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Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751.

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Theil I. Cap. I. Satz 12.
" Aber es stehet nicht allein erstaunlich viel vom
" heiligen Geiste in der Schrift; sondern man
" hat auch so allerhand Concepte von Ihm
" gehabt, daß Er aller Seelen einige Mutter,
" der Seelen Chava, die Mutter aller leben-
" digen sey. Es war aber sehr dunckel u. s. w.
" Der heilige Geist hat also eine continuirliche
" Treue an JEsu Christo bewiesen, und darum
" nennt der Simeon unsern Heiland, des
" heiligen Geistes sein JEsulein,
sein kleines
" Herzgen, daran Er alle seine Freude hat,
" daran Er so besonders theil nimmt, das Er
" schon in Mutterleibe bereitet, über Ihm ge-
" schwebet, und endlich ans Licht gebracht hat.
" u. s. w. Meine Geschwister! wenn wir des
" heiligen Geistes sein Mutter-Amt da anfan-
" gen, so kriegts einen neuen und seinen eigent-
" lichen Grund-Beweis.
Denn ihr wisst
" wol, wir haben alles vom Heilande her; wo
" hätten wir was, das Er uns nicht hätte ge-
" bracht? wo wären wir selbst, wenn kein JE-
" sus wäre: wir hätten keinen Vater, wir hät-
" ten keine Mutter, wir hätten keinen Mann,
" wenn Er nicht unser Lämmlein wäre. Weil
" Ers hat, so haben wirs: unser lieber Vater
" du bist, weil Christus unser Bruder ist;
" unser liebe Mutter du bist,
weil du in Mut-
" terleibe der Maria schon überm JEsulein ge-
" schwebt, weil du Ihn schon da mit deinen
" Flügeln bedekt, weil du schon da auch über
" der Maria ihrer Werkstätt wie eine Henne
" über ihrem Küchlein gesessen, und uns das

Wunder-

Theil I. Cap. I. Satz 12.
” Aber es ſtehet nicht allein erſtaunlich viel vom
” heiligen Geiſte in der Schrift; ſondern man
” hat auch ſo allerhand Concepte von Ihm
” gehabt, daß Er aller Seelen einige Mutter,
” der Seelen Chava, die Mutter aller leben-
” digen ſey. Es war aber ſehr dunckel u. ſ. w.
” Der heilige Geiſt hat alſo eine continuirliche
” Treue an JEſu Chriſto bewieſen, und darum
” nennt der Simeon unſern Heiland, des
” heiligen Geiſtes ſein JEſulein,
ſein kleines
” Herzgen, daran Er alle ſeine Freude hat,
” daran Er ſo beſonders theil nimmt, das Er
” ſchon in Mutterleibe bereitet, uͤber Ihm ge-
” ſchwebet, und endlich ans Licht gebracht hat.
” u. ſ. w. Meine Geſchwiſter! wenn wir des
” heiligen Geiſtes ſein Mutter-Amt da anfan-
” gen, ſo kriegts einen neuen und ſeinen eigent-
” lichen Grund-Beweis.
Denn ihr wiſſt
” wol, wir haben alles vom Heilande her; wo
” haͤtten wir was, das Er uns nicht haͤtte ge-
” bracht? wo waͤren wir ſelbſt, wenn kein JE-
” ſus waͤre: wir haͤtten keinen Vater, wir haͤt-
” ten keine Mutter, wir haͤtten keinen Mann,
” wenn Er nicht unſer Laͤmmlein waͤre. Weil
” Ers hat, ſo haben wirs: unſer lieber Vater
” du biſt, weil Chriſtus unſer Bruder iſt;
” unſer liebe Mutter du biſt,
weil du in Mut-
” terleibe der Maria ſchon uͤberm JEſulein ge-
” ſchwebt, weil du Ihn ſchon da mit deinen
” Fluͤgeln bedekt, weil du ſchon da auch uͤber
” der Maria ihrer Werkſtaͤtt wie eine Henne
” uͤber ihrem Kuͤchlein geſeſſen, und uns das

Wunder-
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[62/0082] Theil I. Cap. I. Satz 12. ” Aber es ſtehet nicht allein erſtaunlich viel vom ” heiligen Geiſte in der Schrift; ſondern man ” hat auch ſo allerhand Concepte von Ihm ” gehabt, daß Er aller Seelen einige Mutter, ” der Seelen Chava, die Mutter aller leben- ” digen ſey. Es war aber ſehr dunckel u. ſ. w. ” Der heilige Geiſt hat alſo eine continuirliche ” Treue an JEſu Chriſto bewieſen, und darum ” nennt der Simeon unſern Heiland, des ” heiligen Geiſtes ſein JEſulein, ſein kleines ” Herzgen, daran Er alle ſeine Freude hat, ” daran Er ſo beſonders theil nimmt, das Er ” ſchon in Mutterleibe bereitet, uͤber Ihm ge- ” ſchwebet, und endlich ans Licht gebracht hat. ” u. ſ. w. Meine Geſchwiſter! wenn wir des ” heiligen Geiſtes ſein Mutter-Amt da anfan- ” gen, ſo kriegts einen neuen und ſeinen eigent- ” lichen Grund-Beweis. Denn ihr wiſſt ” wol, wir haben alles vom Heilande her; wo ” haͤtten wir was, das Er uns nicht haͤtte ge- ” bracht? wo waͤren wir ſelbſt, wenn kein JE- ” ſus waͤre: wir haͤtten keinen Vater, wir haͤt- ” ten keine Mutter, wir haͤtten keinen Mann, ” wenn Er nicht unſer Laͤmmlein waͤre. Weil ” Ers hat, ſo haben wirs: unſer lieber Vater ” du biſt, weil Chriſtus unſer Bruder iſt; ” unſer liebe Mutter du biſt, weil du in Mut- ” terleibe der Maria ſchon uͤberm JEſulein ge- ” ſchwebt, weil du Ihn ſchon da mit deinen ” Fluͤgeln bedekt, weil du ſchon da auch uͤber ” der Maria ihrer Werkſtaͤtt wie eine Henne ” uͤber ihrem Kuͤchlein geſeſſen, und uns das Wunder-

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Zitationshilfe: Bengel, Johann Albrecht: Abriß der so genannten Brüdergemeine. Bd. 1. Stuttgart, 1751, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bengel_abriss01_1751/82>, abgerufen am 20.04.2024.