Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

und Hütten-Wercken an und auf dem Hartz.
eine faule mit giftigen/ von denen Witterungen derer Ertze herrüh-
renden/ Dünsten vermischte Lufft/ so die Gruben-Lichter anslöschet/
und zu Zeiten die Berg-Leüthe gar plötzlich tödtet/ oder doch zum
wenigsten ihnen auf die Lunge fället/ davon sie hernach Berg-süch-
tig werden/ keichen/ und nach und nach verdorren. Ferner können
die Berg-Leüthe durch den Stollen eines und das ander aus- und in
die Grube bringen. Sonst kan auch ein Curiosus wohl durch den
Stollen auf dem so genannten Treck-Wercke/ welches über dem im
Stollen befindlichen Wasser auf Stegen gelegte Hölzer oder Breter
sind/ aus der Zeche gehen; allein/ weilen das Mund-Loch des Stol-
lens oder der Ort/ da das Wasser zu Tage ausfliesset/ sehr weit von
der Grube entfernet ist/ so geschiehet solches selten/ und lassen sich die
Curiosi mehrentheils nur/ um die Zeit zu gewinnen/ gedachtes
Mund-Loch mit dem Theil/ so sich an der Grube befindet/ zeigen/
indem sie von dem ersten Führer schon berichtet worden/ daß/ wer
beydes in Augen-Schein genommen habe/ sich auch leicht die Be-
schaffenheit des ganzen Stollens einbilden könne/ weilen solcher also
durch und durch gebauet sey.

IV.
Von denen zum Berg-Bau gehörigen
Teichen.

DAs Wasser ist ausser denen Gruben zum Berg-Bau ein sehr
nohtwendiges Werck/ denn von denselben unter andern die
Künste/ Puch- und Hütten-Wercke getrieben werden/ und siehet
man dessen Nohtwendigkeit am meisten zu der Zeit/ da solches in
heissen Sommern sehr eintrucknet/ oder im starcken Winter ausfrie-
ret/ massen alsdenn die Berg-Wercke so lange stille stehen müssen/
biß dieser Wasser-Mangel durch ein starckes Regen- oder Tau-
Wetter wieder ersetzet wird. Dieserwegen haben die Berg-Leüthe
an und auf dem Hartz hin und wieder sehr viele grosse und tieffe
Teiche angeleget/ um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Wasser-

Noht-
Z

und Huͤtten-Wercken an und auf dem Hartz.
eine faule mit giftigen/ von denen Witterungen derer Ertze herruͤh-
renden/ Duͤnſten vermiſchte Lufft/ ſo die Gruben-Lichter ansloͤſchet/
und zu Zeiten die Berg-Leuͤthe gar ploͤtzlich toͤdtet/ oder doch zum
wenigſten ihnen auf die Lunge faͤllet/ davon ſie hernach Berg-ſuͤch-
tig werden/ keichen/ und nach und nach verdorren. Ferner koͤnnen
die Berg-Leuͤthe durch den Stollen eines und das ander aus- und in
die Grube bringen. Sonſt kan auch ein Curioſus wohl durch den
Stollen auf dem ſo genannten Treck-Wercke/ welches uͤber dem im
Stollen befindlichen Waſſer auf Stegen gelegte Hoͤlzer oder Breter
ſind/ aus der Zeche gehen; allein/ weilen das Mund-Loch des Stol-
lens oder der Ort/ da das Waſſer zu Tage ausflieſſet/ ſehr weit von
der Grube entfernet iſt/ ſo geſchiehet ſolches ſelten/ und laſſen ſich die
Curioſi mehrentheils nur/ um die Zeit zu gewinnen/ gedachtes
Mund-Loch mit dem Theil/ ſo ſich an der Grube befindet/ zeigen/
indem ſie von dem erſten Fuͤhrer ſchon berichtet worden/ daß/ wer
beydes in Augen-Schein genommen habe/ ſich auch leicht die Be-
ſchaffenheit des ganzen Stollens einbilden koͤnne/ weilen ſolcher alſo
durch und durch gebauet ſey.

IV.
Von denen zum Berg-Bau gehoͤrigen
Teichen.

DAs Waſſer iſt auſſer denen Gruben zum Berg-Bau ein ſehr
nohtwendiges Werck/ denn von denſelben unter andern die
Kuͤnſte/ Puch- und Huͤtten-Wercke getrieben werden/ und ſiehet
man deſſen Nohtwendigkeit am meiſten zu der Zeit/ da ſolches in
heiſſen Sommern ſehr eintrucknet/ oder im ſtarcken Winter ausfrie-
ret/ maſſen alsdenn die Berg-Wercke ſo lange ſtille ſtehen muͤſſen/
biß dieſer Waſſer-Mangel durch ein ſtarckes Regen- oder Tau-
Wetter wieder erſetzet wird. Dieſerwegen haben die Berg-Leuͤthe
an und auf dem Hartz hin und wieder ſehr viele groſſe und tieffe
Teiche angeleget/ um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Waſſer-

Noht-
Z
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0189" n="177"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Hu&#x0364;tten-Wercken an und auf dem Hartz.</hi></fw><lb/>
eine faule mit giftigen/ von denen Witterungen derer Ertze herru&#x0364;h-<lb/>
renden/ Du&#x0364;n&#x017F;ten vermi&#x017F;chte Lufft/ &#x017F;o die Gruben-Lichter anslo&#x0364;&#x017F;chet/<lb/>
und zu Zeiten die Berg-Leu&#x0364;the gar plo&#x0364;tzlich to&#x0364;dtet/ oder doch zum<lb/>
wenig&#x017F;ten ihnen auf die Lunge fa&#x0364;llet/ davon &#x017F;ie hernach Berg-&#x017F;u&#x0364;ch-<lb/>
tig werden/ keichen/ und nach und nach verdorren. Ferner ko&#x0364;nnen<lb/>
die Berg-Leu&#x0364;the durch den Stollen eines und das ander aus- und in<lb/>
die Grube bringen. Son&#x017F;t kan auch ein <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;us</hi> wohl durch den<lb/>
Stollen auf dem &#x017F;o genannten Treck-Wercke/ welches u&#x0364;ber dem im<lb/>
Stollen befindlichen Wa&#x017F;&#x017F;er auf Stegen gelegte Ho&#x0364;lzer oder Breter<lb/>
&#x017F;ind/ aus der Zeche gehen; allein/ weilen das Mund-Loch des Stol-<lb/>
lens oder der Ort/ da das Wa&#x017F;&#x017F;er zu Tage ausflie&#x017F;&#x017F;et/ &#x017F;ehr weit von<lb/>
der Grube entfernet i&#x017F;t/ &#x017F;o ge&#x017F;chiehet &#x017F;olches &#x017F;elten/ und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die<lb/><hi rendition="#aq">Curio&#x017F;i</hi> mehrentheils nur/ um die Zeit zu gewinnen/ gedachtes<lb/>
Mund-Loch mit dem Theil/ &#x017F;o &#x017F;ich an der Grube befindet/ zeigen/<lb/>
indem &#x017F;ie von dem er&#x017F;ten Fu&#x0364;hrer &#x017F;chon berichtet worden/ daß/ wer<lb/>
beydes in Augen-Schein genommen habe/ &#x017F;ich auch leicht die Be-<lb/>
&#x017F;chaffenheit des ganzen Stollens einbilden ko&#x0364;nne/ weilen &#x017F;olcher al&#x017F;o<lb/>
durch und durch gebauet &#x017F;ey.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/>
Von denen zum Berg-Bau geho&#x0364;rigen<lb/>
Teichen.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>As Wa&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t au&#x017F;&#x017F;er denen Gruben zum Berg-Bau ein &#x017F;ehr<lb/>
nohtwendiges Werck/ denn von den&#x017F;elben unter andern die<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te/ Puch- und Hu&#x0364;tten-Wercke getrieben werden/ und &#x017F;iehet<lb/>
man de&#x017F;&#x017F;en Nohtwendigkeit am mei&#x017F;ten zu der Zeit/ da &#x017F;olches in<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en Sommern &#x017F;ehr eintrucknet/ oder im &#x017F;tarcken Winter ausfrie-<lb/>
ret/ ma&#x017F;&#x017F;en alsdenn die Berg-Wercke &#x017F;o lange &#x017F;tille &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
biß die&#x017F;er Wa&#x017F;&#x017F;er-Mangel durch ein &#x017F;tarckes Regen- oder Tau-<lb/>
Wetter wieder er&#x017F;etzet wird. Die&#x017F;erwegen haben die Berg-Leu&#x0364;the<lb/>
an und auf dem Hartz hin und wieder &#x017F;ehr viele gro&#x017F;&#x017F;e und tieffe<lb/>
Teiche angeleget/ um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z</fw><fw place="bottom" type="catch">Noht-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0189] und Huͤtten-Wercken an und auf dem Hartz. eine faule mit giftigen/ von denen Witterungen derer Ertze herruͤh- renden/ Duͤnſten vermiſchte Lufft/ ſo die Gruben-Lichter ansloͤſchet/ und zu Zeiten die Berg-Leuͤthe gar ploͤtzlich toͤdtet/ oder doch zum wenigſten ihnen auf die Lunge faͤllet/ davon ſie hernach Berg-ſuͤch- tig werden/ keichen/ und nach und nach verdorren. Ferner koͤnnen die Berg-Leuͤthe durch den Stollen eines und das ander aus- und in die Grube bringen. Sonſt kan auch ein Curioſus wohl durch den Stollen auf dem ſo genannten Treck-Wercke/ welches uͤber dem im Stollen befindlichen Waſſer auf Stegen gelegte Hoͤlzer oder Breter ſind/ aus der Zeche gehen; allein/ weilen das Mund-Loch des Stol- lens oder der Ort/ da das Waſſer zu Tage ausflieſſet/ ſehr weit von der Grube entfernet iſt/ ſo geſchiehet ſolches ſelten/ und laſſen ſich die Curioſi mehrentheils nur/ um die Zeit zu gewinnen/ gedachtes Mund-Loch mit dem Theil/ ſo ſich an der Grube befindet/ zeigen/ indem ſie von dem erſten Fuͤhrer ſchon berichtet worden/ daß/ wer beydes in Augen-Schein genommen habe/ ſich auch leicht die Be- ſchaffenheit des ganzen Stollens einbilden koͤnne/ weilen ſolcher alſo durch und durch gebauet ſey. IV. Von denen zum Berg-Bau gehoͤrigen Teichen. DAs Waſſer iſt auſſer denen Gruben zum Berg-Bau ein ſehr nohtwendiges Werck/ denn von denſelben unter andern die Kuͤnſte/ Puch- und Huͤtten-Wercke getrieben werden/ und ſiehet man deſſen Nohtwendigkeit am meiſten zu der Zeit/ da ſolches in heiſſen Sommern ſehr eintrucknet/ oder im ſtarcken Winter ausfrie- ret/ maſſen alsdenn die Berg-Wercke ſo lange ſtille ſtehen muͤſſen/ biß dieſer Waſſer-Mangel durch ein ſtarckes Regen- oder Tau- Wetter wieder erſetzet wird. Dieſerwegen haben die Berg-Leuͤthe an und auf dem Hartz hin und wieder ſehr viele groſſe und tieffe Teiche angeleget/ um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Waſſer- Noht- Z

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/189
Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/189>, abgerufen am 29.03.2024.