ und haͤtte zwey junge Soͤhne zur Welt gebohren/ von wel-
chen Kindern der Brunn noch heutiges Tages den Nahmen habe/
daß er der Kinder-Brunn genennet werde/ welcher auch hernach/
auf Befehl Kåyſer Conrads/ des Andern dieſes Nahmens/ durch
Roͤhren in den damahligen Kåyſerlichen Pallaſt zu Goslar gefuͤhret
worden. Sonſt thut dieſer Brunn nunmehro/ da der vor gedachte
Pallaſt nicht mehr im Stande iſt/ gute Dienſte/ denn ſie ſich von
dieſem Brunnen ihres Roͤhr-Waſſers zum Theil erholen muͤſſen.

V.
Von dem ſo genannten Eliſabethen-Brun-
nen in Rordhauſen.

ES ſcheinet zwar ein Brunn an dem Orte/ wo es derſelben uͤber-
fluͤßig giebet/ manchem Menſchen eine geringe Sache zu ſeyn/
wie denn die meiſten Wunder-Wercke GOttes/ ihrer Vielheit we-
gen/ verachtet werden; Allein/ was ein reiner/ friſcher und geſun-
der Brunn vor eine Edle Gabe des Hoͤchſten ſey/ erkennen diejenigen
inſonderheit/ ſo in dergleichen Laͤndern wohnen/ oder dahin gereiſet
ſind/ da es dergleichen Brunnen nicht hat; derohalben mich niemand
verdencken wird/ wenn ich von dem alhier befindlichen Cryſtall-hel-
len wohl-ſchmeckenden und geſunden Eliſabethen-Brunnen etwas
melde. Es iſt aber derſelbe in der Vor-Stadt nahe bey der Kirche
des Hoſpitals S. Eliſabeth gelegen/ davon ſolcher auch ſeinen Nah-
men bekommen hat. Der Urſprung oder Quell deſſelben befindet
ſich ebenfalls nicht weit von der vor beſagten Kirche/ indem ſolcher
kurtz uͤber dieſelbe an dem ſo genannten Stad-Graben lieget/ und

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[106/0118] Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen von Kaͤyſer Heinrich dem Andern ausgebethen habe/ da es ſich denn zugetragen: daß einesmahls deſſen hoch-ſchwangere Frau Belie- bung gehabt/ den Berg zu beſehen/ und ſey dieſerwegen mit ihrem Herrn/ Luſts halber/ dahin ſpatzieren gegangen: Als ſie nun im Ruͤck-Wege unter andern an den Berg und bey dem Brunnen an- gelanget/ wåren ihr daſelbſt die Gebuhrts-Schmertzen ploͤtzlich an- kommen/ und haͤtte zwey junge Soͤhne zur Welt gebohren/ von wel- chen Kindern der Brunn noch heutiges Tages den Nahmen habe/ daß er der Kinder-Brunn genennet werde/ welcher auch hernach/ auf Befehl Kåyſer Conrads/ des Andern dieſes Nahmens/ durch Roͤhren in den damahligen Kåyſerlichen Pallaſt zu Goslar gefuͤhret worden. Sonſt thut dieſer Brunn nunmehro/ da der vor gedachte Pallaſt nicht mehr im Stande iſt/ gute Dienſte/ denn ſie ſich von dieſem Brunnen ihres Roͤhr-Waſſers zum Theil erholen muͤſſen. V. Von dem ſo genannten Eliſabethen-Brun- nen in Rordhauſen. ES ſcheinet zwar ein Brunn an dem Orte/ wo es derſelben uͤber- fluͤßig giebet/ manchem Menſchen eine geringe Sache zu ſeyn/ wie denn die meiſten Wunder-Wercke GOttes/ ihrer Vielheit we- gen/ verachtet werden; Allein/ was ein reiner/ friſcher und geſun- der Brunn vor eine Edle Gabe des Hoͤchſten ſey/ erkennen diejenigen inſonderheit/ ſo in dergleichen Laͤndern wohnen/ oder dahin gereiſet ſind/ da es dergleichen Brunnen nicht hat; derohalben mich niemand verdencken wird/ wenn ich von dem alhier befindlichen Cryſtall-hel- len wohl-ſchmeckenden und geſunden Eliſabethen-Brunnen etwas melde. Es iſt aber derſelbe in der Vor-Stadt nahe bey der Kirche des Hoſpitals S. Eliſabeth gelegen/ davon ſolcher auch ſeinen Nah- men bekommen hat. Der Urſprung oder Quell deſſelben befindet ſich ebenfalls nicht weit von der vor beſagten Kirche/ indem ſolcher kurtz uͤber dieſelbe an dem ſo genannten Stad-Graben lieget/ und mit

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/118>, abgerufen am 28.03.2024.