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Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703.

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Das III Cap. von den curieusen Brunnen/ Quellen
an/ von dar das Wasser durch 84 sechs-schuhigte und einen halben
Centner schwere Meßings-Röhren biß nach einem andern/ auf dem
Kirschberg oder vielmehr Giersberg gebaueten Kunsthäuslein/ getrie-
ben wird/ und darinnen in einen Wasser-Trog/ mit einem ziemlichen
Schall/ fället/ oder/ hiesiger Redens-Art nach/ hinein plumpet;
deswegen auch die Kinder/ wenn sie solchen Laut hören/ davor hal-
ten/ daß solchen das Plump-Männgen verursache/ indem solches
denenselben von ihren Eltern also vorgeschwatzet und eingebildet wor-
den/ wenn sie mit ihnen zu Sommers-Zeit nach diesem lustigen Ort
spatzieren gegangen sind. Aus diesem Troge fliesset das Wasser/
durch 160 hölzerne oder tannene Röhren/ in den Stadt-Graben/ und
ferner unter der Mauer/ durch Tit. Herrn Bürgermeisters Johann
Caspar Arens/ meines Hochzuehrenden Herrn Patroni und Ge-
vatters/ hinter dem Hause am Pferde-Marckte gelegenen Garten/
in die Stadt/ biß an E. E. Rahts Marstall/ alwo wieder ein Kunst-
Hauslein ist/ von dar solches endlich durch mehr als 1100 mit so viel
eisernen Büchsen zusammen geschlossenen Röhren in die am Korn-
Marckt vorhandene steinerne Kunst/ darzu gehörige Brau-Häuser
und andere Oerter mehr/ vermittels 28 in denen Kunst-Löchern oder
viereckichten in die Erde gemachten und mit Deckeln belegten Be-
hältnissen vorhandenen Meßings-Hahnen/ geleitet wird. Die an-
dere von denen vor gemeldeten Künsten nennet man/ ihrer Lage we-
gen/ die Unter-Kunst. Ob nun schon dieselbe ebenfalls von Peter
Günthern von Halle Ao. 1598 angebauet worden; so kömmet sie
doch der vorigen nicht gleich/ weilen das Wasser daselbst keinen rech-
ten Fall hat/ und solche Kunst dieserwegen ein unterschlägig Werck
ist; dessen ohngeachtet/ treibet sie doch das Wasser 222 und eine halbe
Elle hoch. Das Kunst-Gehause derselben lieget in der Vor-Stadt
unter denen Weyden an dem Mühl-Graben/ hart bey des Tit. Herrn
Johann Wilhelm Harprechts/ hiesigen Stadt-Consulentens und
Syndici, meines Hochzuehrenden Herrn Schwagers und Gevat-
ters/ Garten/ und zwar in der Behausung des Unter-Kunst-Mei-
sters/ wovon das Wasser durch 71 vor beschriebene Meßings-Röh-
ren den Berg hinan biß in den am Neüenweges-Thore vorhande-

nen

Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen
an/ von dar das Waſſer durch 84 ſechs-ſchuhigte und einen halben
Centner ſchwere Meßings-Roͤhren biß nach einem andern/ auf dem
Kirſchberg oder vielmehr Giersberg gebaueten Kunſthaͤuslein/ getrie-
ben wird/ und darinnen in einen Waſſer-Trog/ mit einem ziemlichen
Schall/ faͤllet/ oder/ hieſiger Redens-Art nach/ hinein plumpet;
deswegen auch die Kinder/ wenn ſie ſolchen Laut hoͤren/ davor hal-
ten/ daß ſolchen das Plump-Maͤnngen verurſache/ indem ſolches
denenſelben von ihren Eltern alſo vorgeſchwatzet und eingebildet wor-
den/ wenn ſie mit ihnen zu Sommers-Zeit nach dieſem luſtigen Ort
ſpatzieren gegangen ſind. Aus dieſem Troge flieſſet das Waſſer/
durch 160 hoͤlzerne oder tannene Roͤhren/ in den Stadt-Graben/ und
ferner unter der Mauer/ durch Tit. Herrn Buͤrgermeiſters Johann
Caſpar Arens/ meines Hochzuehrenden Herrn Patroni und Ge-
vatters/ hinter dem Hauſe am Pferde-Marckte gelegenen Garten/
in die Stadt/ biß an E. E. Rahts Marſtall/ alwo wieder ein Kunſt-
Håuslein iſt/ von dar ſolches endlich durch mehr als 1100 mit ſo viel
eiſernen Buͤchſen zuſammen geſchloſſenen Roͤhren in die am Korn-
Marckt vorhandene ſteinerne Kunſt/ darzu gehoͤrige Brau-Haͤuſer
und andere Oerter mehr/ vermittels 28 in denen Kunſt-Loͤchern oder
viereckichten in die Erde gemachten und mit Deckeln belegten Be-
haͤltniſſen vorhandenen Meßings-Hahnen/ geleitet wird. Die an-
dere von denen vor gemeldeten Kuͤnſten nennet man/ ihrer Lage we-
gen/ die Unter-Kunſt. Ob nun ſchon dieſelbe ebenfalls von Peter
Guͤnthern von Halle Ao. 1598 angebauet worden; ſo koͤmmet ſie
doch der vorigen nicht gleich/ weilen das Waſſer daſelbſt keinen rech-
ten Fall hat/ und ſolche Kunſt dieſerwegen ein unterſchlaͤgig Werck
iſt; deſſen ohngeachtet/ treibet ſie doch das Waſſer 222 und eine halbe
Elle hoch. Das Kunſt-Gehauſe derſelben lieget in der Vor-Stadt
unter denen Weyden an dem Muͤhl-Graben/ hart bey des Tit. Herrn
Johann Wilhelm Harprechts/ hieſigen Stadt-Conſulentens und
Syndici, meines Hochzuehrenden Herrn Schwagers und Gevat-
ters/ Garten/ und zwar in der Behauſung des Unter-Kunſt-Mei-
ſters/ wovon das Waſſer durch 71 vor beſchriebene Meßings-Roͤh-
ren den Berg hinan biß in den am Neuͤenweges-Thore vorhande-

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[116/0128] Das III Cap. von den curieuſen Brunnen/ Quellen an/ von dar das Waſſer durch 84 ſechs-ſchuhigte und einen halben Centner ſchwere Meßings-Roͤhren biß nach einem andern/ auf dem Kirſchberg oder vielmehr Giersberg gebaueten Kunſthaͤuslein/ getrie- ben wird/ und darinnen in einen Waſſer-Trog/ mit einem ziemlichen Schall/ faͤllet/ oder/ hieſiger Redens-Art nach/ hinein plumpet; deswegen auch die Kinder/ wenn ſie ſolchen Laut hoͤren/ davor hal- ten/ daß ſolchen das Plump-Maͤnngen verurſache/ indem ſolches denenſelben von ihren Eltern alſo vorgeſchwatzet und eingebildet wor- den/ wenn ſie mit ihnen zu Sommers-Zeit nach dieſem luſtigen Ort ſpatzieren gegangen ſind. Aus dieſem Troge flieſſet das Waſſer/ durch 160 hoͤlzerne oder tannene Roͤhren/ in den Stadt-Graben/ und ferner unter der Mauer/ durch Tit. Herrn Buͤrgermeiſters Johann Caſpar Arens/ meines Hochzuehrenden Herrn Patroni und Ge- vatters/ hinter dem Hauſe am Pferde-Marckte gelegenen Garten/ in die Stadt/ biß an E. E. Rahts Marſtall/ alwo wieder ein Kunſt- Håuslein iſt/ von dar ſolches endlich durch mehr als 1100 mit ſo viel eiſernen Buͤchſen zuſammen geſchloſſenen Roͤhren in die am Korn- Marckt vorhandene ſteinerne Kunſt/ darzu gehoͤrige Brau-Haͤuſer und andere Oerter mehr/ vermittels 28 in denen Kunſt-Loͤchern oder viereckichten in die Erde gemachten und mit Deckeln belegten Be- haͤltniſſen vorhandenen Meßings-Hahnen/ geleitet wird. Die an- dere von denen vor gemeldeten Kuͤnſten nennet man/ ihrer Lage we- gen/ die Unter-Kunſt. Ob nun ſchon dieſelbe ebenfalls von Peter Guͤnthern von Halle Ao. 1598 angebauet worden; ſo koͤmmet ſie doch der vorigen nicht gleich/ weilen das Waſſer daſelbſt keinen rech- ten Fall hat/ und ſolche Kunſt dieſerwegen ein unterſchlaͤgig Werck iſt; deſſen ohngeachtet/ treibet ſie doch das Waſſer 222 und eine halbe Elle hoch. Das Kunſt-Gehauſe derſelben lieget in der Vor-Stadt unter denen Weyden an dem Muͤhl-Graben/ hart bey des Tit. Herrn Johann Wilhelm Harprechts/ hieſigen Stadt-Conſulentens und Syndici, meines Hochzuehrenden Herrn Schwagers und Gevat- ters/ Garten/ und zwar in der Behauſung des Unter-Kunſt-Mei- ſters/ wovon das Waſſer durch 71 vor beſchriebene Meßings-Roͤh- ren den Berg hinan biß in den am Neuͤenweges-Thore vorhande- nen

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Zitationshilfe: Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa, oder Curiöser Hartz-Wald. Nordhausen, 1703, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/behrens_hercynia_1703/128>, abgerufen am 28.03.2024.