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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

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Von der H. Schrift.
Der 7 Satz.
Die Lehre bey der so genannten
Brüdergemeine bindet sich nicht an
die heilige Schrift.
§ 26.

So spricht der HERR, ist das Macht-
wort, womit alles dasjenige, was
GOtt durch die Propheten seinem Volk vor-
tragen ließ, und die Propheten dem Volk von
GOttes wegen vortrugen, bekräftiget wurde:
und weil die Propheten göttliche Gesichte hat-
ten, so konnten sie davon, als Seher, ein
ungezweifeltes Zeugniß geben. Wegen des-
sen, was geschrieben stund, war das Leiden
Christi unumgänglich: so gar kan die Schrift
nicht gebrochen werden. Christus selbs berief
sich auf das jenige, was er bey seinem Vater
gesehen und von ihm gehöret, nicht aber von
ihm selber
geredet habe, wie auch seine Apo-
stel sich hernach auf Ihn beriefen. Aber bey
dem Meister dieser Gemeine ist das Haupt-
Argument, die schwache Rede, Es ist mir so:
wovon eigentlich die Predig vom Rath nach
des Heilands Herzen
handelt. Da heisst
es p. 5: "Wenn der Jesaias zum Hiskia sag-
te:
Traue du auf GOtt, die Stadt soll den
Assyrern nicht übergeben werden; und wenn
Jeremias zum Zedekia sagte:
Gehe hinaus,
und übergib dich den Assyrern, so wirst du

am
B 5
Von der H. Schrift.
Der 7 Satz.
Die Lehre bey der ſo genannten
Bruͤdergemeine bindet ſich nicht an
die heilige Schrift.
§ 26.

So ſpricht der HERR, iſt das Macht-
wort, womit alles dasjenige, was
GOtt durch die Propheten ſeinem Volk vor-
tragen ließ, und die Propheten dem Volk von
GOttes wegen vortrugen, bekraͤftiget wurde:
und weil die Propheten goͤttliche Geſichte hat-
ten, ſo konnten ſie davon, als Seher, ein
ungezweifeltes Zeugniß geben. Wegen deſ-
ſen, was geſchrieben ſtund, war das Leiden
Chriſti unumgaͤnglich: ſo gar kan die Schrift
nicht gebrochen werden. Chriſtus ſelbs berief
ſich auf das jenige, was er bey ſeinem Vater
geſehen und von ihm gehoͤret, nicht aber von
ihm ſelber
geredet habe, wie auch ſeine Apo-
ſtel ſich hernach auf Ihn beriefen. Aber bey
dem Meiſter dieſer Gemeine iſt das Haupt-
Argument, die ſchwache Rede, Es iſt mir ſo:
wovon eigentlich die Predig vom Rath nach
des Heilands Herzen
handelt. Da heiſſt
es p. 5: „Wenn der Jeſaias zum Hiſkia ſag-
te:
Traue du auf GOtt, die Stadt ſoll den
Aſſyrern nicht uͤbergeben werden; und wenn
Jeremias zum Zedekia ſagte:
Gehe hinaus,
und uͤbergib dich den Aſſyrern, ſo wirſt du

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B 5
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[25/0045] Von der H. Schrift. Der 7 Satz. Die Lehre bey der ſo genannten Bruͤdergemeine bindet ſich nicht an die heilige Schrift. § 26. So ſpricht der HERR, iſt das Macht- wort, womit alles dasjenige, was GOtt durch die Propheten ſeinem Volk vor- tragen ließ, und die Propheten dem Volk von GOttes wegen vortrugen, bekraͤftiget wurde: und weil die Propheten goͤttliche Geſichte hat- ten, ſo konnten ſie davon, als Seher, ein ungezweifeltes Zeugniß geben. Wegen deſ- ſen, was geſchrieben ſtund, war das Leiden Chriſti unumgaͤnglich: ſo gar kan die Schrift nicht gebrochen werden. Chriſtus ſelbs berief ſich auf das jenige, was er bey ſeinem Vater geſehen und von ihm gehoͤret, nicht aber von ihm ſelber geredet habe, wie auch ſeine Apo- ſtel ſich hernach auf Ihn beriefen. Aber bey dem Meiſter dieſer Gemeine iſt das Haupt- Argument, die ſchwache Rede, Es iſt mir ſo: wovon eigentlich die Predig vom Rath nach des Heilands Herzen handelt. Da heiſſt es p. 5: „Wenn der Jeſaias zum Hiſkia ſag- te: Traue du auf GOtt, die Stadt ſoll den Aſſyrern nicht uͤbergeben werden; und wenn Jeremias zum Zedekia ſagte: Gehe hinaus, und uͤbergib dich den Aſſyrern, ſo wirſt du am B 5

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Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/45>, abgerufen am 29.03.2024.