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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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curieusen Flüssen an und auf dem Hartz.
Suppen wie Wein-Suppen schmecken/ sondern auch sehr gesund
zu trincken ist/ indem es so wohl eröfnet/ als auch zugleich laxiret.
Es pfleget aber am meisten diejenigen zu laxiren/ so dieses Getränckes
nicht gewohnt sind/ dahero auch einige folgenden Schertz-Reim da-
von gemachet haben:

Es ist zwar ein sehr gutes Bier die Goslarische Gose/
Doch wenn man meint/ sie sey im Bauch/ so liegt sie in der Hose.

Die Ursach aber derer vor gedachten Krafte wird gemeiniglich dem
mineralischen Gose-Wasser zugeschrieben/ wiewohl auch/ was das
Laxiren betrifft/ solches von der Hefe der Gose herrühren kan: weilen
dieselbe der Orten vor eine Delicatesse oder das Beste des Tranckes
gehalten/ und derselbe dieserwegen vorhero wohl umgerüttelt wird/
ehe man denselben trincket.

VI.
Von dem Hartz-Fluß/ die Ocker oder
Oker genannt.

OHngefähr eine halbe Meile unter Goslar liegen in einem
Thale etliche Schmeltz- oder Hammer-Hütten/ die man auf
der Ocker/ oder/ wie es der Orten ausgesprochen wird/ auf der Oker
nennet/ weilen daselbst der Ocker-Fluß sich befindet. Dieser ent-
springet nun in dem Ober-Hartz/ und fliesset auf vor gemeldete Hüt-
ten/ und eine darunter gelegene Papier-Mühle zu/ von dar solcher
nach unterschiedenen im Stein-Felde gelegenen Oertern und weiter
fortfället. Auf diesem Fluß wird sehr viel Setz- oder Brenn-Holtz
aus dem Hartze unter vor gedachte Oker-Hütten geflösset/ und als-
denn mit Wägen nach denen Rammelsbergischen Berg-Wercken
geführet/ um damit derselben sehr feste Ertze/ durch Hülffe des
Feüers/ zu gewinnen. Sonst ist von diesem Fluß denck-wurdig/
daß an dem Ort/ wo die von Goslar kommende so genannte Ab-
zucht sich mit demselben vereiniget/ auf zwo Meile Weges kein Fisch
in derselben anzutreffen ist/ und so die wilden Endten darauf fallen/

die-
Q 3

curieuſen Fluͤſſen an und auf dem Hartz.
Suppen wie Wein-Suppen ſchmecken/ ſondern auch ſehr geſund
zu trincken iſt/ indem es ſo wohl eroͤfnet/ als auch zugleich laxiret.
Es pfleget aber am meiſten diejenigen zu laxiren/ ſo dieſes Getraͤnckes
nicht gewohnt ſind/ dahero auch einige folgenden Schertz-Reim da-
von gemachet haben:

Es iſt zwar ein ſehr gutes Bier die Goslariſche Goſe/
Doch wenn man meint/ ſie ſey im Bauch/ ſo liegt ſie in der Hoſe.

Die Urſach aber derer vor gedachten Kråfte wird gemeiniglich dem
mineraliſchen Goſe-Waſſer zugeſchrieben/ wiewohl auch/ was das
Laxiren betrifft/ ſolches von der Hefe der Goſe herruͤhren kan: weilen
dieſelbe der Orten vor eine Delicateſſe oder das Beſte des Tranckes
gehalten/ und derſelbe dieſerwegen vorhero wohl umgeruͤttelt wird/
ehe man denſelben trincket.

VI.
Von dem Hartz-Fluß/ die Ocker oder
Oker genannt.

OHngefaͤhr eine halbe Meile unter Goslar liegen in einem
Thale etliche Schmeltz- oder Hammer-Huͤtten/ die man auf
der Ocker/ oder/ wie es der Orten ausgeſprochen wird/ auf der Oker
nennet/ weilen daſelbſt der Ocker-Fluß ſich befindet. Dieſer ent-
ſpringet nun in dem Ober-Hartz/ und flieſſet auf vor gemeldete Huͤt-
ten/ und eine darunter gelegene Papier-Muͤhle zu/ von dar ſolcher
nach unterſchiedenen im Stein-Felde gelegenen Oertern und weiter
fortfaͤllet. Auf dieſem Fluß wird ſehr viel Setz- oder Brenn-Holtz
aus dem Hartze unter vor gedachte Oker-Huͤtten gefloͤſſet/ und als-
denn mit Waͤgen nach denen Rammelsbergiſchen Berg-Wercken
gefuͤhret/ um damit derſelben ſehr feſte Ertze/ durch Huͤlffe des
Feuͤers/ zu gewinnen. Sonſt iſt von dieſem Fluß denck-wůrdig/
daß an dem Ort/ wo die von Goslar kommende ſo genannte Ab-
zucht ſich mit demſelben vereiniget/ auf zwo Meile Weges kein Fiſch
in derſelben anzutreffen iſt/ und ſo die wilden Endten darauf fallen/

die-
Q 3
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[125/0137] curieuſen Fluͤſſen an und auf dem Hartz. Suppen wie Wein-Suppen ſchmecken/ ſondern auch ſehr geſund zu trincken iſt/ indem es ſo wohl eroͤfnet/ als auch zugleich laxiret. Es pfleget aber am meiſten diejenigen zu laxiren/ ſo dieſes Getraͤnckes nicht gewohnt ſind/ dahero auch einige folgenden Schertz-Reim da- von gemachet haben: Es iſt zwar ein ſehr gutes Bier die Goslariſche Goſe/ Doch wenn man meint/ ſie ſey im Bauch/ ſo liegt ſie in der Hoſe. Die Urſach aber derer vor gedachten Kråfte wird gemeiniglich dem mineraliſchen Goſe-Waſſer zugeſchrieben/ wiewohl auch/ was das Laxiren betrifft/ ſolches von der Hefe der Goſe herruͤhren kan: weilen dieſelbe der Orten vor eine Delicateſſe oder das Beſte des Tranckes gehalten/ und derſelbe dieſerwegen vorhero wohl umgeruͤttelt wird/ ehe man denſelben trincket. VI. Von dem Hartz-Fluß/ die Ocker oder Oker genannt. OHngefaͤhr eine halbe Meile unter Goslar liegen in einem Thale etliche Schmeltz- oder Hammer-Huͤtten/ die man auf der Ocker/ oder/ wie es der Orten ausgeſprochen wird/ auf der Oker nennet/ weilen daſelbſt der Ocker-Fluß ſich befindet. Dieſer ent- ſpringet nun in dem Ober-Hartz/ und flieſſet auf vor gemeldete Huͤt- ten/ und eine darunter gelegene Papier-Muͤhle zu/ von dar ſolcher nach unterſchiedenen im Stein-Felde gelegenen Oertern und weiter fortfaͤllet. Auf dieſem Fluß wird ſehr viel Setz- oder Brenn-Holtz aus dem Hartze unter vor gedachte Oker-Huͤtten gefloͤſſet/ und als- denn mit Waͤgen nach denen Rammelsbergiſchen Berg-Wercken gefuͤhret/ um damit derſelben ſehr feſte Ertze/ durch Huͤlffe des Feuͤers/ zu gewinnen. Sonſt iſt von dieſem Fluß denck-wůrdig/ daß an dem Ort/ wo die von Goslar kommende ſo genannte Ab- zucht ſich mit demſelben vereiniget/ auf zwo Meile Weges kein Fiſch in derſelben anzutreffen iſt/ und ſo die wilden Endten darauf fallen/ die- Q 3

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/137>, abgerufen am 19.04.2024.