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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das VII Capitel von denen curieusen Lust-
cken/ und kleine weisse/ anzutreffen/ von welchen die Böcke kurtze
und breite Geweihe tragen/ und von etlichen Damm-Hirsche genen-
net werden.

V.
Vnn denen bey Stiege und Hertzberg
gelegenen Wolffs-Gärten.

WEilen die Wölffe in dem Hartz grossen Schaden verursa-
chen/ und nicht allein das wilde/ sondern auch allerhand zah-
me Vieh/ insonderheit die von Nordhausen und andern Orten
zu Sommers-Zeit in die Weyde dahin getriebene Kühe und Rin-
der/ wie ich selber einesmahls mit meinem Schaden erfahren/ zu
Schanden reissen und auf-fressen/ so wird solchen auf viele Art und
Weise nachgestellet/ am meisten aber ihnen mit denen Wolffs-Gär-
ten Abbruch gethan/ weilen dieselben an einem Ort/ wo das Holtz
am dickesten ist/ und der Wolff sich gern aufhält/ angeleget werden.
Einen solchen Garten trifft man nicht weit von dem Hoch-Fürstli-
chen Braunschweigischen Lüneburgischen Wolffenbüttelschen Amt
Stiege an/ welcher viereckicht/ über eine Viertel Meile lang und
breit/ auch mit hohen Plancken umgeben ist. Der Eingang ist wie
ein ziemlich breiter Thor-Weg weit/ und befindet sich gegen Morgen
zur Rechten des Gartens an der Ecke/ alwo auch auswendig ein
Häuslein gebauet worden/ darinnen ein Tuch und Garn zum fol-
genden Gebrauch verwahret wird: Von diesem Eingange gehet
ein breiter Weg durch das in dem Garten befindliche dicke Holtz/
nach einem gegen Abend zur Lincken in der Ecke des Gartens vor-
handenen blossen Platze/ alwo man das Luder/ als todte Pferde oder
Kühe/ auf diesen Weg hinschleiffen lässet. Gegen Mittag ist/
nicht weit von der gegen Morgen zu gehenden Ecke/ die Plancke et-
was niedrig/ und darhinter/ ausserhalb des Gartens/ ein Fall oder
eine grosse und tieffe Wolffs-Grube gemacht/ die mit Reis-Holtz
bedecket wird. Ferner hat dieser Garten inwendig an der Plancke
herum einen schmalen Weg oder Fuß-Steig/ auswendig aber einen

rechten

Das VII Capitel von denen curieuſen Luſt-
cken/ und kleine weiſſe/ anzutreffen/ von welchen die Boͤcke kurtze
und breite Geweihe tragen/ und von etlichen Damm-Hirſche genen-
net werden.

V.
Vnn denen bey Stiege und Hertzberg
gelegenen Wolffs-Gaͤrten.

WEilen die Woͤlffe in dem Hartz groſſen Schaden verurſa-
chen/ und nicht allein das wilde/ ſondern auch allerhand zah-
me Vieh/ inſonderheit die von Nordhauſen und andern Orten
zu Sommers-Zeit in die Weyde dahin getriebene Kuͤhe und Rin-
der/ wie ich ſelber einesmahls mit meinem Schaden erfahren/ zu
Schanden reiſſen und auf-freſſen/ ſo wird ſolchen auf viele Art und
Weiſe nachgeſtellet/ am meiſten aber ihnen mit denen Wolffs-Gaͤr-
ten Abbruch gethan/ weilen dieſelben an einem Ort/ wo das Holtz
am dickeſten iſt/ und der Wolff ſich gern aufhaͤlt/ angeleget werden.
Einen ſolchen Garten trifft man nicht weit von dem Hoch-Fuͤrſtli-
chen Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen Wolffenbuͤttelſchen Amt
Stiege an/ welcher viereckicht/ uͤber eine Viertel Meile lang und
breit/ auch mit hohen Plancken umgeben iſt. Der Eingang iſt wie
ein ziemlich breiter Thor-Weg weit/ und befindet ſich gegen Morgen
zur Rechten des Gartens an der Ecke/ alwo auch auswendig ein
Haͤuslein gebauet worden/ darinnen ein Tuch und Garn zum fol-
genden Gebrauch verwahret wird: Von dieſem Eingange gehet
ein breiter Weg durch das in dem Garten befindliche dicke Holtz/
nach einem gegen Abend zur Lincken in der Ecke des Gartens vor-
handenen bloſſen Platze/ alwo man das Luder/ als todte Pferde oder
Kuͤhe/ auf dieſen Weg hinſchleiffen laͤſſet. Gegen Mittag iſt/
nicht weit von der gegen Morgen zu gehenden Ecke/ die Plancke et-
was niedrig/ und darhinter/ auſſerhalb des Gartens/ ein Fall oder
eine groſſe und tieffe Wolffs-Grube gemacht/ die mit Reis-Holtz
bedecket wird. Ferner hat dieſer Garten inwendig an der Plancke
herum einen ſchmalen Weg oder Fuß-Steig/ auswendig aber einen

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[168/0180] Das VII Capitel von denen curieuſen Luſt- cken/ und kleine weiſſe/ anzutreffen/ von welchen die Boͤcke kurtze und breite Geweihe tragen/ und von etlichen Damm-Hirſche genen- net werden. V. Vnn denen bey Stiege und Hertzberg gelegenen Wolffs-Gaͤrten. WEilen die Woͤlffe in dem Hartz groſſen Schaden verurſa- chen/ und nicht allein das wilde/ ſondern auch allerhand zah- me Vieh/ inſonderheit die von Nordhauſen und andern Orten zu Sommers-Zeit in die Weyde dahin getriebene Kuͤhe und Rin- der/ wie ich ſelber einesmahls mit meinem Schaden erfahren/ zu Schanden reiſſen und auf-freſſen/ ſo wird ſolchen auf viele Art und Weiſe nachgeſtellet/ am meiſten aber ihnen mit denen Wolffs-Gaͤr- ten Abbruch gethan/ weilen dieſelben an einem Ort/ wo das Holtz am dickeſten iſt/ und der Wolff ſich gern aufhaͤlt/ angeleget werden. Einen ſolchen Garten trifft man nicht weit von dem Hoch-Fuͤrſtli- chen Braunſchweigiſchen Luͤneburgiſchen Wolffenbuͤttelſchen Amt Stiege an/ welcher viereckicht/ uͤber eine Viertel Meile lang und breit/ auch mit hohen Plancken umgeben iſt. Der Eingang iſt wie ein ziemlich breiter Thor-Weg weit/ und befindet ſich gegen Morgen zur Rechten des Gartens an der Ecke/ alwo auch auswendig ein Haͤuslein gebauet worden/ darinnen ein Tuch und Garn zum fol- genden Gebrauch verwahret wird: Von dieſem Eingange gehet ein breiter Weg durch das in dem Garten befindliche dicke Holtz/ nach einem gegen Abend zur Lincken in der Ecke des Gartens vor- handenen bloſſen Platze/ alwo man das Luder/ als todte Pferde oder Kuͤhe/ auf dieſen Weg hinſchleiffen laͤſſet. Gegen Mittag iſt/ nicht weit von der gegen Morgen zu gehenden Ecke/ die Plancke et- was niedrig/ und darhinter/ auſſerhalb des Gartens/ ein Fall oder eine groſſe und tieffe Wolffs-Grube gemacht/ die mit Reis-Holtz bedecket wird. Ferner hat dieſer Garten inwendig an der Plancke herum einen ſchmalen Weg oder Fuß-Steig/ auswendig aber einen rechten

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/180>, abgerufen am 28.03.2024.