Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. Cap. I. Satz 1.
mehr abgelöset; das Stück von den Wun-
den und von dem Blut des Heilandes, ein
beliebiger Theil der Augspurgischen Con-
fession, und der Einfall von einer Göttli-
chen Familie und damit übereinstimmen-
den menschlichen heiligen Ehe untereinan-
der gemenget; der Vortrag nach dem Be-
griff aller Secten und Nationen gestüm-
melt und vermehret; die Sache, vieler mit
unterlauffenden rohen Arbeiter und Mit-
glieder ungeachtet, für einen seit der Apo-
stel Zeiten nicht erlebten, die apostolische
Kirche übertreffenden, reinen, seligen, in
alle Welt sich ausbreitenden, und bis an
Christi Zukunft hinreichenden Periodum
angegeben, und solche indessen unter dem
Vorwand der heiligen Schrift nach dem
Gutdüncken eines einigen menschlichen Her-
zens fortgetrieben worden ist.

§ 2.

Vor allen Dingen ist hiebey auf die Lehre
zu sehen, und bey der Lehre hat man vorsich-
tig zu erforschen, ob sie lauter, ob sie völlig
sey, ob sie nicht zu leicht und zu hoch herfahre.
Nachdem sich desfalls eine Richtigkeit oder
Unrichtigkeit findet, so ist die Sache selbs ent-
weder gut oder verwerflich, und die Seelen,
die der Lehre folgen, sind entweder auf dem
Weg zum Leben oder zum Tode. Eine sanfte
Einbildung ohne weitere Kennzeichen ist betrüg-
lich und gefährlich.


§ 3.

Theil I. Cap. I. Satz 1.
mehr abgeloͤſet; das Stuͤck von den Wun-
den und von dem Blut des Heilandes, ein
beliebiger Theil der Augſpurgiſchen Con-
feſſion, und der Einfall von einer Goͤttli-
chen Familie und damit uͤbereinſtimmen-
den menſchlichen heiligen Ehe untereinan-
der gemenget; der Vortrag nach dem Be-
griff aller Secten und Nationen geſtuͤm-
melt und vermehret; die Sache, vieler mit
unterlauffenden rohen Arbeiter und Mit-
glieder ungeachtet, fuͤr einen ſeit der Apo-
ſtel Zeiten nicht erlebten, die apoſtoliſche
Kirche uͤbertreffenden, reinen, ſeligen, in
alle Welt ſich ausbreitenden, und bis an
Chriſti Zukunft hinreichenden Periodum
angegeben, und ſolche indeſſen unter dem
Vorwand der heiligen Schrift nach dem
Gutduͤncken eines einigen menſchlichen Her-
zens fortgetrieben worden iſt.

§ 2.

Vor allen Dingen iſt hiebey auf die Lehre
zu ſehen, und bey der Lehre hat man vorſich-
tig zu erforſchen, ob ſie lauter, ob ſie voͤllig
ſey, ob ſie nicht zu leicht und zu hoch herfahre.
Nachdem ſich desfalls eine Richtigkeit oder
Unrichtigkeit findet, ſo iſt die Sache ſelbs ent-
weder gut oder verwerflich, und die Seelen,
die der Lehre folgen, ſind entweder auf dem
Weg zum Leben oder zum Tode. Eine ſanfte
Einbildung ohne weitere Kennzeichen iſt betruͤg-
lich und gefaͤhrlich.


§ 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0022" n="2"/>
                  <fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Theil</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">Satz</hi> 1.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">mehr abgelo&#x0364;&#x017F;et; das Stu&#x0364;ck von den Wun-<lb/>
den und von dem Blut des Heilandes, ein<lb/>
beliebiger Theil der Aug&#x017F;purgi&#x017F;chen Con-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;ion, und der Einfall von einer Go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Familie und damit u&#x0364;berein&#x017F;timmen-<lb/>
den men&#x017F;chlichen heiligen Ehe untereinan-<lb/>
der gemenget; der Vortrag nach dem Be-<lb/>
griff aller Secten und Nationen ge&#x017F;tu&#x0364;m-<lb/>
melt und vermehret; die Sache, vieler mit<lb/>
unterlauffenden rohen Arbeiter und Mit-<lb/>
glieder ungeachtet, fu&#x0364;r einen &#x017F;eit der Apo-<lb/>
&#x017F;tel Zeiten nicht erlebten, die apo&#x017F;toli&#x017F;che<lb/>
Kirche u&#x0364;bertreffenden, reinen, &#x017F;eligen, in<lb/>
alle Welt &#x017F;ich ausbreitenden, und bis an<lb/>
Chri&#x017F;ti Zukunft hinreichenden Periodum<lb/>
angegeben, und &#x017F;olche inde&#x017F;&#x017F;en unter dem<lb/>
Vorwand der heiligen Schrift nach dem<lb/>
Gutdu&#x0364;ncken eines einigen men&#x017F;chlichen Her-<lb/>
zens fortgetrieben worden i&#x017F;t.</hi> </p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§ 2.</head><lb/>
                <p>Vor allen Dingen i&#x017F;t hiebey auf die <hi rendition="#fr">Lehre</hi><lb/>
zu &#x017F;ehen, und bey der Lehre hat man vor&#x017F;ich-<lb/>
tig zu erfor&#x017F;chen, ob &#x017F;ie lauter, ob &#x017F;ie vo&#x0364;llig<lb/>
&#x017F;ey, ob &#x017F;ie nicht zu leicht und zu hoch herfahre.<lb/>
Nachdem &#x017F;ich desfalls eine Richtigkeit oder<lb/>
Unrichtigkeit findet, &#x017F;o i&#x017F;t die Sache &#x017F;elbs ent-<lb/>
weder gut oder verwerflich, und die Seelen,<lb/>
die der Lehre folgen, &#x017F;ind entweder auf dem<lb/>
Weg zum Leben oder zum Tode. Eine &#x017F;anfte<lb/>
Einbildung ohne weitere Kennzeichen i&#x017F;t betru&#x0364;g-<lb/>
lich und gefa&#x0364;hrlich.</p>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§ 3.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0022] Theil I. Cap. I. Satz 1. mehr abgeloͤſet; das Stuͤck von den Wun- den und von dem Blut des Heilandes, ein beliebiger Theil der Augſpurgiſchen Con- feſſion, und der Einfall von einer Goͤttli- chen Familie und damit uͤbereinſtimmen- den menſchlichen heiligen Ehe untereinan- der gemenget; der Vortrag nach dem Be- griff aller Secten und Nationen geſtuͤm- melt und vermehret; die Sache, vieler mit unterlauffenden rohen Arbeiter und Mit- glieder ungeachtet, fuͤr einen ſeit der Apo- ſtel Zeiten nicht erlebten, die apoſtoliſche Kirche uͤbertreffenden, reinen, ſeligen, in alle Welt ſich ausbreitenden, und bis an Chriſti Zukunft hinreichenden Periodum angegeben, und ſolche indeſſen unter dem Vorwand der heiligen Schrift nach dem Gutduͤncken eines einigen menſchlichen Her- zens fortgetrieben worden iſt. § 2. Vor allen Dingen iſt hiebey auf die Lehre zu ſehen, und bey der Lehre hat man vorſich- tig zu erforſchen, ob ſie lauter, ob ſie voͤllig ſey, ob ſie nicht zu leicht und zu hoch herfahre. Nachdem ſich desfalls eine Richtigkeit oder Unrichtigkeit findet, ſo iſt die Sache ſelbs ent- weder gut oder verwerflich, und die Seelen, die der Lehre folgen, ſind entweder auf dem Weg zum Leben oder zum Tode. Eine ſanfte Einbildung ohne weitere Kennzeichen iſt betruͤg- lich und gefaͤhrlich. § 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/22
Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/22>, abgerufen am 29.03.2024.